Jede Dunkle Nacht Hat Ein Helles Ende
gab: »So nicht! Lass das!« Aber wir wussten immer, wie sehr sie uns liebte …
Stundenlang können Sie so beieinandersitzen und in den alten Geschichten schwelgen. Oft werden Sie dabei ins Schmunzeln kommen oder lachen, manchmal nachdenklich werden oder weinen. Und Sie lernen Ihr Leben besser zu verstehen. Sie erkennen, was Ihnen in der Person des Verstorbenen geschenkt war.
Nicht unwichtig: das Alter
Waren die Eltern alt und lebenssatt und sind sie friedlich gestorben, ist ihr natürliches Ende leichter zu verschmerzen, als wenn ein Kind zu Grabe getragen wird. Aber selbst wenn Ihr Kind vor Ihnen von dieser Welt gehen musste, sollten Sie die schönen Erinnerungen im Herzen behalten und in den Vordergrund stellen. Nach und nach – es ist unsagbar schwer – aber langsam, ganz langsam sollten Sie die Tragik, die Schmerzen und die Qual loslassen zugunsten eines guten, schönen und dankbaren Gedenkens. Sie haben eine bestimmte gemeinsame Zeit verbracht und sind ein Stück Weg gemeinsam gegangen. Gern wären Sie diese Etappe noch lange zusammen weitergegangen. Aber das Schicksal hat es anders bestimmt. In diesem Leben werden Sie ohne den anderen weitergehen müssen. Aber in Ihrem Herzen lebt er weiter.
Das Gedenken entwickelt sich
Die Erinnerung an Verstorbene hat zwei Phasen. Die erste ist durch und durch von der Trauer bestimmt. Denken Sie an den Toten, überfallen Sie immer wieder die negativen Gefühle von Verlust, Einsamkeit, Leere und Schmerz. In der zweiten Phase werden die negativen Emotionen mehr und mehr von positiven abgelöst, und nach einiger Zeit werden Sie sich in Dankbarkeit erinnern.
Nicht mehr der Verlust wird auf die Dauer im Vordergrund stehen, sondern die Gemeinschaft, die Sie mit dem Verstorbenen hatten. Sie fühlen dann nicht mehr die eingetretene Leere, sondern die Bereicherung, die Sie durch den Verstorbenen erfahren haben.
»De mortuis nil nisi bene.« – »Über die Toten sprich nur auf gute Weise.«
(lateinische Spruchweisheit)
Anregung: gemeinsames Gedenken zelebrieren
Es kann die Verarbeitung der Trauer unterstützen, einige Verwandte und Freunde zu einem »Gedenkessen« einzuladen. Es sollte ein einfaches Essen unter Freunden sein, bei dem nicht die Speisen und Getränke im Mittelpunkt stehen, sondern die gemeinsame Rückschau. Auch ein Kaffeekränzchen könnte ein passender Rahmen sein, bietet aber vielleicht nicht genug Zeit; denn die werden Sie brauchen. Legen Sie vorher fest, dass es in diesem Rahmen nur um die schönen Erinnerungen gehen soll, nicht um schlechte. Sicher hatte der Verstorbene auch seine Fehler – so wie wir alle. Aber in der Gedenkrunde wollen wir wertschätzend auf das zurückschauen, was wir Gutes und Wertvolles von ihm oder ihr bekommen haben.
Leiten Sie die Retrospektive ein, indem Sie selbst eine Geschichte über den Toten erzählen. Sie können beginnen mit »Wisst ihr noch, wie …?«, oder mit »Habt ihr eigentlich gewusst, dass …?« Wem eine Begebenheit einfällt, die er gemeinsam mit dem Verstorbenen erlebt hat, der erzählt sie aus seiner Erinnerung. Lustige Anekdoten, hilfreiche Gespräche, gemeinsame Unternehmungen – vieles kann dabei wieder an die Oberfläche kommen. Holen Sie die Vergangenheit zurück und erzählen Sie sich gegenseitig, auf welche Weise der Verstorbene Ihr Leben bereichert hat. Vielleicht gibt es anfangs Hemmungen. Aber meistens läuft so eine Erzählrunde wie von selbst und kommt bald vom Hundertsten ins Tausendste. Sie erweisen dem Verstorbenen damit eine Ehre und holen ihn in Ihre Mitte.
Im Blick zurück vergoldet
Mit der Zeit bekommt das Gedenken eine immer positivere Färbung, und Negatives wird allmählich vergessen, ausgeblendet oder umgedeutet. Dass der Erinnerungsoptimismus einsetzt, ist ein sehr gutes Zeichen. Nun kehrt Frieden ein. Der Blick wendet sich von der Vergangenheit immer häufiger wieder auf die Zukunft, und so macht der Schmerz allmählich neuer Zuversicht Platz. An die Stelle der Einsamkeit tritt schließlich zunehmende Offenheit für neue Beziehungen. So schieben sich neue Kontakte in den Vordergrund. Sie können den erlittenen Verlust nicht unbedingt ausgleichen, denn der Verstorbene war für Sie unersetzlich. Aber das Geschehene erscheint allmählich in einem anderen Maßstab.
Die Nähe zulassen
Viele Trauernde erleben das Phänomen des Suchens. Der verlorene Mensch wird überall gesucht und auch »gesehen«. Da geht jemand genau wie der Verstorbene. Da kommt Ihnen jemand entgegen,
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