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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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Mehl hinein? Meine Zimmergenossin im College hatte einen Brotbackautomaten, und ich erinnere mich, dass ihr Teig fester war …«
    Julia merkt, dass sie die Luft anhält, während sie Hannah zuhört, deren Stimme aufgeregt durch die Leitung kommt. Es ist etwas so Unbedeutendes – ein schlichtes Telefongespräch –, und doch kann Julia kaum glauben, dass es stattfindet. Eine normale Unterhaltung, die nichts mit ihr oder Gracie zu tun hat oder damit, dass Mark später aus dem Büro nach Hause kommt. Keine Spur Sorge oder Mitleid in Hannahs Stimme. Im Gegenteil, sie klingt so durcheinander, dass Julia sich plötzlich in der Position derjenigen wiederfindet, die jemand anderen beruhigen muss.
    »Das ist ganz richtig so«, sagt Julia. Sie hört das Amüsement in ihrer eigenen Stimme und muss lächeln. »Ich hätte es Ihnen gleich sagen sollen. Es heißt zwar Freundschaftsbrot, aber es ähnelt eher einem Kuchen. So wie Bananenbrot.«
    »Ach so!« Hannah seufzt erleichtert. »Dann mach ich also nichts falsch?«
    »Nein, gar nichts. Haben Sie es schon in den Ofen geschoben?« Julia lehnt sich gegen die Küchentheke, das Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt.
    »Nein, ich wollte Sie zuerst anrufen.«
    »Stellen Sie es hinein und rufen Sie mich in einer Stunde, wenn es fertig ist, noch mal an«, sagt Julia.
    Hannah zögert. »Meinen Sie wirklich? Ich möchte Ihnen nicht auf die Nerven fallen.«
    »Das tun Sie nicht.« Julia erinnert sich nicht, was sie an diesem Vormittag vorhatte, aber wie immer bestand ihr Plan wohl darin, keinen zu haben. »Bis nachher.«
    Sie hängen ein, und Julia betrachtet ihren eigenen Beutel mit Teig. Sie werden ihn backen, sobald Gracie zu Hause ist. Die Anleitung haben sie bereits kopiert, und Gracie hat eine weitere kleine Auswahl unter ihren Kindergartenfreunden getroffen, denen sie die überzähligen Beutel geben will. Sie werden einen Laib für sich backen und vielleicht einen für Mark fürs Büro. Wenn er will.
    Immer wieder wirft Julia einen Blick auf die Uhr, ob die Stunde schon vorbei ist. Plötzlich ist sie voller Energie, sie räumt den Kühlschrank auf und putzt ihn darüber hinaus in Rekordzeit. Wann hat sie das zum letzten Mal gemacht? Vor einem Jahr vielleicht, und es hat endlos gedauert. Sie hatte sich jeden Tag ein Fach vorgenommen, dann die Tür und für die nächsten drei Tage dann den Gefrierschrank. Eine Woche. Sie hatte eine Woche gebraucht. Und jetzt hat sie es in nicht einmal einer Stunde geschafft.
    Julia denkt an den Vormittag vor zehn Tagen, als sie Hannah bei Madeline kennenlernte. Sie wusste nicht, weswegen Hannah an dem Tag geweint hatte, aber sie war dankbar. Auf einmal hatte sie das Gefühl, nicht der einzige Mensch zu sein, dem etwas Schreckliches widerfahren war.
    Als das Telefon klingelt, hechtet Julia förmlich danach. »Ja?«
    »Hallo, Julia. Ich bin’s, Hannah. Es tut mir so leid, Sie damit belästigt zu haben. Sie hatten recht – das Brot sieht wunderbar aus! Jetzt warte ich, bis es abgekühlt ist, und dann probiere ich eine Scheibe.« Hannah klingt sehr zufrieden, und Julia ist merkwürdig stolz.
    »Das freut mich. Es freut mich, dass es geklappt hat.«
    »Mich auch. Ich habe zwei linke Hände bei allem, was mit Haushalt zusammenhängt, daher war ich mir sicher, dass ich irgendetwas falsch gemacht habe. Danke, dass Sie mir geholfen haben.«
    »Gerne.« Julia will das Telefonat nicht beenden, aber ihr fällt nichts ein, was sie sagen könnte.
    »Da ist nur noch eine Sache …«
    »Ja?«
    »Es hat Spaß gemacht, aber ich bin wirklich keine begnadete Köchin oder Bäckerin. Was soll ich denn jetzt mit den anderen Teigbeuteln machen?«
    Julia lacht und erinnert sich, dass sie sich vor zehn Tagen in derselben Notlage wie Hannah befunden hat. »Meine Tochter nimmt die Beutel bestimmt gerne mit in den Kindergarten«, erklärt sie Hannah. »Ich glaube, es gibt so etwas wie eine Warteliste von Kindern, die ganz wild darauf sind, das Brot zu Hause zu backen.«
    Hannah lacht. »Das ist prima! Ich hatte schon befürchtet, dass ich die Beutel wegwerfen muss.«
    »So ging es mir auch.« Julia hat darüber nachgedacht und eine kleine Theorie entwickelt. Man gewinnt den Teig irgendwie lieb, wenn man sich jeden Tag um ihn kümmern muss. Er wächst einem dadurch gewissermaßen ans Herz, so dass man ihn nicht mehr im Klo hinunterspülen oder in den Müll schmeißen kann.
    »Das ist wirklich sehr nett, dass Sie mir auch noch aus dieser Patsche helfen. Darf ich Sie dafür

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