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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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und unterhält ihn mit lustigen und interessanten Geschichten über ihre Reisen, und er stellt bewundernd fest, was für eine kluge Frau sie ist, und gleichzeitig der Typ zum Pferdestehlen.
    Dann führt man sie zu einem Tisch, und es werden sofort verschiedene Gerichte aufgetragen: gegrillte Entenbrust mit noch mehr Foie gras, Haselnussrisotto mit Kalbsbries, Wachtel mit Sultaninen-Sabayon und dazu Grießgnocchi. Das ist nun wirklich Welten entfernt von Fertigpizza und Dosenravioli.
    Mark spürt, wie während des Essens seine Lebensgeister wiedererwachen. So gut hat er in seinem ganzen Leben noch nie gegessen. Und dann steht plötzlich Lemelin an ihrem Tisch und schlägt einen Termin für ein Treffen vor – würde ihnen der nächste Donnerstag passen? Sie könnten sich gleich hier im Restaurant treffen. Mark kann es kaum erwarten.
    »Wow«, sagt Vivian, als sie zu ihren Autos gehen. »Das nenne ich produktiv. Geschäftsbesprechung, tolles Essen, neuer Kunde.«
    »Noch ist er kein Kunde«, korrigiert Mark sie lachend. Das Essen und der Alkohol haben ihn in Hochstimmung versetzt.
    »Aber er wird es werden«, sagt Vivian siegessicher. Sie greift in ihre Tasche und holt einen kleinen Schlüsselanhänger mit dem unverkennbaren Porsche-Wappen heraus.
    »Sie fahren einen Porsche?« Mark starrt auf das 911er Coupé vor ihnen, kirschrot mit schwarzen Ledersitzen und Alufelgen. Wie hoch ist eigentlich ihr Gehalt?
    »Geleast«, sagt sie. Sie richtet den Schlüsselanhänger auf das Auto und entriegelt die Türen. Mark weiß nicht genau, ob er gerade Bewunderung oder Neid verspürt. »Ich wechsle alle fünf Jahre. Kaum ist die Garantiezeit vorbei, geht nämlich ein Teil nach dem anderen kaputt. Da gehe ich lieber auf Nummer sicher.« Sie hält ihm den Schlüssel hin. »Wenn Sie Lust haben, können Sie gerne eine kleine Runde drehen.«
    Ein Teil seines Gehirns sagt ihm, dass er sich schleunigst nach Hause begeben sollte, der andere überlegt, wie lange es dauert, einmal um den Block zu fahren. Nur einmal. Vielleicht auch zweimal. Es ist ein Porsche, verdammt noch mal.
    Stattdessen hält er Vivian die Tür auf und wechselt das Thema. »Warum sind Sie so überzeugt, dass Lemelin uns den Auftrag geben wird?«
    Vivian setzt sich hinters Lenkrad und hält dann inne, eines ihrer langen Beine noch auf dem Boden.
    »Weil manche Dinge«, sagt sie und sieht ihm dabei in die Augen, »einfach vorherbestimmt sind.«
    Sie fährt davon, ein perfekter Abgang in einem wunderschönen Stück guten deutschen Automobilbaus. Die roten Rücklichter blinzeln ihm zu, necken ihn, fordern ihn heraus, ihnen zu folgen.
    Das Licht im Schlafzimmer brennt, die Tür ist einen Spaltbreit offen. Mark steht in dem Lichtstreifen, die Aktenmappe noch in der Hand. Er sieht Julia im Schneidersitz auf dem Bett sitzen. Sie hat ihren Schlafanzug an und liest in einer Zeitschrift. Er öffnet die Tür etwas weiter und räuspert sich. Er will sie nicht stören, aber sie soll wissen, dass er zurück ist. »Hallo.«
    Julia blickt auf. Sie hat ihre Haare zu einem schlichten Knoten gebunden, ein paar Strähnen umrahmen ihr Gesicht. Es sieht frisch aus und glänzt ein wenig, so als habe sie es gerade gewaschen. »Hi.«
    »Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Ich hatte ein unerwartetes Geschäftsessen, und dann wurde es später und später …«
    »Kein Problem.« Julia vertieft sich wieder in die Zeitschrift. Sie nimmt einen Stift zur Hand und spielt damit, kringelt etwas ein.
    Mark lockert seine Krawatte, geht aber nicht ins Schlafzimmer. Sein Bett steht unten, im ehemaligen Gästezimmer. Sie hatten das nicht geplant. Es hat sich so ergeben, als Julia nach Joshs Tod und Gracies Geburt Schlafprobleme hatte. Sie schlief sehr leicht und wachte jedes Mal auf, wenn sich Mark im Bett herumdrehte. Nicht zu vergessen sein Schnarchen. Er versuchte alles – Kinnband, Nasenklammer, Spray, sogar Hypnose. Nichts half. Wie oft fand er morgens Julia schlafend auf dem Boden in Gracies Kinderzimmer oder unten auf dem Sofa.
    Er stellt seine Aktenmappe ab, er will noch nicht gehen, weiß aber auch nicht, was er sagen soll. Er entscheidet sich für das Naheliegende. »Habt ihr beiden zu Abend gegessen?«
    Sie nickt. »Den Rest vom Hackbraten. Und du?«
    Die Frage überrascht ihn. Julia hat sich schon eine Ewigkeit nicht mehr nach seinem Befinden, seinem Tagesablauf oder der Arbeit erkundigt und redet mit ihm allenfalls über Gracie. Er beschließt, ihr alles zu gestehen. »Ja. Ich war mit

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