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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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Square Park statt. Ich war eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn dort und stellte mich drinnen direkt vor die Eingangstür.
    Na endlich. In weniger als einer Stunde würde ich Melinda wiedersehen. Mir fiel ein, dass ich überhaupt nicht wusste, was ich sagen sollte. »Ich war gerade in der Nähe« wäre ja wohl nicht sehr überzeugend. »Ich muss ununterbrochen an dich denken« wäre am ehrlichsten, damit klang ich aber auch wie ein Psychopath. Dann dachte ich an Mike Russo und beschloss, Melinda einfach zu sagen, dass ich sie gern zum Essen einladen würde. Das brachte es auf den Punkt, war die Wahrheit und klang nett. Ich war bereit.
    Und mir war übel.
    Ich betrachtete mein Spiegelbild in der Glastür. In dem unvorteilhaften Licht sah meine Haut blass und fleckig aus, und wie ich hier so allein in der Lobby herumstand, kam ich mir vor wie in einem Aquarium. Ein sehr gut ausgeleuchtetes Aquarium, in dem es leider kein Plastikschiffchen gab, hinter dem ich mich verstecken konnte. Ich ging wieder hinaus und stellte mich vor das Gebäude. Eine Frau kam durch den Park auf das Gebäude zu. Sie hatte ihre Strickmütze tief ins Gesicht gezogen und trug eine Cabanjacke. Genau wie Melinda! Ich machte ein paar zögernde Schritte auf sie zu, aber im Licht einer Straßenlaterne sah ich rote anstelle brauner Locken unter ihrer Mütze hervorblitzen. Sie sah mich misstrauisch an, und ich wandte mich schnell ab. Als ich mich wieder umdrehte, zündete sie sich gerade eine Zigarette an. Ich lächelte nervös und erntete dafür einen noch argwöhnischeren Blick.
    Ich rief Hope an.
    »Wenn ein Kerl, den du erst ein Mal getroffen hast, plötzlich vor dir steht, würdest du ihn dann für einen Stalker halten?«
    »Kommt darauf an, wie gut er aussieht«, antwortete sie.
    »Ich meine das ernst.«
    »Ich auch. Kommt wirklich darauf an, wie gut er aussieht.« Ich erklärte ihr meinen Plan. Dankbarerweise äußerte sie lediglich Zweifel an meinen Chancen, nicht an meinem Verstand. »Ich meine nur, dass deine Erfolgsaussichten sich als eher suboptimal darstellen«, verfiel sie plötzlich in ihren Ärzteslang. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mir gerade nicht richtig zuhören konnte. Vielleicht, weil sie sagte: »Ich kann dir gerade gar nicht richtig zuhören. Hier warten unheimlich viele Traumapatienten auf mich, und ich muss sehen, dass ich pünktlich Schluss machen kann, WEIL … weil ich doch heute Abend ein Date mit Conrad habe.«
    Sie war enttäuscht, dass ich das vergessen hatte.
    »Ich treffe mich mit ihm am ›Modern‹.« Sie meinte das Restaurant am Museum of Modern Art, bekannt für sein schickes Design und die hohen Preise.
    »Er lässt dich ganz nach Uptown fahren in so ein Nobelding?«
    »Es ist eben ein tolles Restaurant, und außerdem will er mir damit auch etwas zeigen.« Ganz genau. Nämlich, dass er Geld wie Heu hatte. Hope war eigentlich nicht auf den Kopf gefallen, aber manchmal kam doch wieder das kleine Mädchen aus Ohio in ihr zum Vorschein, das sich leicht vom New Yorker Glamour und Glitzer beeindrucken ließ. Conrad wusste das nur zu gut. »Diesmal ist alles anders, glaube ich.« Das hatte sie auch beim letzten Mal gesagt, aber darauf wies ich sie lieber nicht hin. Wer in einem Glashaus steht, sollte nicht mit Steinen werfen.
    Sie wünschte mir viel Glück und legte auf. Ein Pärchen betrat Hand in Hand das Gebäude. Was, wenn Melinda mit einem anderen Mann käme? Egal. Ich würde das hier durchziehen. Ich hatte eine Mission. Ich war der James Bond der misslungenen Datingversuche.
    Ich betrachtete prüfend jeden weiblichen Neuankömmling. Eine Frau mit Sommersprossen kam aus westlicher Richtung. Eine andere, Typ Schriftstellerin, schwarze Klamotten, dunkler Pony, kam aus östlicher Richtung. Vier Frauen kamen gemeinsam, gingen jedoch so schnell an mir vorüber, dass ich nicht jede einzelne genau sehen konnte. Also ging ich ihnen nach und umkreiste sie unauffällig, bis ich ausschließen konnte, dass Melinda dabei war. Ich machte mich wieder auf den Weg zurück zu meinem Wachtposten und hielt dabei einer jungen Studentin mit Porzellanhaut die Tür auf. Plötzlich kam ich mir vor wie ein alternder Casanova. Dem skeptischen Blick der Rothaarigen nach zu urteilen, war ich nicht das einzige Wesen, das diesen Eindruck von mir hatte.
    Im Film wirkten die Männer in solchen Szenen irgendwie weniger lüstern als ich. Meist spielte dabei romantische Musik im Hintergrund. Vielleicht half ja mein iPod. Ich steckte mir

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