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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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bedankt und Hannah einlädt, gemeinsam mit ihm und seiner Familie zu Abend zu essen. Er hat eine Tochter, Pauline, die im selben Alter ist wie sie, es wäre doch nett, wenn sie sich kennenlernen. Hannah speichert die Nachricht und lässt sich erschöpft auf das Sofa sinken. Tränen steigen ihr in die Augen.
    In dem Moment klingelt es an der Tür. Sofort denkt sie, das ist Philippe . Da er keinen Schlüssel zu dem neuen Schloss hat, muss er klingeln. Wenn er es tatsächlich sein sollte und sich entschuldigen will, dann wird sie das akzeptieren. Im Küchenschrank liegt ein Ersatzschlüssel – den wird sie ihm geben und sagen, dass sie das schon längst hatte tun wollen. Sie würden aus der Erfahrung lernen, und ihre Beziehung würde gestärkt aus der ganzen Sache hervorgehen.
    Noch einmal klingelt es an der Tür, dann klopft es. Hannah fährt sich mit der Zunge über die Lippen und wünschte, sie hätte Zeit, ein wenig Make-up aufzulegen. Sie eilt zur Haustür und sieht durch den Spion. Es ist nicht Philippe.
    Es ist Julia.
    Was wäre, wenn?
    Seit sie neulich Abend in Madelines Haus aufgewacht ist, geht Julia diese Frage nicht mehr aus dem Kopf – was wäre, wenn.
    Was wäre, wenn Josh nicht gestorben wäre? Was, wenn ihn die Wespe nicht gestochen und er im Vorgarten gewartet hätte, als Livvy aus dem Haus trat? Was wäre, wenn sie in den letzten fünf Jahren eine normale vierköpfige Familie gewesen wären: Mark, Josh, Gracie und sie?
    Was wäre, wenn?
    Würden sie gemeinsam Ferien machen, zu zweit ausgehen, das Haus neu einrichten, wenn die Kinder älter sind? Hätten sie noch ein Kind bekommen? Was wäre passiert, wenn Josh nicht gestorben wäre? Was?
    Julia weiß es nicht. Es tut ihr weh, darüber nachzudenken, und doch kann sie nicht damit aufhören. Es ist ihr letzter Gedanke, wenn sie ins Bett geht, und der erste, wenn sie aufwacht. Sie kann morgens nicht mehr schlafen – kaum laufen Mark und Gracie plaudernd und lachend durch den Flur, öffnen sich ihre Augen. Zuerst ist sie liegen geblieben, um zu sehen, ob sie nicht doch noch einmal einschläft, aber es hatte keinen Sinn – sie war hellwach. Selbst wenn sie liegen bleiben wollte, könnte sie es nicht. Es treibt sie aus dem Bett, und so gesellt sie sich zum Frühstück zu ihrer Familie.
    Julia rührt Müsli in ihren Joghurt und starrt auf den leeren Stuhl am Tischende. Sie hatten die Esszimmergarnitur vor Jahren gekauft – einen rechteckigen Ahornholztisch mit vier passenden Stühlen –, und jetzt fragt sie sich, wie es wäre, wenn Josh bei ihnen wäre und auf dem vierten Stuhl sitzen würde. Sie sucht das Gesicht ihres Mannes und ihrer Tochter nach Hinweisen ab, ob sie dasselbe denken. Aber Gracie lauscht auf das Knistern ihrer Rice Krispies, und Mark bemüht sich darum, ein Gespräch in Gang zu halten, dabei legt er jedes Wort auf die Goldwaage, so als habe er Angst davor, was sie sagen oder wie sie reagieren wird. Er weiß offenbar nicht so recht, was er von ihrem Erscheinen am Frühstückstisch halten soll und ob sie es sich nicht plötzlich anders überlegt. Das führt zu einem völlig belanglosen Gespräch, was wahrscheinlich nicht nur sie so empfindet.
    Was, wenn sie und Mark nicht länger zusammen wären?
    So traurig sie diese Vorstellung auch findet, spürt sie doch eine leichte Regung in sich, spürt, wie etwas in ihr sich öffnet. Was, wenn sie wie Madeline oder Hannah noch einmal ganz neu anfangen könnte?
    Was wäre, wenn?
    Den Rest des Tages versucht Julia, sich zu beschäftigen, aber ihre Gedanken kehren immer wieder zu den beiden Frauen zurück. Neulich wachte sie ausgeruhter auf als seit Jahren. Sie saß mit ihren neuen Freundinnen an einem Tisch, vor sich eine Schale mit französischer Zwiebelsuppe, die himmlisch schmeckte. Sie seufzte, spürte, wie sich etwas in ihr löste. In dem Moment wurde ihr bewusst, dass sich bereits etwas geändert hatte.
    Madeline hatte Mark zu Hause angerufen und ihm Bescheid gegeben, dass es bei Julia später werden würde. Als sie nach Mitternacht nach Hause zurückkehrte, machte er daher keinen besorgten Eindruck. Er stellte auch keine Fragen, sondern wünschte ihr nur eine gute Nacht. Vielleicht wird es in Zukunft so sein. Sie und Mark werden voneinander unabhängige Leben führen. Sie werden sich für nichts eine Erklärung schuldig sein und sich wenn überhaupt nur über Gracie verständigen, wann sie wer wohin bringt und abholt und solche Dinge. Aber unter einer Ehe stellt sich Julia eigentlich etwas

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