Je sueßer das Leben
einer Kollegin im Roux, dem neuen Restaurant im Tal. Der Besitzer will nächste Woche mit uns reden, womöglich engagiert er uns für sein nächstes Projekt.«
»Toll.« Julia sieht nicht auf.
»Das Essen war großartig«, fährt er eifrig fort. »Vielleicht hast du ja mal Lust, mit mir zusammen hinzugehen.«
Julia erwidert nichts, sondern zuckt nur die Achseln.
Mark wünschte, er hätte daran gedacht, ihr ein Dessert mitzubringen. Früher hat er das immer gemacht, noch einmal den Dessertwagen kommen lassen und etwas zum Mitnehmen ausgesucht. Seine Kunden fanden das charmant, und seine Kollegen zogen ihn damit auf, aber das war ihm egal – er tat es schließlich nicht für sie, er tat es für Julia. Er bedauert, dass er nicht daran gedacht hat. Wie konnte er das nur vergessen?
»Dieses Freundschaftsbrot war wirklich gut«, sagt er stattdessen, entschlossen, das Gespräch nicht so schnell aufzugeben. Gracie und Julia haben das Brot gestern gebacken, und sie haben es zum Nachtisch und heute Morgen zum Frühstück gegessen.
»Danke.« Sie sieht auf und lächelt.
Etwas Schöneres hat er noch nie gesehen. Er will schon in das Zimmer treten, als sie sagt: »Es ist spät. Ich sollte wohl langsam schlafen.«
»Ja, stimmt, du hast recht.«
Julia legt Zeitschrift und Stift auf das Nachttischchen und schlüpft unter die Decke. Sie zieht sie bis zu den Schultern hoch, dreht sich auf die Seite und streckt die Hand nach dem Lichtschalter aus. »Gute Nacht.«
Plötzlich versinkt das Zimmer in Dunkelheit. »Gute Nacht«, sagt er. Er geht zurück in den Flur und schließt die Tür hinter sich.
Clinton Becker, 36
Kopiergerätetechniker
»Was ist das?« Clinton Becker sieht mit gerunzelter Stirn auf den Beutel. Bestimmt hat das Zeug mit irgendeinem Kunst- oder Naturkundeprojekt im Kindergarten zu tun, aber seine Tochter Juniper sagt noch einmal, dass es Brotteig ist.
»Wir können ihn zu Hause backen und den Rest mit anderen teilen«, erklärt sie ihm aus ihrem Kindersitz von der Rückbank. Die Ampel vor ihm schaltet auf Rot, und er bremst. Es sieht irgendwie nach zu flüssigem Hummus aus. Hummus hat er schon einmal probiert, und es hat gar nicht einmal so schlecht geschmeckt. Clinton öffnet den Beutel und beugt den Kopf hinunter, um daran zu riechen. Er verzieht das Gesicht. Definitiv kein Hummus.
Hinter ihm hupt es, und Clinton sieht, dass die Ampel auf Grün gesprungen ist. Er versucht, den Beutel wieder zu verschließen, bekommt aber auf die Schnelle den Druckverschluss nicht richtig zu. Vorsichtig stellt er den Beutel auf den Beifahrersitz. Er ist kein Fan von diesen Schulprojekten. Das soll Juniper mit ihrer Mutter machen, auch wenn er daran zweifelt, dass sich Angie dafür interessiert. Sie ist mit ihrem neuen Freund beschäftigt, irgendeinem blöden Buchhalter.
»Was gibt’s zum Abendessen?«, fragt Juniper.
»McDonald’s«, erwidert er und lächelt, als von der Rückbank ein Jubelschrei ertönt. Im Rückspiegel betrachtet er seine Tochter, die glücklich mit den Beinen strampelt und ein Lied summt, das er nicht kennt. Gott sei Dank hat er um das gemeinsame Sorgerecht gekämpft. Er hat in seinem Leben schon viele dumme Entscheidungen getroffen, aber Juniper gehört sicher nicht dazu.
Am Drive-thru-Schalter bestellt Clinton ein Happy Meal mit Hamburger, Fruchttüte und Schokoladenmilch für Juniper und ein Big-Mac-Menü für sich selbst. Als er sich zum Fenster dreht, entdeckt er ein bekanntes Gesicht.
»Hi, Clinton.« Debbie Reynolds lächelt ihn schüchtern an. Debbie war auf der Highschool eine Klasse unter ihm, aber da sie zwei Klassen übersprungen hat, ist sie um einiges jünger als er. Debbie ist auf ein gutes College gegangen und auf eine noch bessere Business School, aber dann ist sie nach Avalon zurückgekehrt, um sich um ihre Mutter zu kümmern. Er fand es zuerst schade, dass eine so kluge Frau in einem Fast-Food-Lokal endete und Hamburger briet, aber dann las er einen Artikel in der Avalon Gazette , in dem stand, dass sie und zwei Geschäftspartner die McDonald’s-Filiale in Avalon gekauft hatten und dazu noch einige in der näheren Umgebung, insgesamt fünf oder sechs. Frauen wie Debbie Reynolds gibt es nicht oft, so viel steht fest.
»Hallo, Debbie. Na, ich hoffe, du lässt nichts anbrennen?« Clinton grinst sie an.
Sie lächelt. »Das macht neun Dollar und elf Cent.«
Er gibt ihr einen Zehndollarschein, und sie nimmt ein paar Münzen aus der Kasse. »Wie kommt es, dass du dauernd
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