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Jax

Jax

Titel: Jax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Jax.
    »Ich habe dich nicht gesehen und du mich nicht.«
    Was? Habe ich etwas in den Ohren?
    Als Jax nichts erwidert, luge ich an ihm vorbei.
    Crome lässt die Waffe sinken, und auch Jax senkt den Arm.
    Nachdem Jax wohl diese Überraschung verarbeitet hat, antwortet er: »Damit kann ich leben, Bruder.«
    Crome nickt uns zu und verschwindet.
    »Was war das denn bitte?«, wispere ich und merke erst jetzt, wie sehr ich zittere.
    »Keine Ahnung.« J ax schultert sein Gewehr, wirft einen Blick auf sein Handycom und schiebt die Hände unter Juls schlaffen Körper. »Aber jetzt verschwinden wir wirklich, bevor noch jemand auftaucht, der mir nicht wohlgesonnen ist.«
    »Das war Crome? Hatte der nicht weißes Haar?« Ich erinnere mich noch schwach an seinen Auftritt.
    »Der wechselt ständig die Haarfarbe, ist so ein Markenzeichen von ihm.«
    Wir gehen zum Tunnel und ich öffne den geheimen Durchgang. Es ist anstrengend, die schwere Tür aufzuschieben, aber bestimmt weniger anstrengend, als Julius zu tragen.
    Nachdem Jax mit Julius in den Armen hindurchgeschritten ist, möchte ich von innen die Tür zuziehen, schaffe es aber nicht. Da greift Jax’ Hand an mir vorbei, und schon ist der Tunnel geschlossen.
    »Warum hat Crome uns nicht ausgeliefert?« Das würde mich brennend interessieren.
    »Falls er mir noch mal über den Weg läuft, werde ich ihn fragen«, antwortet Jax grinsend, aber seinen Sinn für Humor teile ich weniger. Ich bin einfach nur glücklich, dass wir beide noch leben.
    Mit der Taschenlampe in der Hand eile ich voraus. Der Stollen ist niedrig, sodass ich den Kopf leicht einziehen muss, und das Erdreich mit Balken aus allen möglichen Materialien abgestützt. Jax kann nur gebückt gehen, dennoch schafft er es irgendwie, Julius zu tragen.
    »Wo habt ihr denn die ganze Erde hingetan?«, möchte ich wissen.
    »Ein Planquadrat von hier entfernt haben die Rebellen alte Bohrschächte gefunden, die noch vom Stadtbau stammten. Angeblich Fehlbohrungen für die Pfeiler der Kuppel. Dort haben wir alles reingekippt.«
    »Und die Stützpfeiler?«
    »Hier unten liegt eine Menge Müll herum, der lässt sich prima verbauen.«
    Der Weg kommt mir ewig vor, und da er eine leichte Kurve macht, sehe ich das Ende nicht. »Wirst du gleich zurückgehen, wenn du uns rausgebracht hast?« Ich bin aufgeregt, was mich dort erwartet, doch genauso aufgeregt bin ich, ob Jax weiterhin nach Rache sinnt.
    »Nicht, bevor ich dich irgendwo angekettet habe.«
    Plötzlich wird es heller, ich erkenne gelbes Licht am Ende des Tunnels. Nach einer weiteren Minute kann ich die Taschenlampe ausschalten. Der Ausgang! Ich drücke einen gigantischen Busch zur Seite, woraufhin mir Wärme und trockene Luft entgegenströmen. Eine glühend-gelbe Scheibe geht am Horizont auf und die Helligkeit treibt mir Tränen in die Augen. Es ist das erste Mal, dass ich die Sonne sehe, weshalb ich meinen Blick kaum abwenden kann.
    »Ist das schön«, wispere ich.
    »Sonnenaufgang. Die beste Zeit des Tages«, sagt Jax und legt Julius im Gras ab, damit er den Tunneleingang mit dem riesigen Busch abdecken kann.
    Der Ausgang befindet sich in einem Hügel, der eher einem Schrotthaufen gleicht, allerdings ist er teilweise mit Büschen bewachsen.
    »Warte, bis die Sonne am Zenit steht, dann ist es hier draußen im Sommer wie in einem Glutofen und leider nicht mehr so toll.«
    Mit der Hand schirme ich meine Augen ab, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ich sehe weder Menschen noch Tiere, bloß eine Wüste: vertrocknetes Gras, knochige Sträucher und diese stachligen Riesenfinger sind wahrscheinlich Kakteen. Am Horizont erstrecken sich graubraune Bergketten – ansonsten sind wir umzingelt von Ruinen ehemaliger Hochhäuser, halb verfallenen Konstrukten aus Glas, Stahl und Beton. Der Krieg muss hier ziemlich gewütet haben.
    Hinter uns erkenne ich die hohe Betonmauer der Stadt – den äußeren Ring –, dahinter die milchige Kuppel.
    Als ich ein leises Stöhnen vernehme, wirble ich herum. Jul ist aufgewacht.
    Sofort hocke ich mich zu ihm. »Wie geht es dir?«
    »Scheiße, hab ich Kopfweh«, murmelt er und zwinkert. Dabei drückt er sich eine Hand auf die Stirn. »Was ist passiert?«
    »Du hast einen heftigen Schlag abbekommen und warst bewusstlos. Blaire hat auf dich geschossen, doch deine Weste hat dich gerettet.«
    »Ich kann mich an nichts erinnern.« Mit Jax’ Hilfe setzt er sich auf. »Wo ist der Hurensohn?«
    »Jax hat ihn erschossen und uns rausgebracht.« Ich krame den

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