Je sueßer das Leben
als ihm auf einmal der Geruch von Zimt und Banane um die Nase weht. Er meint auch ganz schwach Walnuss herauszuriechen. Hazels Summen wird vom Tröpfeln des Kaffees untermalt. Auf einmal erfüllt ein unbeschreiblicher Duft das Haus. Mit einem Seufzen lässt er sich zurücksinken und fängt an, die Anmeldung auszufüllen.
Verflixtes Weib.
Kapitel 12
»Das musst du mir noch mal erklären«, sagt Livvy. Ihre Augen funkeln interessiert.
Edie bricht ein Stück Pizza ab. »Okay. Man kann wohl davon ausgehen, dass Avalon gerade von einer Flutwelle dieses Teigs heimgesucht wird. Das Freundschaftsbrot der Amish, auch wenn nichts daran Amish ist.« Sie klaubt die Peperonischeibchen von ihrem Stück Pizza, dann beißt sie hinein und kaut nachdenklich. »Ich habe ein bisschen im Internet recherchiert, das Zeug scheint ziemlich beliebt zu sein. Es ist wie ein Kettenbrief, außer dass einem niemand Glück oder Geld verspricht. Man muss sich nur um diesen Teig kümmern und ihn nach zehn Tagen in vier Teile teilen. Einen verbackt man, die anderen drei verschenkt man an drei Freunde.«
Edie hält einen Plastikbeutel mit Teig in die Höhe. Bettie Shelton hat ihn ihr gestern Abend bei dem Scrapbooking-Treffen geschenkt. Wie sich zeigt, wissen die Frauen der Avalon Scrapbooking Society mehr über die Stadt, als sie allein jemals herausfinden könnte, weshalb sie den Treffen zumindest noch eine Zeitlang beiwohnen will. Aus rein beruflichem Interesse.
»Ich muss schon wieder zu einem Treffen«, erklärte sie Richard übertrieben laut seufzend, als sie gestern Abend zur Tür hinausging. »Arbeit!« Unter ihrer Jacke verbarg sie eine kleine Plastikschachtel, in der ein Cutter, Radiergummis, Scheren, verschiedene bunte Ösen und Miniperlen lagen. Die Gruppe teilt sich zwar Material und Werkzeug, aber Edie hat bereits gewisse Vorlieben entwickelt und daher beschlossen, sich ein paar selbst anzuschaffen. Die Ausgabe kann sie von der Steuer absetzen, freiwillig würde sie so etwas ja nie machen.
»Wie du meinst«, erwiderte Richard gut gelaunt.
Jetzt nimmt Livvy Edie den Beutel aus der Hand und betrachtet ihn verwundert. »Ist das so etwas wie das, was Miss Sunshine – ich meine Cora Ferguson – auf dem Revier dabeihatte?«
Edie nickt. »Und danach zu urteilen, wie schnell sich das Zeug verbreitet, stammt es womöglich sogar vom selben Teigansatz.«
»Was meinst du, woher?«
»Die Frage ist vielmehr, von wem, oder? Genau das will ich herausfinden. Als ich hierherkam, hat keiner Freundschaftsbrot gebacken, und jetzt hat jeder einen solchen Beutel.«
»Ich nicht.« Livvy macht einen enttäuschten Eindruck.
Edie grinst und nimmt sich ein weiteres Stück Pizza. »Na, da hast du Glück. In neun Tagen muss ich meinen teilen, dann kannst du einen von meinen Beuteln haben. Na, wie klingt das?« Sie fängt wieder an, Peperonischeibchen abzuklauben, und legt sie auf den Haufen zu den anderen, dann blickt sie auf und sieht Livvy strahlen.
Nach dem Ausdruck auf Livvys Gesicht zu urteilen, klingt das ziemlich gut.
Livvy grinst. »Hört sich gut an.« Livvy freut es, dass ihre Beziehung sich mittlerweile nicht mehr nur aufs Büro beschränkt und Edie sie sogar ins Vertrauen zieht. Sie versteht zwar nicht ganz, was an dieser Freundschaftsbrot-Geschichte so aufregend sein soll, aber es ist nett, dass Edie sie mit ins Boot holen will. Sie überlegt, was sie im Gegenzug für Edie tun kann. »Danke!«
Edie lacht laut. »Dank mir nicht zu früh«, sagt sie. »Nach allem, was ich gehört habe, würden nicht wenige Leute die eigenen Kinder enterben, falls sie mit einem Beutel von diesem Zeug auftauchen. Wenn du dich in einem Monat vor Teig nicht mehr retten kannst, wirst du mich verfluchen!«
Das meint sie bestimmt nicht ernst. Livvy würde Edie nie verfluchen, wie sie überhaupt nie böse über jemanden denkt. Nicht einmal über Julia, die sie schon seit so langer Zeit aus ihrem Leben ausgeschlossen hat, dass Livvy die Hoffnung, ihre Beziehung ließe sich jemals wieder kitten, aufgegeben hat. Livvy findet das traurig und ungerecht, aber böse denkt sie deshalb nicht über Julia. Sie blinzelt schnell die Tränen weg und räuspert sich. Sie will die Stimmung nicht verderben. »Was soll ich tun?«
»Mir beim Befragen der Leute helfen – du kennst die Stadt viel besser als ich. Wir müssen herausfinden, wann das mit den Beuteln angefangen hat, von wem die Leute sie jeweils bekommen haben, wann und so weiter. Irgendwann werden wir schon
Weitere Kostenlose Bücher