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Jeden Tag, Jede Stunde

Jeden Tag, Jede Stunde

Titel: Jeden Tag, Jede Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natasa Dragnic
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lässt sich leichter atmen, seine Lunge ist voller Sauerstoff, er könnte abheben. Der Albtraum ist vorbei. Endlich. Er hat es geschafft. Es ist raus. Gesagt. Unwiderruflich. Und er muss lächeln, und er fühlt, wie sein Gesicht sich erhellt. Voller Stolz. »Ich liebe sie.«
    »Und was ist mit mir? Und was ist mit Katja?« Klara redet und weint. Sie flüstert beinahe.
    »Klara, du weißt, warum wir geheiratet haben. Du weißt, es ging nur um das Kind, sonst …«
    Es fällt Luka nicht leicht, das zu sagen. Er hat nichts gegen Klara, eigentlich ist alles seine Schuld. Er hat sich wieder mit ihr eingelassen, obwohl er es gar nicht wollte. Sie war zwar immer da, das stimmt, aber er hatte die Wahl, niemand hat ihn gezwungen. Er hat über nichts nachgedacht. Sie war einfach da und willig und hat alles hingenommen, hat nie etwas gesagt oder gefragt, hat sich nie beschwert. War einfach da. Verdammt noch mal! Und ihm war es völlig egal, Klara oder eine andere. Und jetzt sind sie verheiratet, und er hat Dora wiedergefunden. Und das Kind ist auch da, sein Kind. Seine Tochter. Katja. Ja, sie heißt Katja.
    Und plötzlich muss er aufstehen, hastig verlässt er die Küche und rennt fast in das große Schlafzimmer, wo das Kinderbettchen steht, in dem seine Tochter trotz der Hitze schläft, mit offenem Mund. Katja. Ihre Fäuste zucken immer wieder, es sieht aus, als kämpfte sie mit einem Geist. Katja. Seine Tochter. Er beugt sich über das Bett und legt vorsichtig den Zeigefinger auf ihre rote Wange. Sie hält eine Sekunde inne, wie überrascht, dann schläft sie unruhig weiter.
    Luka fühlt eine Hand auf seinem Rücken. Klara steht hinter ihm.
    »Sieh sie dir an, unsere Tochter. Deine Tochter. Ist sie es nicht wert, verdient sie es nicht, eine richtige Familie zu haben?«
    Das ist keine Frage, die beantwortet werden kann. Muss. Luka betrachtet das winzige Gesicht. Nichts hier ist richtig. Am wenigsten die Familie, von der Klara spricht.
    »Kannst du dir vorstellen, sie nicht zu sehen, nicht jeden Tag mit ihr zu verbringen, sie nicht zu halten …«
    Lukas Rücken wird steif. Er schwitzt wieder. Bevor er es versteht, fühlt er, was hier gerade passiert. Auch wenn er Katja noch nie gehalten hat. Keine Zeit mit ihr verbracht hat. Ein ganz schlechter Vater gewesen ist. In diesem Moment beginnt er Klara zu hassen. Von diesem Augenblick an ist es ihre Schuld.
    Luka verlässt wortlos das Zimmer und das Haus. Sein Leben. Ohne das Hemd gewechselt zu haben.

27
    Die Augustsonne brennt auf der Haut, sogar im Schatten. Dora trinkt ihr zweites Glas Wasser. Gierig. Als gäbe es nicht genug für alle. Sie hat ein luftiges weißes Kleid an. Und eine Sonnenbrille auf. Und einen Strohhut. Volle Ausrüstung. Ihr gegenüber sitzt Zoran. Seine Sonnenbrille liegt auf dem Tisch, neben seinem Bierglas. Sie sehen sich an. Es wird kein leichtes Gespräch. Es geht um den Menschen, den sie beide über alles lieben.
    »Also, was wollten Sie mir sagen?« Dora fühlt sich gar nicht so sicher, wie sie sich anhört, aber man darf nicht vergessen: Sich zu verstellen ist ihr Beruf.
    »Ich erinnere mich an dich, als du noch ein ganz kleines Mädchen warst. Wie du mit Luka überall hingegangen bist, wie ihr mit dem Boot gefahren seid. Ihr wart unzertrennlich.« Ein ganz klarer Fall väterlicher Nostalgie. Sein Blick ist vage und verschwommen. Dora kann nicht viel darin sehen, höchstens einen kleinen Jungen und seine noch kleinere Freundin.
    »Wollten Sie darüber mit mir sprechen?« Dieser Satz musste kommen.
    »Nein, natürlich nicht.« Zoran nimmt sie wieder wahr. Er lächelt warm und zuneigungsvoll. »Ich wollte dir damit nur zeigen, dass ich weiß, worum es hier geht, wie alt eure Geschichte ist. Dass ich weiß, wer du bist. Für meinen Sohn.« Sein Blick widmet sich der Bierflasche, er trinkt aber nicht. »Hat Luka dir erzählt, dass ich sie damals verlassen habe? Ich bin einfach verschwunden.«
    »Ich weiß. Das heißt, Luka hat mir gesagt, dass Sie einige Jahre weg waren.« Dora ist keinesfalls ahnungslos. Trotzdem überrascht es sie, was sie da hört. Dass sie es hört.
    »Das war schlimm, für alle. Für mich auch, auch wenn ich derjenige war, der gegangen ist. Ich habe keine Ruhe gefunden. Ich dachte, ich wäre es mir selbst und den Kindern, nicht zuletzt Antica, schuldig, ehrlich zu sein, zu meinen Gefühlen zu stehen.« Zoran spielt mit der leeren Flasche. Als wäre sie sein Leben. Immer geht es um alles oder nichts. Entweder oder.
    »Ich finde auch,

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