Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)
nicht der Dackel, sondern das Dekolleté der dreißig Jahre jüngeren Beifahrerin. Und der Christophorus klebt nicht am Handschuhfach, sondern am Heck des Boliden, in Form der berühmten Zunge der Rolling Stones. Als würde diese Zunge auf der Autobahn all den jüngeren Hintermännern rausgestreckt: »Ich bin über sechzig und fahre vor euch! BÄÄÄH!«
Die Autohersteller buhlen um die Gunst der Rentner und übertreffen sich mit seniorengerechten Modellen – auch Opel. ( Anmerkung der Redaktion: Opel baut tolle Autos! ). Es gibt schicke Autos für alle alten Säcke. Klassen, mit extra breiten Türen und hohem Einstieg – echte High-Speed-Rollatoren mit über 200 PS. Und aus den 2000-Watt-Boxen klingt selbst Florian Silbereisen wie Metallica!
In den nächsten Jahren werden sicher noch viele Seniorenmodelle erscheinen, vielleicht so was wie der »VW Golf 60Plus«, »Opel Viagra« oder »Ford Nirwana«. Ich persönlich hoffe natürlich auf den »Citroën Boule«, mit Kugelablage und Rotweinflaschenhalter.
Aber machen wir uns nichts vor: Es gibt sie immer noch, diese Rentner, die ihr Auto nur sonntags aus der Garage rollen und sich mit 50 km/h, im zweiten Gang über die Landstraße quälen, um ihren Sohn im Altersheim zu besuchen. Es werden weniger, aber sie sind zäh.
Diese rollenden Hindernisse ruinieren das Bild der Senioren im Straßenverkehr. Und schon werden in Deutschland Stimmen lauter, die anregen, dass Autofahrer ab dem sechzigsten Lebensjahr den Führerschein regelmäßig erneuern sollen. Ich war auch dafür – bis vor knapp fünf Jahren.
Sicher, das Reaktions- und Sehvermögen lässt mit zunehmendem Alter nach, und viele ältere Autofahrer sind mit Medikamenten stärker gedopt als die Fahrer der Tour de France. Aber wir verfügen über eine Eigenschaft, die uns gegenüber jüngeren Fahrern überlegen macht: Erfahrung! Wir alten Säcke können den Straßenverkehr wie indianische Fährtenleser deuten und Gefahren erkennen, bevor sie entstehen. Senioren sind keine Geisterfahrer, auch wenn manche alterstechnisch schon gefährlich nah dran kommen.
Huch! Entschuldigung, ich musste gerade voll in die Eisen gehen. Warum bremsen die denn so plötzlich vor mir? Wohl verrückt geworden! Mein Puls ist auf hundertachtzig. Ich wünschte, die gleiche Zahl würde mein Tacho anzeigen.
So, jetzt geht es wieder. Ich stehe auf der linken Spur und muss mit ansehen, wie die Lkws rechts an mir vorbeirollen, und jetzt auch noch der Ford Folio. Na, da hat sich mein Kickstart von eben ja so richtig gelohnt …
Und überhaupt: Wie soll denn so eine Führerscheinprüfung für Senioren aussehen? Muss man den Erste-Hilfe-Kurs an sich selbst durchführen? Haben die Fahrschulautos ein H-Kennzeichen? Und gibt es demnächst in den theoretischen Prüfungen spezielle Fragen für Senioren?
Sie tanzen in einer Polonäse auf eine Kreuzung zu. Von rechts kommt ein Schulbus, von links ein Krankenwagen. Wer hat Vorfahrt?
A: Der Schulbus. Die jungen Leute müssen sich beeilen, damit sie möglichst bald unsere Rente erarbeiten können.
B: Der Krankenwagen. Er könnte ja für mich sein.
C: Egal, der Eckes-Edelkirsch ist eh gleich alle.
Einige Verkehrspsychologen regen an, die Fahrerlaubnis auf ein bestimmtes, den Senioren gut bekanntes Gebiet einzugrenzen. Zur Apotheke und zurück, zum Arzt, zum Friedhof. Nur frage ich mich, wie man das überhaupt kontrollieren will. Gibt es demnächst die elektronische Reifenfessel für Rentner? Und wenn man den erlaubten Pfad verlässt, macht es dann »pfffffffft« und alle Reifen sind platt?
Mannomann , jetzt auch noch Baustelle. Das ist aber auch eng hier! Wie schnell darf ich hier eigentlich fahren? Überall stehen Schilder, die machen einen doch ganz bekloppt. Vielleicht sollte man endlich Verkehrsschilder entwickeln, die von Senioren besser erkannt werden.
Dieses hier würde bestimmt kein Rentner übersehen:
Und dieses Verkehrszeichen würde auch eher dem Erfahrungsschatz der Senioren entsprechen:
Na gut, ich gebe zu, viele Senioren sind, was neue Verkehrsschilder angeht, nicht ganz auf dem Laufenden. Da kann es schon mal zu Fehlinterpretationen kommen.
Dieses Schild bedeutet »Unfallgefahr« und nicht »Parkplatz«. Auch wenn es bei manchen Senioren auf das Gleiche hinausläuft …
Und was denken viele Senioren, wenn sie dieses Schild sehen?
Neue Viagra kaufen!
Und hier noch ein Schild, mitten aus dem Leben:
Rechts abbiegen! Oder doch links? Mist, schon vorbei!
Aber Senioren
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