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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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sich bei ihr meldete. »Hallo. Du … du arbeitest für UPS ?«
    Er lächelt sie verlegen an. »Nur Teilzeit, ich mache gerade meinen Master. Das lässt sich prima miteinander vereinbaren. Und ein bisschen Bewegung tut mir auch gut.«
    Sie starrt ihn mit offenem Mund an. »Deinen Master?« Es kommt ihr wie gestern vor, dass Jamie seiner Mutter einen Sack Schmutzwäsche nach Hause brachte. Weiß Sandra eigentlich, wie erwachsen ihr Sohn geworden ist?
    »Ja, ich habe mich irgendwann für Pädagogik entschieden. Ich kann zwar nur mit halber Kraft studieren, aber ich bin fast fertig. Ich will Lehrer werden.«
    »Hört sich gut an. Das freut mich für dich, Jamie.« Wie schnell er zum Mann geworden ist. Wie Peter jetzt wohl aussieht? Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen und beschließt zu fragen: »Und wie geht’s Peter?«
    »Ganz gut. Er spielt in der Football-Mannschaft der Highschool. Er ist der Runningback.« Das sagt er mit unverkennbarem Stolz. Julia erinnert sich, dass alle Linde-Brüder Football gespielt haben. »Abgesehen davon ist er immer noch der Klassenkasper und fängt langsam an, sich für Mädchen zu interessieren, das Übliche eben …« Seine Stimme wird immer leiser, als ihm sein Missgeschick bewusst wird. Julia weiß natürlich nicht, was das Übliche ist.
    »Das freut mich«, sagt Julia und zwingt sich zu einem Lächeln. »Grüß doch bitte deine Mutter von mir. Und Peter auch.«
    »Klar, gerne.«
    Julia dreht sich um, um Hannah zu holen, als sie die junge Frau mit den Teetassen auf einem Tablett im Wohnzimmer stehen sieht, einen verwunderten Ausdruck im Gesicht.
    »Hi«, sagt Jamie und strafft die Schultern, was Julia nicht entgeht. Er hält das Paket in die Höhe. »Ich habe wieder was für Sie. Crate & Barrel. Bei denen weiß ich wenigstens, wie man sie ausspricht.« Er stellt den großen Karton gleich hinter der Haustür ab.
    Hannah zaubert ein Lächeln auf ihre Lippen, ohne ein Wort zu sagen.
    »Das ist Jamie«, sagt Julia und räuspert sich. »Wir kennen uns schon seit ewigen Zeiten. Sein kleiner Bruder war der beste Freund von Josh. Meinem Sohn.« Sie blinzelt und hofft, dass man ihr den Schmerz nicht anmerkt.
    Da stellt Hannah endlich das Tablett ab und kommt zur Haustür. »Muss ich irgendwo unterschreiben …«
    Jamie schüttelt den Kopf. »Nein, ist nicht nötig.«
    »Ach so, na gut. Also dann, vielen Dank«, sagt sie. Julia bemerkt, dass Hannahs Ohren rot angelaufen sind.
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Das ist ein Küchenmixer«, sagt Hannah an niemand Bestimmtes gewandt und tut so, als würde sie den Aufkleber auf dem Karton studieren. »Ich dachte, weil ich doch jetzt so viel backe …«
    »Ach, Sie backen?« Jamie sieht sie interessiert an.
    Julia versteht nicht ganz, was daran so fesselnd sein soll, aber ihr ist klar, dass zwischen den beiden irgendetwas vor sich geht. Der Teekessel fängt an zu pfeifen. Julia ist froh, etwas tun zu können, und eilt in die Küche, bevor Hannah reagieren kann.
    Julia schaltet den Herd aus und nimmt den Kessel herunter, dann lässt sie sich gegen die Arbeitsplatte sinken.
    Fünfzehn Jahre. So alt ist Peter jetzt, und so alt wäre Josh, wenn er noch am Leben wäre. Sie starrt aus dem Küchenfenster. Angeblich soll das Wetter ja wieder schlecht werden, aber heute ist der Himmel strahlend blau. Die Sonne verführt leicht zu dem Gedanken, dass die Welt in Ordnung ist.
    Vielleicht ist sie das ja auch. Julia hat sich auf ein Leben in Hoffnungslosigkeit eingestellt, die nur hin und wieder von frohen Momenten durchbrochen wird, aber vielleicht verhält es sich gerade umgekehrt.
    Hannah kommt mit roten Wangen in die Küche. Sie nimmt einen Laib Freundschaftsbrot, der zum Abkühlen auf einem Küchengitter liegt, und lässt ihn dabei beinahe fallen. Mit zittrigen Händen wickelt sie ihn in ein Stück Frischhaltefolie, dann schnappt sie sich einen Beutel mit Teig und eilt wieder davon.
    Julia geht zur Küchentür und linst hinaus. Sie sieht, wie Hannah Jamie den Laib und den Beutel gibt und ihm umständlich erklärt, was es ist und was er damit machen soll.
    Jamie sieht amüsiert aus, dankt ihr jedoch herzlich und winkt ihr zum Abschied zu.
    Hannah kehrt in die Küche zurück. Ihre Augen leuchten. »Ich dachte, dass er den Teig brauchen könnte … für seine Mutter vielleicht …« Sie stottert ein wenig, und Julia bemerkt, dass Hannahs Ohren wieder dunkelrot anlaufen.
    »Hannah«, sagt Julia sanft, sie ahnt, worauf das Ganze zusteuert. Jamie ist ein

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