Je sueßer das Leben
Edie kehrt schnurstracks in die Kabine zurück. Das darf einfach nicht wahr sein .
Livvy öffnet den Mund, um zu protestieren, aber dann schließt sie ihn wieder. »Ehrlich, Edie, das ist reine Verschwendung. Ich habe genug solche Tests gemacht, und bei mir war nie ein Plus zu sehen. Ich bin nicht mal überfällig. Es hat überhaupt keinen Zweck, dass ich den Test mache.«
Edie reißt die Hülle auf und zieht den neuen Test heraus. Ihr Mund ist wie ausgetrocknet, und ihr ist übel. Das ist reine Hysterie, sagt sie sich. »Livvy, vergiss nicht, dass es deine Idee war. Komm schon.« Sie wirft die Kabinentür hinter sich zu.
»Na gut.« Sie hört, wie Livvy die Kabine nebenan betritt.
Edie starrt auf das Stäbchen, konzentriert sich auf einen einzelnen Strich. Ein Minus. Ein Minus, mehr will sie nicht. Ein einzelner Strich. Sie hört nebenan die Klospülung gehen, als vor ihr ein rosafarbenes Plus erscheint.
Scheiße .
Wie betäubt verlässt Edie die Kabine und wäscht sich die Hände. Ihre einzige Hoffnung ist jetzt noch, dass die Tests aus einer Charge von Nieten stammen. Sie trocknet ihre Hände mit einem rauen Papierhandtuch, während sie ungeduldig vor Livvys Kabine wartet. »Und? Wetten, deiner zeigt auch ein Plus an. Dann können wir sie alle in den Mülleimer werfen.«
Livvy entriegelt die Tür und tritt aus der Kabine. »Hier«, sagt sie und hält das Stäbchen in die Höhe.
Plus.
Vier Schachteln und neun Tests später hat sich für Edie und Livvy das Unerwartete bestätigt.
Sie sind schwanger.
Edie hat Livvy praktisch an den Haaren zur Drogerie schleifen müssen, um vier weitere Tests von verschiedenen Herstellern zu kaufen, drei mit zwei Teststreifen, einen mit drei Teststreifen. Dann sind sie zurück auf die Toilette geeilt –Edie finster, Livvy begeistert, als alle Tests positiv ausfielen.
Sie stehen vor den Waschbecken im Vorraum und wissen nicht, was sie jetzt tun sollen, da klingelt Livvys Handy. Es ist Patrick, der wissen will, wo sie bleibt. Die Mittagspause ist seit einer Stunde vorbei, und sie hat das Meeting mit Tracy und ihm versäumt. Was soll das?
»Tut mir leid, Patrick«, setzt Livvy zu einer Entschuldigung an, dann hält sie inne. Seit sie bei der Gazette angefangen hat, ist sie noch nie ausgefallen, und sie hat nicht einen Tag freigenommen. Sie dachte, dass ihn ihre Arbeitsmoral beeindrucken würde, aber im Grunde soll sie einfach nur einen weiteren Stuhl am Konferenztisch besetzen. »Ich nehme mir den Rest des Tages frei«, erklärt sie ihm.
»Wie bitte?«
»Krank«, sagt sie. Sie hat nicht ein Mal krankgemacht, selbst damals nicht, als sie den schlimmen Husten hatte, sicher eine Bronchitis. »Morgen vielleicht auch noch.« Vielleicht sogar die ganze restliche Woche. Und damit er nicht auf die Idee kommt, zu fragen, was sie hat, ergänzt sie: »So eine Frauengeschichte«, und unterbricht die Verbindung.
Edie starrt auf ihr Häufchen mit den Schwangerschaftstests. Livvy wird traurig, sie ahnt, dass es keine gute Neuigkeit für Edie ist. Wird Edie das Baby behalten? In Mutterschaftsurlaub gehen? In Livvys Kopf schwirrt es. Sie weiß, dass Edie Karriere machen will, aber viele Frauen schaffen beides. Und wenn Edie das Baby behält, kann Livvy ihr helfen. Sie würde ihr gerne helfen. Diesen Abschnitt von Gracies Leben hat sie nicht mitbekommen, die ersten Monate und Jahre. Sie hatte sich so gefreut, als Julia ein kleines Mädchen bekam. Dass sie Gracie praktisch nicht kennt, ist für Livvy fast so schlimm wie die Entfremdung von Julia.
Deshalb ist das hier ein Zeichen, ein Zeichen, dass alles gut wird.
Sie ist schwanger.
»Alles in Ordnung, Edie?« Livvy kann es gar nicht erwarten, nach Hause zu kommen und es Tom zu sagen. Sie hat sich diesen Tag schon oft ausgemalt und weiß genau, was sie machen wird. Sie wird eine Karte kaufen und ein leckeres Essen mit einem leckeren Nachtisch zubereiten. Sie wird den Schwangerschaftstest in eine Schachtel verpacken und die Karte dazulegen, auf der steht: »Dein eigentliches Geschenk trifft in neun Monaten ein!«, und ihm beides nach dem Essen überreichen.
Vielleicht zeigt sie ihm den Test aber auch gleich, wenn er nach Hause kommt.
»Ich muss mit Richard sprechen«, sagt Edie abrupt und sieht Livvy an. »Und du? Bist du in Ordnung?«
Livvy ist gerührt, dass Edie sich nach ihr erkundigt, nachdem sie einen solchen Schlag erhalten hat. Sie nickt, obwohl sie am ganzen Leib zittert, und zieht ihren Lippenstift nach. In diesem Moment
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