Jeden Tag ein Happy End
zweiten Schlag, diesmal mit voller Wucht in den Magen. Er krümmte sich zusammen.
»Der war für Ärzte ohne Grenzen«, sagte sie und schüttelte ihre Hand aus.
»Wer sind Sie?« Melinda war entsetzt.
Hope warf ihr einen mitleidigen Blick zu, als wäre Melinda ein bisschen schwer von Begriff. »Ich tu dir hier grade einen riesigen Gefallen, Schätzchen.«
»Glaub dieser dummen Schlampe kein Wort!«, keuchte Alexander.
Ich stürzte mich auf ihn. Ich versuchte, seinen Hals zu umklammern, der leider zu dick dafür war, was mich nur noch wütender machte. Ich drückte ihm mit den Daumen die Luftröhre zu, und wir gingen beide zu Boden.
»Nenn sie nie wieder Schlampe«, knurrte ich. Ich weiß nicht, was auf einmal mit mir los war, aber eigentlich fühlte es sich ganz gut an, solange ich deshalb nicht im Gefängnis landete. »Verstanden?«
Keine Antwort. Ich drückte fester zu.
»Ja«, kam es gurgelnd zurück. Ich ließ ihn los. Ich stand auf, und ein Gefühl unendlicher Kraft durchströmte mich. Ich war der König der Welt, oder zumindest der König einiger Quadratmeter der Welt. Bis ich Melindas unglückliches Gesicht sah. In dem Moment gaben meine Knie nach.
Die Sanitäter waren sofort bei mir und halfen mir auf die Trage. An meinen Händen war Blut, ich wusste nicht genau, von wem. Ich wischte mir mit dem Ärmel über den Mund, und nun war auch mein Hemd blutig. Damit war diese Frage zumindest geklärt.
»Melinda«, rief ich, während mich die Sanitäter wegschoben. Ich wollte ihr so viel sagen. So viel erklären. »Es tut mir so leid, dass ich dir die Hochzeit versaut habe.«
Was ist schon vernünftig
D ie Sirene heulte weiter, während wir durch die Straßen der Stadt rasten. Hope verpasste mir gerade die dritte Spritze innerhalb von drei Minuten, und Liam zoomte mit der Kamera nah an mein Gesicht heran.
»Kannst du das Ding vielleicht mal ausmachen?«, stöhnte ich.
Er schüttelte den Kopf.
»Verdammt noch mal, wieso denn nicht?«
»Gut so«, sagte er. »Zeig ruhig ein bisschen mehr Emotionen. So halb bewusstlos rumliegen wie eben ist eher langweilig.«
Hope brachte ihn zum Schweigen. Er richtete die Kamera auf sie, und sie wurde rot. »Gavin darf sich jetzt nicht aufregen«, sagte sie, als wäre ich gar nicht da. »Ich habe ihm gerade ein Beruhigungsmittel gegeben.«
»Ich brauche kein Beruhigungsmittel«, sagte ich, »und ich muss auch nicht ins Krankenhaus.« Ich versuchte mich aufzusetzen, aber ein scharfer Schmerz in der Seite belehrte mich eines Besseren.
»Unser kleiner Hulk Hogan hier hat anscheinend Lust auf eine zweite Runde«, sagte Liam.
Mein Handy klingelte, und ich kramte es aus der Tasche. Meine Finger ließen sich nur in Zeitlupe bewegen, aber die Vorfreude darauf, gleich Melindas Stimme zu hören, half.
»Gavin, ruf gefälligst deinen Bruder zurück!« Das war nicht Melinda. »Er sagt, er hat dir schon drei Nachrichten mit Vorschlägen für die Hochzeit hinterlassen.« Nach Garys und Leslies Verlobung hatte sich meine Mutter zu deren Hochzeitsplanerin ernannt. Das wirklich Überraschende daran war, dass Leslie ihre Hilfe allem Anschein nach dankend annahm.
»Sie wollen vielleicht in New York heiraten, und du bist doch der Experte. Wieso sind da eigentlich Sirenen im Hintergrund?«
»Ich liege gerade in einem Krankenwagen.« Ich bereitete mich innerlich auf einen entsetzten Schrei vor, es folgte jedoch keiner.
»Hattest du einen Unfall?«
Die einfachste Antwort war wohl: »Ja.« Immer noch kein Schrei. »Mir geht’s aber gut«, fügte ich hinzu.
»Denk dran, den Ärzten zu sagen, dass du allergisch auf Chlor bist.«
»Ich glaube nicht, dass die mit mir schwimmen gehen.«
Ich hörte sie lachen, aber vielleicht begannen auch nur die Spritzen zu wirken. »Ruf mich an, wenn du im Krankenhaus bist, ja?« Ihre Stimme war ruhig. Und machte mir Mut. Ich hatte ganz vergessen, wie gut sie immer mit Notfällen umging. Als Kind und als Jugendlicher hatte ich mir mehrmals den Arm gebrochen und mehrere Autos zu Schrott gefahren, einmal auch beides zusammen. Sie war jedes Mal die Supermom gewesen, die alles ohne Fragen oder Vorwürfe hingenommen und einfach nur das getan hatte, was getan werden musste.
»Ich melde mich«, hörte ich mich versprechen.
»Ich liebe dich, Gavin«, sagte sie und legte auf. Genau das wollte ich jetzt hören. Ich hätte es im Moment nur gern von jemand anderem als meiner Mutter gehört.
Ein schrecklicher Gedanke stieg in mir auf, und ich drehte mich zu Hope
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