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Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition)

Titel: Je oller, je doller: So vergreisen Sie richtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Mockridge , Lars Lindigkeit , Markus Paßlick
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Unternehmens durch jene dunklen Jahre der deutschen Geschichte einzubauen versuchte. Meine Nase juckte einfach wie Hölle und verlangte nach schneller Linderung. Aber es ging nicht! Wie würde der Chef dastehen? Meine Augen begannen zu tränen, meine Stimme hatte Aussetzer. Meine Zuhörer waren gerührt vor so viel Einfühlvermögen. Nur noch zwei Sätze, und ich hatte die Nachkriegszeit erreicht. Da war er! Endlich! Adenauer – meine Rettung! Ich machte einen mauen Adenauer-Scherz, täuschte einen Niesanfall vor und prügelte mit zwei Faustschlägen die Bienenbesatzer aus meinen Nasenlöchern. Der Chef verbog sich vor Lachen, krümmte sich, fiel fast vom Stuhl. Es war zu spät, ich hatte keine Möglichkeit mehr, ihn zu warnen.
    Ich wusste, dass Lachen ansteckend sein kann, aber so eine Epidemie hatte ich bis dahin nicht erlebt. Das Lachen des Chefs verbreitete sich über das gesamte Publikum. Eine Lachwelle schwappte langsam nach hinten in den Saal, eine zweite ergoss sich nach vorne zurück. An den Stellen, an denen sich die Wellen trafen, zog ein Kichergewitter auf, bildete sich ein Grölsturm, gipfelte in einem tosendem Grunztsunami. Ich hatte sie alle in der Hand! Ich fühlte mich wie Hermann der Cherusker während der letzten Minuten der siegreichen Varusschlacht, wenn nicht gar wie Jürgen Drews auf der Bühne des »Oberbayern« kurz vor der Eroberung Mallorcas.
    Als ich schweißgebadet in meiner kleinen Garderobe den Triumph genoss, öffnete sich erneut die Tür, und der sichtlich verjüngte Chef betrat meine Ruhmeshalle. Er legte seine immer noch feuchte, aber immerhin warme Hand in meine und sagte: »Herr Mockridge, danke für den herrlichen Abend! Ich habe zwar keinen Ihrer Witze verstanden, aber ich habe mich noch nie so gut amüsiert wie heute!«
    »Oh ja, danke! Und tut mir leid wegen Adenauer …«
    Er schaute mich verständnislos an: »Äh, war das jetzt wieder, also, helfen Sie mir, war das lustig?«
    Es stand um ihn schlimmer, als ich dachte. Da mir keine gute Antwort einfiel, griff ich mir einfach an die Nase.
    »Ha! Herr Mockridge! Wusste ich doch! Nee, Sie sind mir einer …«

    Mir sind an diesem Abend zwei Dinge bewusstgeworden: Lachen hat nicht immer etwas mit Humor zu tun. Das sieht man auch gut an Guido Westerwelle.
    Und zweitens: Wenn man sich auf einer Betriebsfeier schon etwas Ansteckendes einhandelt, dann ist ansteckendes Lachen die bessere Alternative.

    Wir halten fest: Ob jung, ob alt, Lachen ist gesund. Senioren sollten sich ihrer besonderen Verantwortung dem Thema gegenüber stellen, schließlich haben sie ja auch die meiste Zeit dazu. Ausreden gelten nicht! Viele Senioren gehen in den Park, Tauben füttern, um ein bisschen Freude zu erleben. Ich frage mich: Was soll das für eine Freude sein? Man wirft das teure Futter den Parasitenschleudern vor die Dreckschnäbel, und als kleinen Dank bekommt man zum Abschied ein weiß-grünes Abzeichen auf die Schulter gezaubert. Wenn Sie wirklich Freude erleben wollen, dann füttern Sie nicht Tauben im Park, sondern Kinder auf dem Spielplatz. Kaufen Sie statt eines Sacks Taubenfutter zehn Tüten Gummibärchen, und dann ab dafür!
    ( Anmerkung des Verlages: Das Füttern von Kindern sollte nur in Absprache mit den Erziehungsberechtigten erfolgen .)
    Spielverderber!
    Ich muss los. Ich habe eine neue Geschäftsidee: Gummibärchen-Automaten an Kinderspielplätzen.

41.
    Drei Minuten aus meinem Leben
    Ich hatte vor Monaten ein schreckliches Erlebnis. Es hat mein Leben verändert. Ich zittere noch heute bei dem Gedanken an jenen schicksalsschweren Tag.
    Es war an einem Dienstagmorgen. Es schien ein Dienstag wie viele vor ihm zu werden. Ich hatte das Haus für mich allein, die Kinder waren in der Schule oder sonst wie beschäftigt, die Oma besuchte eine Senfausstellung in Düsseldorf, und Margie weilte beruflich in Berlin. Ich war gerade dabei, in meinem Arbeitszimmer ein Bild aufzuhängen (eine Sporturkunde aus meiner Schulzeit: vierter Platz im Einzel-Synchronschwimmen), und holte voller Konzentration mit dem Hammer zum ersten gezielten Schlag auf den Nagel aus, da hörte ich plötzlich eine Stimme.
    Eine Männerstimme! In meinem Haus!
    Ich umfasste den Hammer fest mit der rechten Hand und verhielt mich ganz ruhig. Da war sie wieder! Die Stimme klang weich, fast ängstlich. Und sie hatte einen leichten Akzent. Diesen Akzent kannte ich doch! Natürlich: Kanada, Toronto, Rotlichtviertel …
    Jetzt konnte ich die Stimme klar hören: »Ganz ruhig,

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