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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Anhalterin. »Auf einen Absacker. Ich wollte einfach noch nicht heim.«
    »War Mariele am Abend wieder zurück?«
    »Sie kam gegen zehn. Ich sah das Auto vorfahren. Veits Auto.« Feine Tränen liefen über Charlottes Wangen. Mühsam richtete sie sich auf und lehnte sich an das Kopfteil ihres Bettes. »Er war nicht dabei. Mariele kam allein. Sie sagte«, Charlotte wischte sich die Tränen weg, »sie sagte, er habe etwas vorgehabt, mit ein paar Kommilitonen. Aber ich weiß es besser.«
    Katinka nickte. Also hatte Veit noch ein Verhältnis. Vermutlich wieder mit einer Frau, deren Alter der politisch Korrekte mit ›reifer‹ bezeichnete.
    »Was war am Samstag?«
    Charlotte biss sich auf die Lippen. Ihr Atem kam schnell, sie schnappte nach Luft, als tauche sie aus dem Wasser auf.
    »Ich versuchte, ihn anzurufen. Erreichte ihn nicht gleich und ließ es dann sein. Ich war zu verletzt. Ich hätte ihm wer weiß was an den Kopf geworfen und dann wäre ... dann wäre alles aus.«
    So tief kann der Mensch sinken, dachte Katinka. Sie arrangiert sich mit seinen Liebschaften, nur um mit ihm ins Bett zu gehen. So wie Hardo sagt. Sex ist ein starker Antrieb.
    »Ich ging gegen Mittag ins Labor. Es ist immer was zu tun. Frau Palfy, wer hat die Briefe geschrieben?«
    »Ich beginne es zu ahnen«, sagte Katinka.
    »Nein. Nicht Veit. Nie im Leben Veit.«
    »Wir sollten zusammenarbeiten, Frau Isenstein.«
    »Warum Veit?« Charlotte brach in heftiges Schluchzen aus, und dieses Mal bemühte sie sich nicht, es wegzubeißen.
    »Das wissen Sie besser als ich. Er will Ihren Mann aus dem Weg haben.«
    »Aus dem Weg?« Charlotte wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. »Bitte, Frau Palfy, geben Sie mir die Packung Tempos dort auf dem Bord.«
    Katinka ließ Charlotte nicht aus den Augen, während sie nach den Taschentüchern griff. Aber ihre Vorsicht war unnötig. Charlotte Isenstein stand so nah am Abgrund, dass der Schwindel sie schon in den Fängen hatte. Ihr blieb keine Kraft mehr, um sich zu wehren oder Verstecken zu spielen. Katinka wartete. Schließlich fragte sie leise:
    »Sie wissen nicht, wo Veit sich am Samstagnachmittag aufhielt, richtig?«
    »Nein. Keine Ahnung.«
    »Wo war Mariele?«
    »Sie rief mich im Labor an. Von zu Hause. Ich sehe die Nummern auf dem Display. Sie war in Sorge wegen Veit. Ich versuchte, sie zu beruhigen. Ich bin ein falsche Schlange, Frau Palfy.«
    Katinka hatte sich unter Kontrolle. Sie würde Charlotte nicht trösten. Nicht sofort.
    »Und dann?«
    »Ich kam gegen sieben Uhr heim. Mariele saß im Garten und spielte mit ihrer Katze. Wir setzten uns zusammen und tranken ein Glas Wein. Das tun wir gerne. Sie erzählte von ihrem Studium.«
    »Sie sprach nicht zufällig von Markus und seinen Eskapaden?«, startete Katinka einen Versuch.
    Charlotte riss die Augen auf, straffte sich im nächsten Augenblick und fragte:
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine, dass Sie ein Problem mit Ihren Kindern haben«, sagte Katinka brutal. »Sie spannen Ihrer Tochter den Freund aus, und mit Ihrem Sohn steht auch nicht alles zum Besten.«
    Charlotte zog die Beine an und drückte die Stirn auf die Knie. Katinka unterdrückte den Impuls, sie zu beruhigen. Viele Male hatte Hardo sie so hart behandelt, wenn sie ihm in einem Fall etwas verheimlichte. Inzwischen verstand sie, warum.
    »Markus lebt von meinem Geld!« Charlotte putzte sich die Nase. »Er bringt es einfach zu nichts. Die wenigen Aufträge, die er an Land zieht, bringen ihm nichts ein.«
    »Er hat Aufträge?«
    »Schon. Ein paar.«
    Aha, dachte Katinka. So unfähig kann er nicht sein.
    »Warum spielen Sie dann Sponsor?«
    Charlotte zuckte die Achseln.
    »Markus war schon immer ein Sorgenkind. Schwierigkeiten in der Schule. Sprechstundentermine bei den Lehrern. Wir sollten ihn vom Gymnasium nehmen. Anders als seine Schwester hat er sich immer schwergetan. Er ist nicht dumm! Er hatte nur kein Interesse an der Schule.«
    Das wiederum verstand Katinka. Sie selbst lobte immer noch den Tag, an dem sie mit dem Abitur in der Tasche zum letzten Mal durch das Schultor getreten war, in eine Welt, wo man sie endlich für voll nahm und sie ihre eigenen Fehler machen ließ.
    »Wäre es mit Markus doch so leicht gewesen wie mit Mariele«, seufzte Charlotte.
    »Bittet Markus Sie um Geld?«
    »Ach was!«
    »Warum geben Sie ihm dann welches?«
    »Sie haben keine Kinder, Frau Palfy«, schnaubte Charlotte. »Sie können das nicht verstehen! Markus ist ein Faulpelz. Er sieht nicht ein, dass er

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