Je sueßer das Leben
wissen, dass ich es aufgegeben habe, bestimmte Dinge verstehen zu wollen.«
Livvy wünschte, sie hätte nicht davon angefangen. Julia hat recht – es ist einfach nur Brot. »Warte, Julia! Es tut mir leid.«
Julia dreht sich um, und einen kurzen Moment lang erscheint ein Ausdruck des Bedauerns auf ihrem Gesicht. »Ich weiß. Mir auch.« Dann verlässt sie Livvys Büro.
Madeline macht einen Pfirsichauflauf und verteilt gerade Butterstückchen darauf. Dann streut sie etwas braunen Zucker darüber, bedeckt ihn mit Alufolie und schiebt ihn sofort in den Ofen.
»Fünfunddreißig Minuten?« Connies Hand liegt auf dem Küchenwecker in Gestalt eines kleinen Huhns, den Madeline auf einem Flohmarkt entdeckt hat.
Madeline nickt. »Nach zwanzig Minuten kommt die Alufolie runter.« Sie fängt an, die Arbeitsfläche abzuwischen.
»Lassen Sie mich das machen, Madeline.« Connie stellt den Wecker, dann nimmt sie Madeline den Lappen aus der Hand. Geschickt wischt sie über die Platte und sammelt die Krümel in ihrer Hand. Sie wirft sie ins Spülbecken, spült den Lappen mit Seife aus und hängt ihn über den Handtuchhalter, damit er trocknen kann. »Ist noch was zu tun, bevor wir aufmachen?« Madeline beneidet sie um ihre leuchtenden Augen und ihre Energie.
Dabei hat Madeline sich nie so sehr nach Jugend gesehnt wie andere Frauen. In Kalifornien sind alle von dieser Sehnsucht angesteckt. In Nordkalifornien machen die Leute Yoga und Pilates, sie wandern und fahren Kajak, kurzum: Sie tun alles, um schlank und fit zu bleiben, während im Süden die Schönheitschirurgen ihre Messer wetzen, um der lästigen Cellulitis und schwabbeligen Oberarme Herr zu werden. Die grauen Haare und Falten stören Madeline nicht, nicht einmal ihre schlechter werdenden Augen. Sie vermisst nur die Energie, die scheinbar unerschöpfliche Kraft, die junge Leute für selbstverständlich halten. Wenn man sie endlich zu schätzen weiß, ist es zu spät, und man sitzt am Küchentisch und sieht zu, wie eine junge Frau, die ein Drittel so alt ist wie man selbst, die ganze Arbeit macht.
»Mal sehen.« Madeline muss sich zwingen, sich zu konzentrieren. Manchmal trauert sie der Anfangszeit nach, als der Teesalon noch schleppend lief. Sie hatte viel Zeit, um sich auszuruhen und nachzudenken, selbst um zu lesen. Sie hat in aller Ruhe gekocht und konnte großzügige Portionen ausgeben. Jetzt droht ihnen gegen Ende eines jeden Tages das Essen auszugehen. Sie hat Connie eine Lohnerhöhung gegeben und sie Vollzeit angestellt und bereits laut darüber nachgedacht, dass sie noch jemanden für die Küche suchen sollten. »Wir müssen Ollie anrufen, die Eier werden langsam knapp, vielleicht hat er noch ein paar Pappen für uns. Sonst müssen wir welche im Supermarkt kaufen. Das Unkraut im Kräutergarten wartet darauf, gejätet zu werden …«
»Das habe ich gestern schon während der Mittagspause gemacht. Ich bin fast fertig damit.«
»Connie«, sagt Madeline streng, auch wenn sie sich insgeheim freut – sie schätzt es, dass Connie so zupackt und mitdenkt. »Bitte sagen Sie mir das nächste Mal Bescheid. Sie sollen sich während Ihrer Pause ausruhen. Sie tun zu viel.«
»Das macht mir wirklich nichts aus, Madeline«, sagt Connie eifrig. »Gibt’s sonst noch was zu erledigen?«
Madeline knipst das Licht in der Speisekammer an und geht die Regale durch. »Wir müssen wirklich dringend einkaufen gehen. Wir brauchen Rapsöl und Apfelmus. In der Diele liegen zwei Pakete, die zur Post gebracht werden müssen. Sie sind schon zugeklebt und adressiert.«
»Öl und Apfelmus. Eier, wenn Ollie keine mehr hat.« Connie zieht ein kleines Notizheft aus ihrer Gesäßtasche und blättert zu einer leeren Seite. Sie besteht darauf, ihre Einkäufe in dem kleinen Heft zu notieren, so dass sie einen besseren Überblick über die Ausgaben haben. Sie hat sich auch schon verschiedene Buchhaltungsprogramme angesehen und versucht, Madeline zum Kauf der entsprechenden Software zu überreden, damit sie auch die Kreditkartenausgaben verfolgen können, aber Madeline zweifelt noch, ob es der Mühe wert ist. »Die Pakete habe ich gestern auf dem Heimweg weggebracht.«
Strahlend zieht Madeline eine große Tüte mit Schokostreuseln hervor. »Sie müssen Gedanken lesen können, Connie. Vielen Dank.«
»Gerne. Ach, und den Brief habe ich auch eingeworfen.«
Madeline reißt die Tüte auf, und ein Schauer Schokostreusel geht auf den Boden nieder. »Welchen Brief?«
Connie kniet bereits und fegt die
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