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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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entbehren:
    Eine malerische Wolke Gift
    senkt sich auf die Menschheit
    und bettet sie in den Tod.
    Heloten und Spartacus,
    ein paar Demonstranten mit Stehvermögen
    und blutigen Köpfen,
    die Mutigen sind nicht mehr geworden,
    ach,
    manchmal glaube ich,
    es kommen immer wieder dieselben
    auf die Welt.
     
    Und dazwischen
    die traurigen Genies, die Wahnsinnigen,
    die Irrationalisten, die Verstoßenen,
    dieser viel zu zärtliche Ansturm gegen Profitgier
    und die Prügelfaust der Wahrheiten,
    kaum Veränderungen,
    kaum Entwicklung,
    manchmal ein Anflug von Liebe
    unter den Eismeeren,
    Berührungen vielleicht,
    Worte und Zeichen   –
    mich jedenfalls kann die Weltgeschichte am Arsch lecken.
     
    IV
     
    Chor:
    Denn wer den Zweifel liebt,
    hat schon verloren,
    es kann nicht gut sein,
    wenn man abweicht von der Norm.
    Nur wer ein Glatzkopf ist,
    bleibt ungeschoren,
    und nur wer mitmarschiert,
    marschiert nach vorn!
     
    V
     
    Du überblickst jedenfalls
    jetzt alles viel besser,
    und ich glaube,
    du kommst mit den Toten eher zurecht.
    Totsein macht großmütig,
    und richtig einig mit sich
    wird man eben erst im Nachhinein.
    Hilf mir doch ein bisschen,
    reiß mir einen Augenblick den Himmel auf.
     
    Es kann so schön sein,
    an Flüssen zu sitzen,
    die Beine baumeln zu lassen,
    und ich stelle mir Wälder vor
    und kräftige Menschen,
    die so tief Luft holen,
    dass ihnen schwindlig wird,
    und zwischenrein:
    Polizeiknüppel und Aufmärsche,
    Beine und Busen,
    aufgewogen und als Geschenkpaket
    verschnürt,
    wo soll man noch Atem holen,
    wo soll man noch lieben,
    haben dir deine Mörder nie ins Gesicht gesehen,
    warum ist ihnen die Hand nicht verdorrt,
    ich wäre doch so zärtlich gewesen zu dir,
    Paolo Pasolini.
     
    Natürlich,
    sie müssen ihre Welt ja immer mit Fahnen erobern,
    aber ich will von keiner Fahne abbeißen,
    es heißt,
    dass dieses Tuch bitter schmecke.
    Sie wollten schon lange deinen Kopf,
    Jochanaan,
    denn wer lässt sich schon gern das Betttuch wegziehen,
    wenn’s draußen kälter wird?
    Wachstum, Pasolini,
    und die Wärme der Fernsehsessel!
    Frigide Frauen und mörderische Schwänze!
    Lustvolle Menschen kann man nicht besitzen,
    nur was sie veräußern können,
    auf was sie treten können,
    das nennen sie Liebe.
     
    »Lasst uns umkehren.
    Es lebe die Armut.
    Es lebe der kommunistische Kampf
    für die lebensnotwendigen Dinge.«
     
    VI
     
    Chor:
    Denn wer den Zweifel liebt,
    hat schon verloren,
    es kann nicht gut sein,
    wenn man abweicht von der Norm.
    Nur wer ein Glatzkopf ist,
    bleibt ungeschoren,
    und nur wer mitmarschiert,
    marschiert nach vorn!
     
    VII
     
    Nein!
    Nein!
    Natürlich werde ich nicht aufgeben.
    Will die Zeit noch nützen.
    Wer weiß, wann’s Schluss ist.
     
    Es gibt Menschen,
    denen läuft plötzlich das Gehirn aus.
    Das dauert ein paar Monate.
    Erst können sie sich nicht mehr konzentrieren,
    dann vergessen sie, wo der Lichtschalter ist.
    Und in ihren kurzen wachen Momenten
    weinen sie hemmungslos.
     
    Aber Gedanken können nicht einfach wegfließen.
    Auch du hast die Erde getränkt,
    und so viel Land
    können nicht mal deine Mörder umpflügen,
    um zu verhindern,
    dass da was wächst.
     
    Nicht für die Welt,
    nicht für Gott,
    nicht für das Paradies
    und nicht für die Menschheit,
    vielleicht nur für eine Handvoll Träumer,
    keine Illusionisten,
    keine Fantasten,
    sondern einfache Menschen,
    die plötzlich jetzt und heute sagen,
    sich auf die Straße stellen
    und schlicht behaupten:
     
    Mit mir nicht, meine Herren.
    Endlich wieder unten
     
    Endlich bist du wieder unten,
    wieder mitten im Geschehn.
    Hast dich plötzlich losgebunden,
    um als Mensch zu überstehn.
     
    Wieder barfuß auf dem Boden,
    wieder dort, wo uns die Welt,
    losgelöst von Muss und Moden,
    ansatzweis zusammenhält.
     
    Und jetzt liegt da dieser Zettel
    zwischen deinen Wertpapiern:
    Heute nehm ich mir das Leben,
    um es nie mehr zu verliern.
     
    Kann auch ohne eure Titel
    und Verträge überstehn.
    Hab die Schnauze voll von Zielen,
    will mich erst mal suchen gehn.
     
    Nur die sich misstraun,
    brauchen Normen zum Sein
    und verteilen als Schuld,
    was sie sich nicht verzeihn.
     
    Doch wie immer sie dich
    auch schuldig schrein,
    nur du hast das Recht,
    dein Richter zu sein.
     
    Endlich stehst du zu den Bieren,
    die man nur im Stehen trinkt,
    siehst, wie glücklich ein Verlierer
    ohne Kampf nach oben sinkt.
     
    Suchst dir fünf Uhr früh am Bahnhof
    einen Freund für einen Tag.
    Ganz egal, was er dir

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