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Jeden Tag, Jede Stunde

Jeden Tag, Jede Stunde

Titel: Jeden Tag, Jede Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natasa Dragnic
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bist, überlass es bitte mir, mich um deine Finanzangelegenheiten zu kümmern.«
    »Gerne«, antwortet sie. Dora ist das egal. Sie denkt nicht darüber nach. Sie hat andere Dinge im Kopf.
    »Lass uns essen gehen. Hier um die Ecke hat ein neues Restaurant eröffnet. Das Essen soll vorzüglich sein.«
    »Und teuer.«
    »Das lass dir mal egal sein, darum kümmere ich mich. Ich will meine vedette verwöhnen.« Er nimmt ihre Hand und will losgehen.
    »Du bist ein Snob«, sagt Dora leicht amüsiert und will sich nicht zum ersten Schritt bewegen lassen.
    »Solange du mich nur bei dir haben willst …«
    »Eigentlich habe ich gar keinen Hunger. Und ich muss noch meinen Text lernen. Erster Tag, und schon haben wir Hausaufgaben bekommen!« Sie steht immer noch unbeweglich da und schaut sich um.
    »Aber du musst auch essen! Und danach helfe ich dir, deinen Text zu lernen.«
    »Das wäre ja was ganz Neues!«
    Sie lacht. Mit seiner Hilfe schafft sie es immer nur bis zum Bett.
    Er dreht sie zu sich und umarmt sie ganz fest. Er legt das Kinn auf ihren Kopf: André ist groß.
    »Es ist nicht meine Schuld, dass du so süß bist, dass ich die Finger nicht von dir lassen kann, dass ich jede einzelne Minute an deinen weichen Mund, deine festen Brüste, deinen …«
    »Halt, halt, halt! Siehst du, das meine ich, genau das!«
    Sie tut nur so, als wäre sie böse, sie lässt sich von ihm abküssen, sie erlaubt seinen Händen, ihren Körper zu streicheln. Und zwar mitten auf der Straße. Sie spürt das Verlangen in sich hochkommen, sie schließt die Augen, es geht ihr gut, sie hört ihn leicht in ihr Ohr stöhnen …
    »Jetzt muss ich gehen…« Aber sie ist sich nicht ganz sicher.
    »Du bist grausam, es gehört verboten …« Sein Mund ist immer noch an ihrem Ohr.
    »Ich muss aber. Es ist ja nicht so, als ob ich keine Lust hätte.«
    »Dann lass uns zu mir gehen, in meinem superschnellen Auto sind wir im Nu da, denk an das Bett, groß und warm und …«
    »Du bist verrückt.«
    »Dann fahren wir zu dir.«
    »Ich gehe zu mir nach Hause und du zurück in die Bank, und wir können uns heute Abend treffen und alles nachholen, und ich verspreche dir sogar noch einen kleinen Bonus, wenn du mich jetzt einfach gehen und meinen Text lernen lässt …«
    Er nimmt so blitzartig seine Arme von ihr, dass sie fast umfällt. Ihre Beine sind unsicher ohne seine Hände. Ein momentanes Gefühl des Vermissens und Bedauerns und ungewollten Verzichts schlägt wie eine geballte Faust in ihren Bauch.
    Aber sie lässt ihn gehen. Im Verabschieden, das keines ist, ist sie gut. Hat sie da jemanden lachen hören?! Das ist ihre neue Rolle, die sich über sie lustig macht, schlicht und ergreifend, würde ihre Mutter sagen. Man muss nicht immer alles verstehen, denkt Dora und eilt nach Hause.
     
    »Ich liebe dich«, flüstert Klara.
    Luka steht auf und bleibt vor ihr stehen. Sie berührt ihn immer noch nicht. Sie denkt wahrscheinlich, sie hält sich an die Regel. Sie sehen sich lange an. Dann lächelt Luka und legt ihr die Arme auf die Schulter.
    »Was duftet denn hier so gut?«
    Sie nimmt seine Hand und führt ihn in die Küche. Eine Möchtegernküche. Sie ist klein und unpraktisch und dürftig ausgestattet für eine so gute Köchin, wie Klara eine ist. Und dennoch schafft sie es immer wieder, etwas Leckeres für sie beide zuzubereiten. Er liebt es, wenn sie für ihn kocht. Es hat etwas Vertrautes und Trostspendendes an sich. Vor allem wenn sie etwas im Ofen macht. Ob einen Kuchen oder überbackenes Gemüse, das ist ihm vollkommen egal. Der Ofen strahlt eine Wärme aus, die mit der tatsächlichen, physikalischen Hitze nichts zu tun hat. Das Zuhause. Die Geborgenheit. Die Sommer am Strand. Die Mittagshitze.
    »Lass dich überraschen.«
    Sie essen am geschmackvoll gedeckten Tisch, der eigentlich ein unebenes Brett auf drei wackligen Beinen ist.
    Luka ist schnell satt. Er isst nicht viel. Gern, aber nicht viel. Er lehnt sich in seinem Stuhl nach hinten, jedoch nicht zu weit, denn er könnte auseinanderbrechen. Der Stuhl. Zufrieden lächelt Luka Klara an. Sie reicht ihm die Hand. Er ergreift sie, ohne zu zögern.
    »Und jetzt will ich mit dir schlafen.«
     
    Als Dora nach Hause kommt, sitzen Mutter und Vater im Wohnzimmer, jeder in seinem Sessel, schweigen und starren auf die Tür. Und keiner sagt »Ich liebe dich«. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ihr Vater, der seinen Lebensunterhalt mit dem Planen und Bauen von exklusiven Wohnungen und Häusern verdient, vor sieben

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