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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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die Kopfhörer in die Ohren und suchte weiter nach Melinda, während Cee-Lo Green davon sang, ›Crazy‹ zu sein.
    Es kamen immer mehr Leute, und ich versuchte, alle gleichzeitig im Blick zu haben, als ich rechts von mir eine zierliche Gestalt mit dunklen, vom Wind zerzausten Locken bemerkte, die jemandem zuwinkte. Ich lief sofort in die Richtung, eilte dann aber schnell wieder zurück, als ich sah, dass ihr meine neue rothaarige Feindin fröhlich zurückwinkte.
    Die beiden Frauen umarmten sich. Rein freundschaftlich, wie ich erleichtert feststellte. Bevor ich die Chance hatte, mehr als Locken und Jacke zu sehen, liefen beide schnell ins Gebäude hinein. Ich folgte ihnen (in so großem Abstand, dass es keinen weiteren Verdacht erregte). Nach und nach verließ die Menschenmenge die Lobby und mich der Mut.
    Blitzschnell beschloss ich eine Änderung meiner Taktik. Ich betrat die Aula und ging ganz nach vorn. Ich überflog die einzelnen Gesichter, als würde ich jemand Bestimmten suchen – und das tat ich ja auch.
    Etwa zweihundert Menschen saßen in der Aula oder schälten sich gerade aus ihren Jacken. Langsam ging ich den Seitengang hinauf und suchte dabei systematisch die Reihen ab. Melinda war irgendwo hier in diesem Saal, und ich würde sie finden.
    Dachte ich zumindest die ersten zehn Reihen lang. Als ich bei der dreizehnten angekommen war, beschlich mich langsam ein ungutes Gefühl. Aber dort, in der letzten Reihe, erspähte ich eine bekannte Mischung aus roten Locken und einem wütenden Blick und auf dem Platz daneben eine brünette Mähne. Sie beugte sich gerade nach vorn und kramte in ihrer Handtasche. Ich konnte ihr Gesicht zwar nicht sehen, aber ich wusste, es war Melinda. Noch drei Meter. Ich konnte es fühlen. Noch einen Meter. Ich fühlte es ganz deutlich. Ich war mir so sicher, auch als sie aufsah und mich mit einem überraschten Ausdruck auf ihrem hellbraunen, afroamerikanischen Gesicht musterte.
    Ich war dazu verdammt, immer den falschen Melindas hinterherzulaufen.
    Zwei Stunden später saß ich draußen auf einer Parkbank vor dem hell erleuchteten Studentenzentrum und sah den letzten Gästen zu, wie sie die Aula verließen. Ein spindeldürrer Typ mit schwarzer Zottelmähne hielt einer hübschen Blondine die Tür auf. Es sah so einfach und locker aus, wie er den Arm um sie legte. Sie blieben an der Straßenecke stehen, umarmten sich, sie streichelte seine Wange.
    »Hör auf, dir selbst leidzutun«, sagte Hope, die plötzlichwie aus dem Nichts neben mir aufgetaucht war. Obwohl, so ganz aus dem Nichts nun auch wieder nicht. Ich hatte ihr eine SMS mit meinem exakten Standort geschrieben – falls ihr Date früher als erwartet enden sollte.
    »Du hättest nicht extra herkommen müssen«, sagte ich und war sehr dankbar, dass sie extra hergekommen war. Ihre warmen, grünen Augen tränten von der Kälte. Ich hätte es Gary gegenüber nie zugegeben, aber manchmal stellte ich mir tatsächlich vor, wie es wäre, mit Hope zusammen zu sein. Sie war mitfühlend, intelligent und konnte tolle Ravioli kochen. Sie war aber sogar barfuß größer als ich und der Ansicht, neben einem kleineren Mann sähe sie unmöglich aus. Und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mit einer Frau zusammen zu sein, die einen größeren Halsumfang hatte als ich.
    »Wieso sitzt du hier draußen?«, fragte sie und setzte sich neben mich. Es waren höchstens null Grad, aber windstill. Ich hatte das Gefühl, in der kühlen Luft besser denken zu können. Nicht, dass mir Denken gerade viel half.
    »Hauptsache, du hast etwas unternommen«, sagte Hope. Ich sah sie unglücklich an. »Oder du hast zumindest versucht, etwas zu unternehmen. Mehr kann man nicht tun.«
    »Nächste Woche findet hier wieder eine Vorlesung statt«, sagte ich.
    »Willst du dir das echt noch mal antun?«
    »Mike Russo hat schließlich wochenlang täglich an der U-Bahn-Station gewartet.«
    »Du bist aber nicht Mike Russo«, klärte sie mich auf. »Wenn es dich glücklich macht, kannst du natürlich gern für den Rest des Semesters jeden Tag hier herumstehen. Vielleicht findest du Melinda irgendwann, und vielleicht erinnert sie sich an dich. Möglich ist es ja.«
    Die Art, wie sie das sagte, machte deutlich, dass sie es für ausgeschlossen hielt. Auf einmal war ich sehr müde. Ich fühlte, wie jede Motivation in die kalte Nachtluft entwich.
    »Wie war dein Date?«
    »Conrad will heiraten«, sagte sie leise.
    Ich war schockiert. Er hatte wirklich alles dafür getan, sie

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