Jax
geschützt werden müssen, koste es unser Leben.« Seufzend holt er Luft. »Bevor Ced starb, hasste ich die Outsider so sehr, ich kann es gar nicht sagen. Praktisch von Geburt an wurde ich darauf vorbereitet, diese verstrahlten Mutanten zu hassen und zu vernichten.«
»Sehen sie denn anders aus als wir? Bist du je einem begegnet?« Mein Herz rast.
»Ich hab in der Sperrzone einige von ihnen getötet. Sie sahen nicht anders aus als wir. Vielleicht weniger gepflegt, aber sie haben keine zwei Köpfe oder drei Arme. Allerdings soll das Problem in ihrem Gehirn liegen, sie sind wie Zombies und essen Menschenfleisch.«
Ich halte mir die Hand vor den Mund. »Oh Gott!«
»Das hat man uns zumindest beigebracht. Cedric war anderer Meinung, er sagte, er hätte eine Frau aus den Outlands gefangen. Sie schaffte es, in die Stadt einzudringen und hat sich den Rebellen angeschlossen.«
Ich richte mich kerzengerade auf. »Hat er sie ausgeliefert?«
»Nein, er hat sie gehen lassen und ich hätte ihn deswegen fast erschossen, obwohl ich sie nicht einmal gesehen habe. So loyal war ich dem Regime gegenüber«, sagt er mit dunkler Stimme.
»Das hört sich an, als wärst du jetzt anderer Meinung?«
»Nach Cedrics Tod habe ich niemanden mehr erschossen.«
Er hat sich verändert … »Was hat dich umgestimmt?«
Gequält schaut er mich an. »Ced und ich waren zweieiige Zwillinge, doch wir sahen uns ähnlich, wie du weißt. Wir stammten aus derselben künstlichen Befruchtung, bloß wurden die Eizellen unterschiedlichen Frauen eingepflanzt. Cedric kam zwei Jahre nach mir zur Welt. Schon im Trainingslager waren wir unzertrennlich. Und als er dann in meine Einheit kam, war ich sein Mentor, wir zogen alles zusammen durch. Aber plötzlich spürte ich, dass er ein Geheimnis hatte. Er wirkte die letzten Tage vor seinem Tod verschlossen und sonderte sich von mir und der Gruppe ab.«
»Wegen dieser Frau?«
Seufzend dreht er sich auf den Bauch und stützt sich auf den Ellbogen ab. »Ich weiß es nicht, er wollte mir mehr erzählen. Er wusste irgendwas, hatte Kontakte zu Rebellen und das muss irgendwie durchgedrungen sein.«
»Er hatte was ?« Ich beuge mich zu Jax vor und fasse an seinen Arm.
»Bei diesem Einsatz, bei dem wir beide schwer verwundet wurden, wollte er die Seiten wechseln.«
Ich bekomme kaum noch Luft, weil ich vor Aufregung vergesse zu atmen. Gebannt lausche ich Jax’ stockenden Worten.
»Ced wollte mir mehr erzählen und sich danach von mir verabschieden, da explodierte eine Granate direkt neben uns. Deshalb bin ich sicher, dass jemand aus dem Senat seinen Mord im Krankenhaus veranlasst hat. Es muss irgendetwas durchgesickert sein, und es macht mich wahnsinnig, dass er sich mir erst anvertrauen wollte, als es schon zu spät war.«
»Wenn ihr euch so gut kanntet, wusste er, wie loyal du warst.«
Seine Hände ballen sich zu Fäusten. »Verdammt … ja.«
»Dann hat Cedrics Tod deine Meinung über das Leben geändert?«
»Hm.« Er entspannt sich leicht, doch sein Gesicht wirkt immer noch verzerrt. »Mir kam es zugute, dass ich nach meiner Genesung nicht sofort an der Front eingesetzt wurde. Ich bin erst seit einer Woche wieder an der Stadtgrenze, aber da konnte ich nicht abdrücken, als ich einen Outsider vor dem Lauf hatte.«
»Hat er dir sonst nichts mehr erzählt?«
»Doch«, erwidert er leise. Seine Augen glänzen, hastig schaut er weg. »Als er sterbend in meinen Armen lag, flüsterte er: ›Wenn du überlebst, suche Julius Petri.‹«
»Wer ist das?«
»Keine Ahnung, ein Bürger der Stadt ist er nicht, das habe ich überprüft.«
»Dann ist es vielleicht jemand von den Rebellen?«
»Vermutlich.«
»Und hat er sonst nichts erwähnt?«
Jax dreht sich wieder herum und starrt an die Zimmerdecke. »›Es ist falsch, was wir tun‹, hat er gesagt, obwohl ihn die Granate der Rebellen halb zerfetzt hatte. Und: ›Ich kann nur in Frieden sterben, wenn ich weiß, dass mein Bruder auf meiner Seite steht.‹«
»Wie hast du reagiert?«
»Ich sagte: ›Wirst du sterben, werde ich dich rächen, egal, wer für deinen Tod verantwortlich ist.‹«
»Cedric wollte also tatsächlich überlaufen. Deshalb hast du in der Vergnügungseinheit nichts erwähnt.«
»Ja, aber es war nicht nur deswegen. Zwei Tage vor dem Anschlag habe ich ihn erwischt, wie er Medikamente in einem Kanal deponiert hat. Er hat sie für die Rebellen reingeschmuggelt.«
»Und du hast ihn nicht verpiffen.«
»Natürlich nicht, er war mein Ein und
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