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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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anderes vor, und sie fragt sich, warum sie sie dann überhaupt aufrechterhalten sollten.
    Am Nachmittag hält sie es nicht mehr aus. Sie steigt in ihr Auto und fährt zu Madeline. Sie ist ein bisschen früh dran, aber das macht Madeline bestimmt nichts aus.
    Als sie eintrifft, ist der Teesalon gerammelt voll. Lauter Frauen aus Avalon, irgendeine Art Treffen offenbar, da sich alle Margot West zuwenden, einer unabhängigen Avon-Vertreterin, die einen Geschenkkorb mit Schönheitsmittelchen in die Höhe hält und nacheinander darauf deutet. Julia erkennt einige der Frauen durch das Fenster und stellt fest, dass sie keine Lust hat, ihnen zu begegnen. Sie kehrt um und fährt weg. Ein Stück die Straße hinunter sieht sie das Haus, das Hannah gehört, das glaubt sie jedenfalls. Gerade in dem Moment, als sie vorbeifährt, geht Hannah in ein Buch vertieft am Fenster vorbei.
    Julia überlegt einen Moment. Dann stellt sie den Motor ab, nimmt ihre Tasche und geht zur Haustür.
    »Ich dachte, ich sage schnell Hallo, wenn ich schon bei dir vorbeifahre«, erklärt Julia. »Ich wusste gar nicht, dass du so nah am Teesalon wohnst. Ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Nein, überhaupt nicht.« Hannah umarmt sie, bittet sie herein und fragt, ob sie Lust auf eine Tasse Tee und eine Scheibe von ihrem Zucchinibrot hat. »Du hast eine neue Frisur!«, ruft sie.
    Automatisch streicht sich Julia über die kurzen Locken. Sie wickelt eine Strähne um den Finger und zieht daran. »Findest du es zu kurz?«, fragt sie. Sie hat sich die Haare am Tag nach ihrem letzten Besuch bei Madeline geschnitten. Sie war aus der Dusche getreten, ihr Körper weich und geschmeidig von dem warmen Wasser. Der Spiegel über dem Waschbecken war beschlagen, so dass alles verschwamm, und sie dachte, sie sähe eine Bewegung hinter sich, eine vertraute Gestalt. Schnell wischte sie mit der Hand über den Spiegel, aber da war nur sie selbst und sah sich an, das nasse Haar weit über die Schultern hängend. Kurz entschlossen zog sie eine Schublade auf und holte die Haarschere heraus. Genug , dachte sie.
    »Es sieht toll aus«, sagt Hannah begeistert, und Julia lächelt erfreut. Sie gehen in das sonnendurchflutete Wohnzimmer. »Du hast mich beim Tagträumen erwischt.«
    Tagträumen . Vielleicht war es das, was Julia den Vormittag über gemacht hatte. »Ich habe auch geträumt«, sagt sie. »Von Dingen, die ich nicht getan habe.«
    »Komisch«, sagt Hannah, als sie sich aufs Sofa setzen. »Bei mir war es genau umgekehrt. Ich habe nachgedacht über den Weg, den ich eingeschlagen habe, ohne zu wissen, welchen ich sonst hätte einschlagen sollen. Cello zu spielen schien das einzig Mögliche. Und einen Mann zu heiraten, der auch Musiker ist. Es kam mir wie das Selbstverständlichste von der Welt vor, mit jemandem zusammen zu sein, der die Musik begreift, der weiß, was es bedeutet, wenn man Profimusiker ist. Verstehst du, was ich meine?«
    »Vielleicht«, sagt Julia. »Wobei ich keine Architektin bin und Mark immer sagte, dass er das wunderbar findet, weil Architekten untereinander immer nur über Architektur reden würden. Er meinte, durch mich würde er normal bleiben.«
    »Normal.« Hannah sieht sie verwundert an. »Was ist eigentlich normal?«
    Julia lacht. Da fragt Hannah die Falsche. »Keine Ahnung«, sagt sie. Sie entdeckt auf dem Sofatisch ein Buch, das sie kennt, und nimmt es in die Hand.
    » Joy of Cooking ?« Julia ist beeindruckt.
    »Kennst du das Buch? Madeline hat es mir geschenkt. Bisher habe ich gelernt, wie man einen Apfel entkernt, dass man Pancakes nur einmal wenden sollte und Pizza am besten unter dem Grill gelingt, weil sie dann knusprig wird, ohne auszutrocknen.« Hannah hält ein liniertes Heft in die Höhe. »Ich notiere mir Rezepte, die mir gefallen. Vielleicht versuche ich mich ja einmal an einem Apfelkuchen.« Sie öffnet das Heft und blättert durch die Seiten. »Oder einem Pilzrisotto. Philippe liebt Risotto, aber ich habe mich nie rangewagt.« Sie knickt die Ecke der Seite um, als Einmerker.
    Julia ist verwirrt. »Kommt Philippe denn zurück?« Nach dem, was Hannah ihr erzählt hat, klang es so, als würden sie demnächst geschieden werden. Seine Entscheidung, nicht ihre.
    Hannah wird rot. »Nein. Also, ich glaube jedenfalls nicht. Am Telefon kommt so vieles falsch rüber, oder? Ich sollte von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen. Ich habe die Adressen von mehreren Paartherapeuten herausgesucht, vielleicht wäre es ja ganz gut, wenn wir einmal einen

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