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J.D.SALINGER Neun Erzählungen

Titel: J.D.SALINGER Neun Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ich gehe auch nicht, wenn ich es nur irgendwie vermeiden kann. Aber vielleicht muss ich ja. Ich weiß auch nicht. Wenigstens wird man da vergessen. Wenn die mir wieder meinen kleinen Helm und meinen großen, fetten Schreibtisch und mein nettes, großes Moskitonetz geben, dann könnte es nicht – «
    »Am liebsten würde ich dir Vernunft ins Hirn prügeln, Junge, das würde ich richtig gern «, sagte der grauhaarige Mann. »Für so einen – Für einen angeblich intelligenten Kerl redest du genau wie ein Kind. Und das sage ich dir in aller Aufrichtigkeit. Du bauschst einen Haufen belangloser Kleinigkeiten derart auf, dass sie in deiner Vorstellung eine so blöde Bedeutung bekommen, dass du absolut unfähig zu jeder – «
    »Ich hätte sie verlassen sollen. Weißt du das? Ich hätte letzten Sommer Schluss machen sollen, als die Sache richtig gut für mich lief – weißt du das ? Weißt du, warum ich’s nicht gemacht habe? Willst du wissen, warum nicht?«
    »Arthur. Herr gott noch mal. Das führt doch überhaupt nicht weiter.«
    »Moment mal. Ich sag dir, warum! Willst du wissen, warum ich’s nicht gemacht habe? Ich kann’s dir genau sagen. Weil sie mir leidgetan hat. Das ist die ganze schlichte Wahrheit. Sie hat mir leidgetan.«
    »Na, ich weiß nicht. Dafür bin ich nun wirklich nicht zuständig«, sagte der grauhaarige Mann. »Mir scheint aber, dass du dabei eines vergisst, nämlich dass Joanie eine erwachsene Frau ist. Ich weiß nicht, aber mir scheint – «
    » Erwachsene Frau! Bist du wahnsinnig? Ein erwachsenes Kind ist sie, Herrgott! Hör zu, ich rasier mich gerade – hör dir das mal an – , ich rasier mich gerade, und auf einmal ruft sie vom anderen Ende der Wohnung nach mir. Ich geh hin und seh nach, was los ist – mitten beim Rasieren, das ganze verdammte Gesicht voller Schaum. Und weißt du was? Sie will mich fragen, ob ich finde, dass sie ein kluger Kopf ist. Ich schwör’s bei Gott. Die ist erbärmlich , ich sag’s dir. Ich seh sie an, wenn sie schläft, und ich weiß, wovon ich rede. Glaub mir.«
    »Tja, so was weißt du besser als – Ich meine, dafür bin i ch nicht zuständig«, sagte der grauhaarige Mann. »Es ist doch so, verflucht noch mal, du machst überhaupt nichts Konstruktives, um – «
    »Wir passen einfach nicht zusammen , das ist es. Das ist die ganze schlichte Geschichte. Wir passen einfach einen Dreck zusammen. Weißt du, was sie braucht? Sie braucht einen großen schweigsamen Scheißkerl, der bloß ab und zu mal hergeht und ihr so richtig eine überbrät – und dann die Zeitung zu Ende liest. So einen braucht sie. Ich bin verdammt zu schwach für sie. Ich hab’s gewusst, als wir geheiratet haben – das schwör ich bei Gott. Ich meine, du bist ein cleverer Scheißkerl, du hast nie geheiratet, aber hin und wieder haben die Leute, noch vor der Hochzeit, blitzartige Er leuch tungen, wie es nach der Hochzeit sein wird. Ich hab sie ignoriert. Ich hab meine ganzen verdammten Erleuchtungen ignoriert. Ich bin schwach. Das ist einfach der Kern der Sache.«
    »Du bist nicht schwach. Du gebrauchst nur nicht deinen Kopf«, sagte der grauhaarige Mann, während er von der jungen Frau eine frisch angezündete Zigarette bekam.
    »Natürlich bin ich schwach! Natürlich bin ich schwach! Verdammt, ich weiß doch, ob ich schwach bin oder nicht! Wenn ich nicht schwach wäre, glaubst du denn, ich hätte zugelassen, dass alles so – Aah, was soll das Gerede. Natürlich bin ich schwach … Gott, und ich halt dich die ganze Nacht wach. Warum legst du nicht einfach auf, Mann? Wirklich. Leg auf.«
    »Ich leg nicht einfach auf, Arthur. Ich würde dir gern helfen, wenn das menschenmöglich ist«, sagte der grauhaarige Mann. »Eigentlich bist du selbst dein schlimmster – «
    »Sie respektiert mich nicht. Sie liebt mich nicht mal, Herr im Himmel. Im Grunde – in der letzten Konse q uenz – liebe ich sie auch nicht mehr. Ich weiß auch nicht. Ich liebe sie und dann wieder nicht. Es wechselt. Es schwankt. Gott! Jedes Mal, wenn ich so weit bin, ein Machtwort zu sprechen, gehen wir aus irgendwelchen Gründen essen, und ich treffe sie irgendwo und sie kommt mit diesen verdammten weißen Handschuhen rein oder so was. Ich weiß auch nicht. Oder ich denke daran, wie wir das erste Mal zum Princeton - Spiel nach New Haven gefahren sind. Gleich nachdem wir vom Parkway runter waren, hatten wir einen Platten, und es war arschkalt, und sie hat die Taschenlampe gehalten, während ich das verdammte Ding repariert

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