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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Mann, Sie stören mich bei der Ausübung meiner Aufgabe.«
    »Ich sage Ihnen doch, wir sind Bekannte. Worum geht es?«
    »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie stören?«
    »Hören Sie, Soldat, Sie wissen nicht, wer ich bin …«, und ich zog die Legitimation vom Büro meines Ministers und die Zutrittsgenehmigung für jedes militärische Sperrgebiet in den besetzten Gebieten heraus.
    »Mein Herr, für mich sind Sie ein Bürger wie jeder andere, und wenn Sie so weitermachen, sehe ich mich gezwungen, Schritte gegen Sie einzuleiten«, verwarnte er mich.
    »Was soll das heißen …«, erhob ich die Stimme.
    Jasmin brachte mich zum Schweigen. »Willst du das Feuer schüren oder löschen?«, flüsterte sie.
    Der Soldat trat zum Auto und führte eine gründliche Kontrolle durch. Die Kamera und die vielen Filme erhöhten sein Misstrauen, und er bat eine Soldatin, Jasmin ins Zelt zu bringen und
sie ebenfalls zu durchsuchen. »Eine Terroristeneinheit treibt sich in der Gegend herum«, erklärte die Soldatin.
    »Erscheint Sie Ihnen wie eine Terroristin?«
    Jasmin gab mir einen Wink, mich zu entfernen. Ich hatte mir selbst geschworen, alles für sie zu tun, und nun war ich wie gelähmt, wollte schreien und musste ohnmächtig zusehen, wie meine Geliebte zum Verhör und zur Körperdurchsuchung abgeführt wurde. Sie war lange Zeit dort, und als sie herauskam, ging sie langsam, den Kopf zu Boden gesenkt.
    Wir stiegen ins Auto, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hielt nahe dem kleinen Platz im Zentrum Jerichos. »Ich brauche einen Kaffee, Geliebte.«
    »Bitte, bring mich nach Hause«, sagte sie.
    »Es tut mir leid, was passiert ist.«
    »Was hättest du tun können?«

44.
    »DAS LÄSST SICH NICHT VERGLEICHEN! SIE IST EINE FRAU!«
    In all seinen Debatten mit Abu Nabil blieb Abu George bei seinem Standpunkt, dass man nach den Erschütterungen zu einer kritischen Selbstprüfung verpflichtet sei. Israel florierte, und die arabische Welt trat auf der Stelle. Warum? Er zerbrach sich den Kopf bei dem Versuch, das Erfolgsgeheimnis der Juden zu enträtseln. War es die Demokratie, die das Individuum respektierte, es nicht unterdrückte und das Beste aus ihm herausholte? Bei uns, dachte er, sowie in der gesamten arabischen Welt gibt es für den Einzelnen keinen Platz und keine Hoffnung, alle werden von der Sippe, von der Masse geschluckt, von der schmerzhaften Geschichte.
    Oder vielleicht lag das Geheimnis der Stärke der Juden in der Frau, die in den Dienst der Gesellschaft eingebunden war. Er erinnerte sich noch gut, wie Doktor Michelle, die Jüdin, sich die Freiheit herausgenommen hatte, die Worte ihres Direktors zu unterbrechen. Sie hatte sich einem Mann gleichberechtigt gefühlt. Bei uns schweigt die Frau, ist verschleiert, gefesselt im Gewand von Schande und Ehre, eingezwängt in starre Verbote von Religion und Tradition.
    Er lächelte, als er sich erinnerte, wie ihn Jasmin einmal der Kooperation mit dem Feind bezichtigt hatte. In letzter Zeit schien ihm, dass sich ihr Verhältnis zum Feind verändert hatte und nüchterner geworden war. Überhaupt kam es ihm vor, als hätte sich Jasmin beruhigt, vielleicht fing sie auch an zu verstehen, dass das Leben wichtiger war als alles andere und sein Recht forderte. Vielleicht beeinflusste sie der junge Nuri. Sie tauschten Meinungen aus, aßen manchmal zusammen im al-Hurrije und trafen
sich in Arbeitsangelegenheiten. Gestern waren sie gemeinsam zu einem Ausflug in den Norden des Landes gefahren. Das hatte er nicht erwartet. Aber er mischte sich nicht ein, um sein Verhältnis zu seiner Tochter nicht ins Wanken zu bringen und sie zurück zur Fatah in Paris zu treiben. Vielleicht würde ihr Leben ausgefüllt sein, wenn sie im Jugenddorf und mit einer eigenen Zeitung beschäftigt war.
     
    Das Telefon klingelte. Abu Nabil. Er lud ihn ein, ihm bei einem Besuch des Israelmuseums Gesellschaft zu leisten. Nicht mehr und nicht weniger. »Sie haben dort eine Ausstellung über islamische Kunst eröffnet«, sagte er.
    Am Nachmittag fuhren sie zum Museum. Er spürte, dass ihm Abu Nabil etwas sagen wollte und sich doch scheute. Nach dem Besuch setzten sie sich ins King David Hotel. Dort, auf der Terrasse, die auf die Stadtmauer und die Kirchtürme blickt, schlug er Abu Nabil vor, zusammen mit einem jüdischen Teilhaber sein Partner bei der Eröffnung eines Fischrestaurants im Ostteil der Stadt zu werden. Abu Nabil lächelte sein zynisches Lächeln und antwortete, während er an seinem

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