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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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erfanden.
    Plötzlich,
    ach wüssten wir nur darum,
    gab es dies: Ich
    und wir beriefen die Welt.
     
    Manchmal noch streifen uns Glück und Ideen.
    Wir blicken zurück.
    Noch schützt uns die Schwermut.
    Doch je stärker wir werden,
    verlieren wir Halt und Gestalt.
     
    Wie nur ertrugen’s die Großen,
    denen dies wahrere Sein
    die Adern zerriss,
    wie konnten sie’s nur ertragen,
    dass sich ein Gott ihrer kläglichen Körper bediente,
    uns zu warnen?
     
    Einst, da waren wir schön.
    Da trafen wir uns in der Mitte.
    Wie quält uns die Schale!
    Wie fern sind wir dem Kern!
    Die siebente Elegie
     
    Doch seht:
    Die Nacht erlahmt schon,
    sorgsam behütet ein Morgen die Welt
    und ich will hinaustreten
    und freuen.
     
    Dass wir so schwanken   – es sei!
    Liebend erfasst,
    trägt mich auf einmal ein fremderer Atem
    über mich fort.
     
    Nicht um die Leiden zu lindern,
    wird wieder Freude.
    Leben ist zwischendrin.
    Vor allem: heute.
     
    Einmal vielleicht
    werden die Nächte brennen.
    Übergangslos auftaut die Erde.
    Gibt uns frei.
     
    Schon scheint der Himmel
    ein wenig runder
    und die Wiesen
    wenden sich hin.
     
    Wer könnte sonst noch
    aufrecht stehen und bestehen,
    folgten nicht immer auf Weh und Klagen
    Stürme voll Glück.
     
    Dies nur kann uns nach Hause führen:
    Liebe
    und eines Größren Barmherzigkeit.
    Die achte Elegie
     
    Nur den aufrichtig Liebenden
    wird es gelingen zu hören, zu schauen,
    drüber hinaus mit den Herzen zu greifen.
     
    Seht doch,
    wie ihre Wirklichkeit fern ist
    von all dem Getön und Getue,
    wie wir sie neiden.
     
    Weil sie uns fremd sind, haben wir Angst.
    Schelten sie einfältig oder verblendet,
    ach, weil wir alles viel besser verstehen
    und in Büchern belegen,
    mit Kriegen beweisen.
     
    Aber die aufrichtig Liebenden
    wandeln den Menschen voran.
    Ihnen allein
    muss nicht der Menschheit Blut
    Wahrheit und Dasein bezeugen.
    Sie allein
    müssen sich nicht übersehn,
    um gesehn zu werden.
    Die neunte Elegie
     
    Uns ist kein Einzelnes bestimmt.
    Ein jeder ist die Menschheit,
    geht mit ihr unter
    oder wendet sie zum Guten hin.
    Du musst dir alles geben
     
    Du musst dir alles geben,
    Dämmern und Morgenrot,
    unendlich lass dich leben,
    oder bleib ewig tot.
     
    Du musst dir alles geben,
    alles ist immer mehr.
    Die dir dein Schicksal weben,
    geizen sehr.
     
    Die dir Großes versprechen,
    versprechen sich meistens dabei.
    Mach deine eigenen Zechen,
    taumle dich frei.
     
    Du musst dir alles geben,
    Dämmern und Morgenrot,
    unendlich lass dich leben,
    oder bleib ewig tot.
     
    Du musst dir alles geben,
    keiner bringt dir dein Heil.
    Alle Tage durchleben   –
    die Stufen sind tränensteil.
     
    Ja, sogar alle Tage
    können nie alles sein   –
    auch ohne Antwort:
    Frage und gib dich ein!
     
    Du musst dir alles geben,
    Dämmern und Morgenrot,
    unendlich lass dich leben,
    oder bleib ewig tot.
    Wieder eine Nacht allein
     
    Wieder eine Nacht allein.
    So viel gehofft, geträumt, vertraut,
    die Augen wieder wund geschaut
    nach einem Fetzen Paradies.
     
    Wieder eine Nacht allein   –
    da muss doch irgendjemand sein,
    der mit dir teilt, der mit dir sucht,
    den so wie dich der Tag verließ.
     
    Wieder eine Nacht allein.
    Was jetzt noch läuft, ist gut bekannt,
    jetzt bleibt nur noch die eigne Hand,
    um etwas Zärtlichkeit zu spürn.
     
    Wieder eine Nacht allein.
    Du wirst noch zu den Huren gehen,
    in einiger Entfernung stehen
    und von der Unschuld fantasiern.
     
    Und vielleicht wirst du morgen,
    verlacht und verdreckt,
    statt mit zärtlichen Worten
    mit Tritten geweckt,
    das Blut voll von Fusel,
    die Augen verdreht
    und doch überzeugt,
    dass es weitergeht.
     
    Wieder eine Nacht allein.
    Du willst dir kein Gesicht mehr leihn,
    um wie die andern stark zu sein   –
    nur wer sich öffnet, kann sich spürn.
     
    Wieder eine Nacht allein.
    Du weißt, kein Wunder wird geschehn,
    und trotzdem, du musst weitergehn,
    um nicht die Hoffnung zu verlieren.
     
    Und vielleicht wirst du morgen,
    verlacht und verdreckt,
    statt mit zärtlichen Worten
    mit Tritten geweckt,
     
    das Blut voll von Fusel,
    die Augen verdreht
    und doch überzeugt,
    dass es weitergeht.
    Und das soll dann alles gewesen sein
     
    Gerodete Dschungel, zerdachte Natur,
    bald bleibt den tapfersten Bäumen
    nur noch übrig, zerhackt und mit Politur
    vom Blühen und Werden zu träumen.
     
    Dann müssen wir unsere verplante Welt
    mit eisernen Lungen versorgen.
    Wir haben die Erde so schlecht bestellt
    und betrügen noch heute

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