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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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genauso zwanzig Minuten später in dem Coffeeshop vorm Büro. Es kommt öfter vor, dass sie gleichzeitig durch die Tür von Gunther & Evarts treten und dabei über ein anstehendes Projekt reden und lachen.
    Er weiß, dass der Grat zwischen Freundschaft und etwas anderem schmal ist, aber er mag ihre Energie und Lebhaftigkeit. Sie ist klug und ehrgeizig. Irgendwann einmal wird sie garantiert von einem anderen Architekturbüro abgeworben oder packt von sich aus ihre Sachen, aber bis es so weit ist, schätzt er sich glücklich, ein solches Talent in seiner Firma zu haben.
    Mark spürt einen merkwürdigen Stich in der Brust und lenkt seine Gedanken sofort auf Julia, seine Frau. Nicht, dass er der Erinnerung bedürfte. Warum auch? Er lebt seit fast zweiundzwanzig Jahren mit ihr zusammen. Er liebt Julia, liebt sie, seit er sie in der Mensa der University of Illinois in Chicago kennengelernt hat. Er war sofort bis über beide Ohren in sie verknallt – in ihr Lachen, ihre wilden, unzähmbaren Haare, ihre Lust daran, zu organisieren und umzuorganisieren.
    »Ta-da!«, hatte sie eines Tages gerufen, als er nach einem Seminar ins Studentenwohnheim zurückgekommen war. Sie hatte seinen ganzen Schrank umgeräumt. Es waren Kleidungsstücke aufgetaucht, die er seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, und hingen gewaschen und gebügelt säuberlich nebeneinander aufgereiht. Julia hatte die billigen Drahtbügel durch weiße Plastikbügel ersetzt und die Kleidungsstücke neu geordnet – die Freizeithemden zusammen, die Hosen und Jacken. Ein rosa Duftsäckchen baumelte von der Kleiderstange.
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, protestierte Mark, freute sich aber insgeheim.
    Julia hob eine Augenbraue. »Doch, das war es«, erklärte sie. »Das hat mich vom ersten Tag an genervt. Dein Zimmer ist ein Schweinestall.«
    Oh. »So schlimm ist es auch wieder nicht«, sagte er leicht beleidigt.
    »Ach nein?« Auf diesen Moment schien Julia nur gewartet zu haben, da sie auf etwas auf dem Schreibtisch deutete. Bei näherer Betrachtung stellte Mark fest, dass es ein halb verspeister Burrito war, der noch immer in seiner Verpackung steckte und vor sich hin schimmelte. »Das habe ich in der Tasche deiner Cordjacke gefunden. Aber ich stecke es gerne wieder zurück. Das Zeug dort auch.« Sie deutete mit dem Kopf auf den billigen Abfalleimer, der randvoll mit allem möglichen vergammelten Zeug war.
    Mark vertrug wirklich einiges, aber jetzt verzog selbst er angewidert das Gesicht. Julia lachte und warf den Burrito in den Abfalleimer. Sie ließ sich aufs Bett fallen, das, wie er bemerkte, frisch bezogen war. Er setzte sich neben sie und schob seine Hand unter ihr T-Shirt, ihr flacher Bauch fühlte sich warm an. »Ich würde dir deine Mühe ja gerne vergelten, aber dabei könnte dieses wunderbar glatt gezogene Laken Falten bekommen.«
    Julia hatte gekichert, dann hatte sie sich ausgestreckt und gesagt: »Na gut, zeig mal, was du kannst.« Und das tat er.
    Mark liebt Julias Körper, die Sommersprossen auf ihrer Nase, ihre helle Haut, die immer einen Sonnenbrand bekommt, egal wie viel Sonnencreme sie draufschmiert. Er mag es, dass sie für alles zu haben ist und alles kann, was sie sich in den Kopf setzt. Er erinnert sich an das Jahr, als sie zelten gehen wollte, damals war Josh acht. Sie besorgte alles, was man zum Zelten braucht –Zelt, Schlafsäcke, Luftmatratzen, Campingkocher, Klapptisch und Klappstühle, Campingklo, Regenzeug, Angelausrüstung, Hängematte. Sie hatte einen Verbandskoffer mit allem Pipapo dabei, falls Josh oder irgendeinem anderen Besucher des Zeltplatzes etwas passieren sollte. Sie hatte neue Rucksäcke gekauft, wasserfeste Taschenlampen, ein Kurbelradio.
    Dann verstauchte sich Julia den Fuß. Sie waren gerade einmal fünf Minuten im Johnson-Sauk Trail State Park, als Julia auf dem Parkplatz über eine Baumwurzel stolperte und hinfiel. In der Notaufnahme des nächstgelegenen Krankenhauses röntgte man ihren Knöchel und bandagierte ihn, dann machten sie sich auf den Heimweg. Wieder in Avalon, fuhr Mark zur Apotheke, um ein Rezept einzulösen, und als er zurückkam, hatten Julia und Josh es mit vereinten Kräften geschafft, das Zelt, den Tisch und die Stühle im Garten aufzustellen. Julia stand vor dem Campingkocher und schlug Eier in die schmiedeeiserne Pfanne, während Josh in der Hängematte lag und zufrieden ein Comic-Heft las.
    Er liebt Julia, er liebt sie von ganzem Herzen . Er liebt Julia trotz allem, was geschehen ist –

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