Je sueßer das Leben
sie komischerweise wütend.
»Dagegen bin ich ja ein richtiger Morgenmuffel«, sagt Vivian lachend. »Ich bin gerade erst gekommen. Wenn ich Glück habe, schaffe ich noch fünf Minuten auf dem Laufband.«
Noch immer keuchend greift Mark nach seiner Wasserflasche. »Das ist besser als nichts!« Er ist entschlossen, so zu tun, als wäre es völlig normal, sie hier zu treffen, obwohl es ziemlich merkwürdig ist, mit seiner Kollegin in Sportklamotten herumzustehen. Es fühlt sich seltsam an, beinahe intim, und das gefällt ihm nicht. Er wischt mit seinem Handtuch die Griffe ab und steigt vom Laufband, um zur Rudermaschine zu gehen.
»Ich wollte mit Ihnen über das Cherry-Hill-Projekt reden«, sagt Vivian, die ihm folgt. »Ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie wir die Offenheit des Hauses erhalten können, so dass die fantastische Aussicht nicht verloren geht. Außerdem lassen sich die etwas altmodischen Materialien in der Küche aufwerten, indem wir einfach die Farbpalette ändern, dann brauchen wir nicht alle …«
»Vivian.« Er unterbricht sie und dreht sich zu ihr um. Bleib fest . »Das klingt alles sehr gut, und ich bin gern bereit, mir Ihre Vorschläge anzuhören, aber nicht jetzt.«
Sie legt den Kopf schief. »Wann denn? Ich habe den ganzen Tag Termine in Rockford und dem Kunden versprochen, ihm bis morgen einige Vorschläge zu unterbreiten.«
Leicht verärgert wirft Mark seine Sachen auf eine Bank. Warum hat sie bis zur letzten Minute damit gewartet?
»Es ist ja nicht so, dass ich auf den letzten Drücker damit komme«, sagt sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Sie hebt den Kopf und sieht jetzt selbst etwas verärgert aus. »Ich habe Ihnen drei Mails geschickt und mehrere Nachrichten auf Ihrer Voicemail hinterlassen.«
Jetzt erinnert er sich, aber deswegen hat er noch lange nicht gewusst, dass sie bis morgen eine Antwort braucht.
»Ich muss gehen«, sagt er nach einem Blick auf seine Uhr. Die Viertelstunde ist vorbei, und er muss schnell unter die Dusche springen, wenn er es rechtzeitig zu dem Meeting schaffen will. »Wir werden das auf später verschieben müssen.«
»Mein Tag ist ziemlich voll«, sagt sie. »Ihrer wahrscheinlich auch. Wie wäre es, wenn wir bei einem frühen Abendessen darüber reden? Ich wollte schon lange mal das Roux ausprobieren, Sie wissen schon, dieses neue Restaurant.«
Mark hat vom Roux gehört, es gilt als eines der besten französischen Fusion-Restaurants. Er wäre gern selbst mal hin, um sich die Architektur und die Einrichtung anzusehen, aber Julia geht nicht gerne aus. Abgesehen davon sind es vierzig Minuten Fahrt mit dem Auto.
»Es liegt auf halbem Weg zwischen Rockford und Avalon«, fährt Vivian fort. »Da sind Sie früh genug zurück, um den Abend mit Julia und Gracie zu verbringen.« Vivian lächelt ihn an. »Wir können uns um fünf treffen, dann sind Sie um sieben zu Hause.«
Wenn er noch länger hier herumsteht, kommt er zu spät. »In Ordnung«, sagt er. »Im Roux. Um fünf.«
Als Mark ins Roux kommt, sitzt Vivian bereits an der Bar, vor sich einen Drink.
»Daran ist nur das Kleinstadtleben schuld«, sagt sie entschuldigend. Sie sieht umwerfend aus in ihrem schicken Wickelkleid und den hohen Schuhen. Professionell und dennoch ausgesprochen feminin. »Ich habe vergessen, dass man in den meisten Restaurants erst ab halb sechs etwas zu essen bekommt. Aber wir können an der Bar sitzen, bis die Küche öffnet.«
Mark will gerade vorschlagen, dass sie an der Bar bleiben und dort ihre Besprechung abhalten, als ein junger Mann im schwarzen Anzug zu ihnen tritt. Mark erkennt ihn sofort, es ist Bruno Lemelin, der Besitzer des Roux und zweier anderer Sterne-Restaurants im Staat Illinois.
»Mark Evarts«, sagt Lemelin und schüttelt ihm die Hand. Sie sind sich zwar noch nie begegnet, aber Lemelin lächelt ihn dennoch herzlich an, so als wären sie alte Freunde. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich war ganz begeistert, als Vivian anrief und Ihr Kommen ankündigte. Ich habe mir kürzlich das Bacchanali in Chicago angesehen. Das haben Sie wunderbar hingekriegt.«
»Danke.« Sie tauschen ihre Karten aus.
»Ich würde gerne mit Ihnen über ein paar Projekte reden, die ich am Laufen habe, vielleicht ergibt sich ja eine Zusammenarbeit.« Lemelin klopft ihm auf die Schulter und lächelt Vivian zu, wobei er sie einmal rasch von Kopf bis Fuß mustert. »Unser Maître d’hôtel wird Sie gleich zu Ihrem Platz geleiten, aber zur Überbrückung der
Weitere Kostenlose Bücher