Jeden Tag ein Happy End
Idee für eine Fernsehseriegepitcht hat«, sagte Tony. Sofort herrschte Stille. Es gab nicht viel, das uns mehr beeindruckte als ein Reporter, der einen Deal in Hollywood vorweisen konnte. Das war, als würde man die Reise in den Sphärischen Raum antreten, den Katzenhimmel im Musical ›Cats‹, nur mit besserer Bezahlung.
»Schluss jetzt«, sagte Renée. »Wenn die Rede von Einsparungen ist, bedeutet das nicht automatisch Entlassungen. Und Gerüchte sind keine Fakten.«
»Du meinst also, unsere Jobs sind sicher?«, fragte ich.
Das Wort »sicher« schien sie nachdenklich zu stimmen. »Welcher Job ist das schon«, seufzte sie. Vor unseren Augen wich die Luft aus ihr. Ihr Rücken war nicht mehr durchgedrückt, ihre Mundwinkel hingen herab. Sie war nicht mehr der Sergeant, der die Truppen anführt. Nur eine Frau, die auf die siebzig zuging, unter Hüftproblemen und einem angeblich schwachen Herzen litt. Und die ihr Leben ihrer Arbeit gewidmet hatte. Nein, nicht nur ihrer Arbeit. Einer Zeitung und allem, wofür diese stand.
»Ich würde nie etwas Schlechtes über die Zeitung sagen«, sagte sie. »Aber ich würde ab jetzt auf jeden Fall den Sicherheitsgurt anlegen.«
Alleinflug
Z um zweiten Mal in diesem Monat saß ich in einem Flugzeug. Ich sah aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft unter mir und fühlte mich völlig ziellos. Ich überlegte, wohin ich eigentlich wollte. Nicht wortwörtlich natürlich, das wusste ich ja. Ich war auf dem Weg nach L. A. zu Roxannes und Aris Hochzeit. Aber welchen Sinn hatte das Ganze? Ich stand kurz davor, entlassen zu werden. Selbst wenn ich den Spießrutenlauf diesmal überstehen würde – es gab Grenzen. Als Single konnte man sich nicht unzählig viele Hochzeiten antun, ohne zu implodieren. Die Paare schienen immer jünger zu werden und bestätigten damit meine Angst, dass ich die Blütezeit meiner Singlejahre bereits hinter mir hatte und auf dem besten Weg war, mich in die männliche Version einer alten Jungfer zu verwandeln. Ein vereinsamter Mann in einer globalisierten Welt. Und mein Schicksal war nicht einmal selbst gewählt. Gary war derjenige, der immer geschworen hatte, er würde nie heiraten. Nicht ich. Es war zwar etwas peinlich, aber ich hatte mir schon als Kind meine Flitterwochen ausgemalt (wahrscheinlich hatte ich zu oft ›Love Boat‹ gesehen). Ich hatte mir immer vorgestellt, dass die Ehe der Mittelpunkt meines Lebens sein würde, wenn ich groß war. Und das stimmte ja auch. Nur war es eben nicht meine eigene.
Ich hatte das Gefühl, irgendwo falsch abgebogen zu sein und mich von meinem eigentlichen Lebensweg entfernt zu haben. Vielleicht wohnte in einem der winzigen Häuser, über die ich gerade hinwegflog, jemand, der genau das Leben lebte, das ich immer haben wollte. Jemand, der einen Ring am Finger trug und mit einer Frau zusammenlebte, die ihn liebte und ihm das Gefühl gab, zu Hause zu sein – das Gefühl, das ich ganz kurz mit Laurel gehabt hatte.
Ich konnte immer noch nicht an dem See im Central Park vorbeigehen, ohne dass mir schlecht wurde, und den Anblick von grünem Tee konnte ich auch immer noch nicht ertragen. Ironischerweise war sie hinter mir her gewesen. Sie hatte sogar zuerst angerufen. Gary war der Auffassung, dass das schon der Anfang vom Ende gewesen sei. Er hatte sie allerdings auch einen herzlosen Drachen genannt. Der Spitzname spielte darauf an, dass sie immer ehrlich war, selbst wenn es weh tat. Deshalb hatte ich ihr so vertraut. Bis zu dem Moment eines Morgens um drei, als sie mir eröffnete, dass sie sich in einen anderen verliebt hatte.
Seitdem waren über drei Jahre vergangen, und ich hatte noch immer keine andere kennengelernt. Nicht so richtig zumindest. Melinda zählte nicht. Oder doch? Ich kannte sie ja kaum. Trotzdem erwischte ich mich immer wieder dabei, dass ich an sie dachte. Das musste endlich aufhören. Ich musste meine Ansprüche herunterschrauben. Ich hatte ein neues Ziel: frischen Schwung in mein Liebesleben zu bringen und jemanden zum Heiraten zu finden, bevor meine Brusthaare grau wurden.
Online-Dating hatte nicht funktioniert. ComeFlyWithMe hatte ja die Fliege gemacht, und aus den anderen Profilen, die ich mir angesehen hatte, stach niemand heraus. Hope meinte, ich bräuchte einfach eine positivere Einstellung.
»Zum Glück ist A. J. positiver an Online-Dating herangegangen als du«, hatte sie gesagt. A. J. war der Kinderarzt, der gern spät nachts noch Cabernet trank. Er hatte sich an der Stanford-Uni zum
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