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Jeden Tag ein Happy End

Jeden Tag ein Happy End

Titel: Jeden Tag ein Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Devan Sipher
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vielleicht ein bisschen zu enthusiastisch.
    »Auf jeden Fall«, antwortete sie, zog die Tür hinter sich zu und schloss zweimal ab. »Aber nicht hier.« Sie warf mir meinen Schal zu und ging zum Fahrstuhl hinüber. Ich lief ihr hinterher.
    »Ganz schön ungewöhnlicher Ort für ein Interview«, sagte ich und zog mir die Schuhe aus.
    »Du kletterst wohl lieber Feuerleitern hoch, was?«, fragte sie mit einem übermütigen Glitzern in den Augen.
    Angesichts dessen, was wir hier gleich vorhatten, schien das Du mittlerweile doch wieder angebracht. Wir befanden uns in einer riesigen Sporthalle. Neben uns ragte eine Leiter etwa drei Stockwerke in die Höhe. Sie führte zu einem Zirkustrapez. Als sie während der Taxifahrt gestand, sie bräuchte einen kleinen Energieschub, hatte ich eher an einen Espresso gedacht.
    »Hast du nicht Höhenangst?«, fragte ich und biss mir sofort auf die Zunge. Das wusste ich ja von unserer Unterhaltungauf der Silvesterparty. Jetzt war der Satz raus. Der Moment der Entscheidung war gekommen.
    In ihrem Gesicht war kein Anzeichen von Überraschung zu entdecken. Kein Wiedererkennen. Kein ungläubiges Lächeln. Es war eindeutig – sie erinnerte sich nicht daran, dass wir uns schon einmal begegnet waren. Eine leise Stimme in meinem Kopf rief: Sag’s ihr. Sag’s ihr endlich. Erzähl ihr alles. Aber was sollte ich ihr denn erzählen, wenn sie sich gar nicht an mich erinnerte? Und warum sollte sie auch? Ich hatte mehr daraus gemacht, als es eigentlich gewesen war. Wir hatten weniger als eine halbe Stunde miteinander verbracht. Sie reiste ständig um die ganze Welt, und ich war nur irgendein Typ, der ihr die Treppe hinuntergeholfen hatte. Bestimmt versuchte sie gerade herauszufinden, woher ich von ihrer Phobie wusste. »Alexander hat das mal kurz erwähnt«, murmelte ich.
    »Ach«, sagte sie, ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben, was sich in diesem Moment in meinem Inneren abspielte. »Na ja, solange ich an Gurten und Seilen festgemacht bin, habe ich keine Angst. Ich wünschte, so was gäbe es auch für den Alltag. Im Auto gibt’s Sicherheitsgurte, aber was ist mit dem Rest des Lebens?«
    Darauf hatte ich spontan keine Antwort parat, weil ich noch mit dem Bild einer mit Seilen gefesselten Melinda vor meinem geistigen Auge beschäftigt war.
    »Ich habe mal vor ein paar Jahren einen Trapezkurs in der Schweiz besucht und seitdem bin ich süchtig danach«, sagte sie. »Ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich hier in New York auch auf so eine Anlage gestoßen bin. Hier komme ich immer her, wenn ich gestresst bin.«
    »Bist du gerade gestresst?« Stresste ich sie etwa?
    »Versuch du mal, in weniger als vier Monaten eineHochzeit zu planen. Ich habe Alexander doch erst zwei Tage nach Silvester kennengelernt.«
    Sie hatte ja keine Ahnung, wie sehr mir dieser Satz das Herz zerbrach. »Was hast du eigentlich in Spanien gemacht?«, fragte ich. Meine Stimme zitterte.
    »Ich war auf einer Hochzeit in einem kleinen Dorf in der Nähe von Barcelona eingeladen. Eine Freundin vom College hat geheiratet. Dort einen Mann kennenzulernen stand nicht unbedingt ganz oben auf meiner Liste.«
    Ja, klar. Eine Frau, die allein auf eine Hochzeit geht, denkt natürlich überhaupt nicht daran, dort einen Mann kennenzulernen. »Das werden dir meine Leser aber nicht abnehmen«, sagte ich. Ich war unglaublich eifersüchtig auf Alexanders perfektes Timing.
    »So war’s aber«, antwortete sie ungehalten.
    »Du warst Single. Und auf diesem langen Flug nach Europa hat dich nicht im Geringsten interessiert, wer da neben dir sitzt?«
    »Ich war noch ganz übermüdet von den Feiertagen davor, und es ging mir nur darum, meinen Platz zu finden. Wer da neben mir saß, interessierte mich nicht. Erst hat es mich genervt, dass Alexander sich mit mir unterhalten wollte. Aber dann hat er mein Herz erobert.« Es war mir ein Rätsel, wie ihm das gelungen war. Oder ich wollte es einfach nur nicht wahrhaben.
    »Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass daraus mehr als eine nette Unterhaltung werden könnte«, beteuerte sie. »Als wir uns am Flughafen verabschiedet haben, dachte ich, das war’s. ›War nett, dich kennengelernt zu haben. Schönes Leben noch.‹ Ich war völlig von den Socken, als ich dann irgendwann im Hotelzimmer war, es klopfte und er mit zwei Dutzend roten Rosen vor der Tür stand.«
    Hätte ich das doch nur sein können. Der im Flugzeug. Und der mit den Rosen.
    Eine Trillerpfeife ertönte, und sie beugte sich vor und

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