Jede Dunkle Nacht Hat Ein Helles Ende
und Sie erschrecken: »Das ist doch …« Aber nein, es ist doch ein Fremder. Sie schauen in den Himmel, und plötzlich entdecken Sie auch in den Wolken das geliebte Gesicht.
Zu jeder Zeit und an jedem Ort scheint der Tote gegenwärtig zu sein. Das löst immer wieder Momente trügerischer Hoffnung aus. Vielleicht ist ja doch alles nur ein böser Traum und gar nicht wahr. Kommt der Verstorbene vielleicht doch zurück?
Erscheinungen – vertraut, aber unheimlich
Auch andere Phänomene täuschen vor, der andere wäre ganz nah. Fast könnte man an Geister glauben, wenn man hört, was ganz normale Leute von solchen Wahrnehmungen berichten: Da gehen Türen auf und zu, da weht ein Duft durch den Raum. Man erlebt Geräusche und Gerüche, die eindeutig vom Verstorbenen zu sein scheinen. Hinterbliebene haben den Eindruck, er ginge im unsichtbaren Raum an Ihnen vorüber. Er ist ganz nah und spricht zu ihnen. Oder er will sie trösten mit seiner unsichtbaren Gegenwart.
Wenn auch Ihnen solche spukhaften Phänomene begegnen, dann lassen Sie sich davon nicht beunruhigen, sondern trösten. Versuchen Sie nicht, das Mysteriöse zu erklären, sondern lassen Sie die Nähe des Toten ruhig auf jegliche Weise zu. Warum nicht? Sie vermittelt Ihnen das Gefühl, nicht allein zu sein, das Gefühl, dass der andere noch da ist, auch wenn Sie ihn nicht sehen. Aurelius Augustinus, einem der Kirchenväter, wird in diesem Zusammenhang der folgende Aphorismus zugesprochen.
Den anderen nicht zu vergessen ist ein Versprechen, das wir ihm geben. Er wird bleibende Bedeutung für uns haben, wird in unserem Herzen weiterleben wird, da er nun nicht mehr auf der Welt ist.
»Unsere Toten sind nicht abwesend, sie sind nur unsichtbar. Sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Tränen.«
Vergangenheit ist Identität
Wir Menschen sind immer das Ergebnis unseres bis zum momentanen Zeitpunkt gelebten Lebens – mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Um- und Zuständen, die wir erleben durften und durchleben mussten, und mit allen Menschen, denen wir auf unserem Weg begegnet sind. Manche hatten mehr Bedeutung, andere weniger. Alles zusammengenommen sagt unsere Lebensgeschichte, wer und was wir heute sind: Zur Persönlichkeit gewordene Vergangenheit. Da wir hier und jetzt im Leben stehen, ist nichts von unserer Vergangenheit verloren. Auch alles Unbewusste oder Vergessene steckt – transformiert und verschlüsselt – in unserer Identität.
Sich an sein Leben zu erinnern, ist von großer Bedeutung für Geist und Seele. Aber es geschieht nicht von selbst. Im Getriebe des Alltags bleibt für stilles und beständiges Wachstum nicht genügend Raum. Sie müssen dazu in sich gehen und nachdenken. Umso wichtiger ist es zu verstehen, wie Sie der geworden sind, der Sie sind. Im Zusammenhang mit einem Todesfall bekommt das noch eine andere und tiefere Bedeutung. Sie nehmen den anderen viel bewusster in Ihr Leben auf.
Wozu Erlebnisse abspeichern?
Vielleicht haben Sie in Ihrem bisherigen Leben noch wenig Zeit gehabt, gründlich über sich und andere nachzudenken und zu reflektieren. Möglicherweise hat es noch keine ernsten Anlässe dazu gegeben. Jetzt könnte der geeignete Zeitpunkt sein, damit anzufangen. Ein Lebensrückblick hilft Ihnen, sich selbst besser zu verstehen und gelassener zu werden, weil Sie erkennen, wie Sie Ihr Leben trotz aller Schwierigkeiten bisher gemeistert haben.
Anregung: Auf Zeitreise gehen
Der Todesfall hat den Rahmen Ihres Lebens verändert. Mit der Zeit werden Sie ein Stück neue Freiheit entdecken. Nutzen Sie sie und gehen Sie daran, Ihr Leben mit neuem Inhalt zu füllen. Unternehmen Sie Zeitreisen in Ihre Geschichte, denn in der Vergangenheit finden Sie wichtige Impulse und Hinweise darauf, wer Sie sind und was Sie am meisten vom Leben erwarten. Sie kommen in Berührung mit Ihrem früheren Ich. Oftmals werden im Lauf des Lebens Wünsche und Träume von den äußeren Umständen der Realität »verschüttet«, wie man so sagt. Nun aber können Sie an Dinge und Neigungen wieder anknüpfen, die Sie in der Zwischenzeit vergessen oder aufgegeben haben. Gehen Sie also zurück zu den Träumen Ihrer Kindheit und Jugend. Oft geben sie Hinweise sowohl auf Ihre Sehnsüchte als auch auf Ihre Fähigkeiten und Begabungen.
Welche Wünsche und Ziele hatten Sie als Kind und in Ihrer Jugend?
Wie haben Sie sich damals Ihre Zukunft vorgestellt?
Welchen Beruf wollten Sie ergreifen?
Wie und wo wollten Sie leben?
Wie fühlte sich
Weitere Kostenlose Bücher