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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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sich für etwas anstrengen soll. Ihm fehlt der Ehrgeiz, und was er verdient, gibt er mit vollen Händen aus.« Charlotte presste sich ein Kissen vor das Gesicht.
    »Überweisen Sie ihm das Geld?«
    »Nein«, kam es dumpf. »Ich gebe es ihm in bar. Damit es nicht in seinen Büchern erscheint.«
    »Haben Sie Ihren Sohn in den letzten Tagen gesehen?«
    Charlotte schüttelte den Kopf.
    »Ihr Mann ist zweimal auffällig geworden«, machte Katinka weiter. »Er hat Frauen angegriffen, gewürgt, aus einer plötzlichen Aggression heraus.«
    »Er hat jetzt bessere Tabletten.« Charlotte schleuderte das Kissen zur Seite. »Seitdem ist nie wieder etwas passiert.«
    »Die junge Frau, die in Königsberg von der Reichsburg gestürzt ist, wurde auch einmal von Ihrem Mann angegriffen. In Dr. Thompsons Praxis.«
    Charlotte schüttelte den Kopf.
    »Ewald würde niemanden umbringen. Nie.«
    »Er war aber drauf und dran, zwei Frauen zu erwürgen, wenn man ihn nicht jedes Mal rechtzeitig daran gehindert hätte.«
    Sterbensmüde lehnte Charlotte den Kopf an die Wand.
    »Damals hatte er die neuen Tabletten noch nicht. Sie glauben gar nicht, was das für ein Unterschied ist. Nein. Ewald bringt niemanden um.«
    »Könnte ein Klinikaufenthalt Ihrem Mann helfen?«
    »Nein. Das würde seine Lebensqualität nicht bessern.«
    »Ist Dr. Thompson dieser Meinung?«
    Charlotte sah erstaunt drein.
    »Sicher. Sie ist seine Ärztin. Liz Thompson hat uns niemals zu einem stationären Aufenthalt geraten. Warum auch.«
    Sie hat euch nicht dazu geraten, weil sie Ewald als Patient nicht hergeben will, dachte Katinka. Er ist immerhin die beste Quelle für ihr Lieblingsthema.
    »Ewald ist seit Freitag alleine in Königsberg, nicht wahr?«, fragte Katinka.
    »Ja. Mariele besuchte ihn ja am Freitagnachmittag. Markus kümmert sich nicht um seinen Vater.«
    Wie sollte er auch, wenn der Rest der Familie so aufopfernd ist, dachte Katinka gereizt und sagte:
    »Gestern Nachmittag wurde einer Frau in Königsberg eine Briefbombe vor die Tür gelegt. Sie ging hoch.«
    »Aber ...«
    »Verdammt, Frau Isenstein!«, rief Katinka und dämpfte erschrocken ihre Stimme. »Die Explosion hat dieser Frau den Fuß zerfetzt. Vielleicht muss er amputiert werden. Hat Ewald jemals mit Sprengstoff experimentiert? Kennt er sich damit aus? Sagen Sie schon!«
    Entsetzt starrte Charlotte in Katinkas wütendes Gesicht.
    »Nein«, flüsterte sie matt. »Nein. Ewald hat niemals mit Sprengstoff zu tun gehabt. Das versichere ich Ihnen. Mein Gott!«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. Zitternd kroch sie in sich zusammen wie ein verletztes Tier.
    »Bitte«, wimmerte sie. »Bitte. Ich kann nicht mehr.«
    »Haben Sie mit Hauptkommissar Uttenreuther telefoniert?«, bohrte Katinka.
    »Er rief mich an. Geben Sie ihm die Briefe, von mir aus.« Schluchzend schlug sie mit der Hand auf die Matratze. »Geben Sie sie ihm. Es ist ohnehin alles verloren. Alles am Ende. Alles.«
    »O.k.«, sagte Katinka. Es war an der Zeit, die Quälerei einzustellen. »Wir können später noch mal reden.«
    »Es ist doch nur für das bisschen Glück ein paar Mal in der Woche«, flüsterte Charlotte Isenstein. »Nur ein bisschen Vergessen!« Sie klammerte sich an Katinkas Schulter und weinte.
    Katinka hätte am liebsten mitgeweint, aber sie durfte sich ihrer Angst nicht hingeben. Das Entsetzen würde sie allzu bald niederstrecken, bis dahin brauchte sie Kraft, um so viele Fragen wie möglich zu klären. Sie tätschelte Charlotte Isensteins Arm.
    »Entschuldigen Sie«, schniefte Charlotte. »Ich ... ich ...«
    »Sie weinen zu selten«, schlug Katinka vor.
    Verdutzt blickte Charlotte sie an. Dann versuchte sie ein verheultes, müdes Lächeln.

19. Die Elixiere des Teufels
    Katinka stand im Flur und startete ihren ersten Anruf bei Carla.
    »Alles in Ordnung?«, rief Carla ins Telefon.
    »Bei mir ja. Hat sich Tom gemeldet?«
    »Nein.« Carlas Stimme bebte vor Unruhe.
    »Ich rufe wieder an«, versprach Katinka und legte schnell auf.
    Sie setzte sich an den Küchentisch und sah zu, wie Charlotte Isenstein die Kaffeemaschine bediente, Brötchen aufbuk und den Tisch deckte.
    »Ich werde Ewald heute abholen«, sagte Charlotte bestimmt, während sie ein Fenster zum Garten öffnete. Kühle Morgenluft strömte herein. »Ich kann nicht zulassen, dass er alleine in Königsberg sitzt.«
    Nein, allerdings nicht, dachte Katinka. Sie nahm sich vor, Dr. Thompson zu fragen, warum sie für Ewald keinen Klinikaufenthalt erwog. Nur um ihre Reaktion zu

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