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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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ihn kennengelernt habe, dachte er noch, der Himalaya wäre eine Sexstellung.« Außerdem erzählte sie von ihren zwei Enkelkindern und zeigte mir Fotos von ihnen.
    Plötzlich wollte ich einfach nur noch so schnell wie möglich weg.
    Mein Handy summte. Es waren meine Eltern. Mir fiel ein, dass ich vorhin einfach aufgelegt hatte. Ich wollte gerade sagen, dass ich kurz drangehen musste, um mich dann heimlich davonzuschleichen, als ich mich erinnerte, dass ich sie zum Abendessen eingeladen hatte. Sie hatte nicht um die Einladung gebeten. Sie war nicht diejenige gewesen, die auf der Suche nach einem Date das Internet durchforstet hatte. Sie hatte einfach nur zugestimmt, mir bei einem Abendessen Gesellschaft zu leisten. Für ein nettes Abendessen zu sorgen war also das Mindeste, was ich tun konnte.
    »Hast du dir schon was zu essen ausgesucht?«, fragte ich.
    »Ich war zu sehr damit beschäftigt, die Aussicht zu genießen«, antwortete sie. Ich bemerkte, dass sie lächelnd durch das kleine Plastikfenster im Zelt nach draußen sah. Die Lichter der Stadt funkelten unter dem klaren Himmel.
    »Das hier ist wirklich ein sehr romantischer Ort«, sagte sie. Und es stimmte. Wir sahen beide aus dem Fenster, das leicht im Abendwind flatterte, die Kerzen auf unserem Tisch flackerten, und um uns herum saßen kuschelnde Pärchen. Dieser Moment war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Nur dass ich leider mit der falschen Melinda hier saß.

Entwicklungsverzögerungen
    W enn es nach mir ginge, würden wir einfach durchbrennen«, erklärte mir Amy Wu am nächsten Morgen bei unserem Interview im »Starbucks« am Union Square. Sie schlürfte bereits ihren zweiten großen Latte.
    Sie war nicht die Einzige, die einen Wachmacher nötig hatte.
    Ich hatte nicht gut geschlafen und fast die ganze Nacht damit verbracht, um eine Beziehung zu trauern, die ich nie gehabt hatte. Jemandem dabei zuzuhören, wie er von seinem Seelenverwandten schwärmte, war das Letzte, was ich im Moment ertragen konnte, und ich hoffte sehr, Amy würde das Wort nicht benutzen. Außerdem hatte ich gehofft, das Interview mit ihr würde eine leichte Nummer werden, aber diese zierliche Frau hatte viel weniger Lust auf unser Treffen als erwartet. Sie war Moderedakteurin bei der ›Elle‹ und darum eher daran gewöhnt, hinter den Kulissen tätig zu sein. Dass sie jetzt so im Fokus der Aufmerksamkeit stand, gefiel ihr gar nicht.
    »Ich habe gestern eine Stunde lang mit einem Mann telefoniert, der farblich aufeinander abgestimmtes Konfetti verkauft«, erzählte mir die Achtundzwanzigjährige und zupfte am Saum ihres eng anliegenden grauen Pullovers. »Vor einem halben Jahr wusste ich noch nicht einmal, dass es so etwas überhaupt gibt. Und ich weiß immernoch nicht, wieso wir so etwas brauchen. Oder warum es einen Artikel über uns geben muss. Das ist nicht böse gemeint, aber ich habe ja nun nicht den Friedensnobelpreis gewonnen oder so.«
    »Wenn Sie den gewonnen hätten, müssten Sie für Ihren Kaffee sicher nicht selbst zahlen«, versuchte ich mich an einem Witz, um der zukünftigen Braut ein wenig die Anspannung zu nehmen.
    Ein nervöses Lächeln huschte kurz über ihre Lippen. Sie leckte den Schaum von ihrer Tasse. Sie war ganz schön niedlich, stellte ich mit einem Funken Traurigkeit fest. Irgendwo in dieser Stadt trank Melinda vielleicht auch gerade Kaffee. Ich verscheuchte den Gedanken an sie und widmete mich wieder dem noch leeren Notizblock und meinem Karamell-Macchiato.
    »Wenn man wirklich keine große Hochzeit will, lädt man doch keine zweihundert Gäste in den ›Rainbow Room‹ ein«, wagte ich mich an eine andere Taktik.
    »Mike wollte die große Hochzeit«, antwortete sie. »Manchmal benimmt er sich echt wie ein Mädchen, im Ernst. Schreiben Sie das aber bitte nicht. Mike würde sonst weinen. Ich meine ausrasten. Er würde ausrasten. So richtig männlich.«
    Mike Russo arbeitete als Dating-Coach und hatte schon bei ›Oprah‹ auf der Couch gesessen. Und er sollte sich vielleicht mehr an seine eigenen Ratschläge halten, da er immerhin einen ganzen Monat gebraucht hatte, um ein erstes Date mit Amy zu bekommen. Die Frage war, warum, und die Antwort darauf einfach nicht aus ihr herauszukriegen.
    »Es muss ganz schön langweilig sein, ständig Leute danach zu fragen, wie sie sich kennengelernt haben«, wich sie aus. »Klingen die Geschichten, die Ihnen die Bräute erzählen, nicht alle gleich?«
    Ich hätte am liebsten »Ja« gesagt. Ich musste dieses

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