Jeden Tag ein Happy End
(und mich) davon zu überzeugen, dass er nicht im Geringsten an irgendeiner Form des Zusammenlebens interessiert war. Fünf Jahre lang dieses bindungsgestörte Hin und Her, fünf Jahre lang konnte er sich nicht entscheiden. Und dann, von heute auf morgen, sprang er einfach so ins kalte Wasser. Ich hatte ihn unterschätzt und kam mir vor wie ein Idiot.
»Glückwunsch!«, sagte ich und umarmte sie.
Hope fing an zu weinen. »Er will nicht mich heiraten, sondern ein Mädchen, das er vor fünf Monaten in den Hamptons kennengelernt hat.« Sie wischte sich mit einem zerknüllten Taschentuch über die Augen.
»Wieso hat er dich zum Essen eingeladen, wenn er mit jemand anderem verlobt ist?« Ich war wütend.
»Er hat mich nicht zum Essen eingeladen. Er wollte mit mir ein Glas Wein trinken, bevor er mit ihr essen geht. Er meinte, er wollte es mir persönlich sagen. Aber eigentlich wollte er nur, dass ich dir davon erzähle, damit du über ihre Hochzeit berichtest. Bitte tu das nicht.«
»Natürlich nicht.«
»Es wird ein Riesenevent in einem Schloss in der Provence. Dieser Drecksack hatte mir letzten Sommer schon versprochen, dass wir zusammen in die Provence fahren, aber dann war er angeblich beruflich zu sehr eingespannt.«
»Du warst doch schon in der Provence«, versuchte ich sie zu trösten. »Zweimal schon.«
»Darum geht’s doch gar nicht!«, fuhr sie mich an. »Er hat gesagt, sie sei seine absolute Traumfrau. Ein Ex-Model aus Paris nämlich, trägt Größe 32, hat einen Doktor in Kunstgeschichte und einen Adelstitel. Und frag mich bloß nicht, wo sie sich kennengelernt haben.« Das würde ich tunlichst unterlassen, aber neugierig war ich schon.
»Tut mir leid«, war alles, was mir einfiel. Conrad zu verlieren war für Hope wahrscheinlich nicht einmal das Schlimmste an der ganzen Sache. Schlimmer war wohl, dass sich für Hope die Geschichte wiederholte, wie ihre Mutter damals ihren Vater verloren hatte. Hope war aber nicht mit Conrad verheiratet. Und sie hatten auch keine siebenjährige Tochter zusammen.
»Ich bin ohne ihn sowieso viel besser dran«, sagte sie. »Was habe ich mir überhaupt dabei gedacht, mit einem Typen auszugehen, der sich die Augenbrauen wachst?« Sie stand auf und holte tief Luft. »Wollen wir los?«
»Nein«, sagte ich und stand auch auf. Ich konnte Hope gegenüber nicht zugeben, dass mir beim Gedanken an ihren Exfreund, der ein französisches Model mit einem Doktortitel heiratete, ganz mulmig geworden war. Stattdessen nahm ich ihre Hand.
»Das wird ein langes Wochenende«, sagte sie und starrte in die Leere.
»Wenigstens musst du morgen nicht auf eine Hochzeit gehen«, gab ich zurück. Ich wollte dort unter keinen Umständen hin.
»Die von diesem Dating-Coach?«
»Nein, die ist erst nächste Woche. Diese Woche geht’s um einen Typen vom Geheimdienst, der seine Verlobte auf einer Schusswaffenmesse kennengelernt hat.«
Hopes Augen wurden feucht.
»Alles wird gut«, sagte ich und hätte es selbst gerngeglaubt. Sie umarmte mich. Alles wäre so viel einfacher, wenn ich in sie verliebt wäre.
»Ich habe überlegt, es noch mal mit Online-Dating zu versuchen«, sagte sie und lehnte ihre Stirn gegen meine.»Meinst du, das ist eine gute Idee?«
Eigentlich nicht, aber ich nickte trotzdem.
Dating für Dummies
J eder ist seines eigenen Glückes Schmied«, sagte Mike Russo. Ich saß mit dem attraktiven Dating-Guru in seinem Büro in SoHo. Seine Kolumne »Tu’s einfach: Russos Romantik-Regeln« erschien gerade in mehreren Zeitungen gleichzeitig. Er war überraschend braun angesichts der Tatsache, dass es Mitte Januar war, und legte sich vor seinem Ein-Mann-Publikum gerade so richtig ins Zeug. »Das sage ich meinen Kunden immer. Wenn du eine Frau siehst, die dir gefällt, sprich sie an. Egal wann, egal wo.«
»Auch beim Arzt im Wartezimmer?«, fragte ich skeptisch.
»Sogar im Krankenwagen, verdammt noch mal!«, gab er zurück. Es war das letzte Interview vor Mikes Hochzeit, und je mehr wir vom eigentlichen Thema abkamen, desto erzählfreudiger wurde er. »In einer Schlange stehen ist auch eine tolle Gelegenheit. Wenn man irgendwo anstehen muss, bekommt man schlechte Laune und ist dankbar für die Ablenkung. Am liebsten mag ich Banken, Supermärkte und die Zulassungsbehörde.«
»So oft hat man doch aber nicht in der Kfz-Stelle zu tun.«
»Also ich habe da schon ein paar schöne Nachmittage verbracht«, antwortete er mit dem verträumten Blick einesMannes, der an ein Wochenende auf
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