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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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aufgehört. Mama ist ein bisschen in Panik, du kennst sie ja, morgen oder übermorgen werde ich zu seinem Arzt gehen und mit ihm seinen genauen Zustand bereden.«
    »Erzähl ihnen nichts von mir.«
    »Natürlich nicht, ich bin doch nicht verrückt.«
    »Sag mal, du mit deinen Beziehungen, kannst du ihnen nicht ein Telefon verschaffen?«
    »Und du, wo du beim Mossad, beim Nachrichten- und Sicherheitsdienst,
arbeitest, kannst du ihnen keines besorgen? Weißt du, wie viele Schlange stehen? Ich hab den Bonzen von der Post geschmeichelt, bis ich mich vor mir selbst ekelte. Wir werden sehen, vielleicht gelingt es mir jetzt mit Hilfe des Ministers.«
    »Du hast eine wichtige Aufgabe übernommen«, sagte Kabi.
    »Na ja«, schwächte ich ab. Ich erzählte ihm nichts von dem Auto, das ich bekommen würde, dem Telefon, dem Büro im Ostteil der Stadt. Ich hatte mich vor ihm immer bescheiden gegeben. Sowohl weil ich im Kibbuz war, während er im Übergangslager gearbeitet hatte, als auch weil er der große Bruder war, dessen Erfolge bedeutender als die meinen zu sein hatten. Doch er begriff von allein, dass meine Aufgabe wichtig war.
    »Mein kleiner Bruder, hör auf mich, und führ ein Tagebuch über deine Arbeit dort.«
    Danach sprachen wir über die Propagandaaktionen für Araber, Kabis Spezialgebiet, das jetzt besondere Bedeutung erhielt. »Ich habe ein paar Ideen für sie«, sagte er.
    »Zum Teufel, musst du ihnen Ideen liefern nach dem, was sie dir angetan haben?« Fünf Jahre hatte Kabi beim arabischsprachigen Programm von Kol Israel gearbeitet, zunächst als Nachrichtensprecher, dann als Lokalreporter, Redakteur und Kommentator. Seine wohlklingende Stimme, sein Arabisch, sein Wissen und sein analytisches Talent befähigten ihn zu jedem Beruf. Trotzdem zeigten sie ihm eine lange Nase, und zwar gerade irakstämmige Vorgesetzte. »Sklaven, die sich nicht befreit haben«, nannte er sie. Sieben Jahre arbeitete unter Einsatz all seiner Möglichkeiten mit großer Hingabe und erhielt dennoch keine Festanstellung. Schließlich verließ er den Sender und versuchte sein Glück im Propagandaamt, doch auch dort wurde er immer wieder vertröstet. Dass seine Qualifikationen ignoriert wurden, dass er sich anbieten und immer wieder andere überzeugen musste, dass er etwas wert war, demütigte und quälte ihn. Von Protektion wollte er nichts hören. Ob dieses verfluchten Stolzes oder weil er es leid war, ständig um seine Position kämpfen zu
müssen, flüchtete er sich in eine Arbeit im Ausland, die ihm der Mossad anbot.
     
    Als mich Sandra in die Elazar-Hamoda’i-Straße zurückbrachte, war es schon spät. Ich leerte den Briefkasten und stieg müde und ausgelaugt die Treppen hinauf. Der Schmutz und die Unordnung, die mich in meiner Wohnung erwarteten, versetzten mich in trübe Stimmung. Man musste Ordnung machen, eine neue Seite aufschlagen.
    Gruschka saß vor meiner Tür. Ich ließ sie hinein und gab ihr den dicken Rahm aus dem Essenskorb, den mir meine Mutter mitgegeben hatte (Mama wusste, dass ich Rahm hasste, probierte es aber weiter). Gruschka leckte begeistert, tauchte ihre Schnurrhaare in den weißen Leckerbissen, und ich begriff, dass damit die Ära der einfachen Milch, die sie bis dahin von mir bekommen hatte, ihr Ende gefunden hatte. Auf den kargen Einkaufszettel notierte ich mit großen Buchstaben: »Rahm für die Prinzessin«.
    Im Radio erklang eine Symphonie von Mendelssohn, die Musik versetzte mich in betriebsame Stimmung, und ich begann trotz meiner Müdigkeit die Wohnung zu putzen. Die Putzgewohnheiten hatte mir meine Mutter von Kindheit an anerzogen, und die Ordnung hatte ich mir in der Jugendgemeinschaft im Kibbuz antrainiert. Dort hatte ich nur ein kleines Fach in einem Gemeinschaftsschrank zur Verfügung und war gezwungen gewesen, meine Kleidung und meine anderen Habseligkeiten darin unterzubringen, sodass ich zum Spezialisten im Zusammenfalten und Einschichten wurde. Aber hier, in der Wohnung, hatte ich einen großen, alten Schrank von der Jewish Agency, der zu meiner Verfügung stand. Er enthielt alles, was mir in die Hände fiel - Bettzeug, Kleider, Tonbänder, Akten, Listen, Lehrbücher, Zeitungsausschnitte. In der täglichen Hast geriet dort alles drunter und drüber, doch ich räumte immer wieder auf, ordnete und sortierte.
    Bald glänzte die Wohnung und verströmte einen guten Geruch.
Ich duschte mich, und mit einem Gläschen Slibowitz wandte ich mich dem Stapel Briefe auf dem Tisch zu. Ich fand einen Brief

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