Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)
erfanden.
Plötzlich,
ach wüssten wir nur darum,
gab es dies: Ich
und wir beriefen die Welt.
Manchmal noch streifen uns Glück und Ideen.
Wir blicken zurück.
Noch schützt uns die Schwermut.
Doch je stärker wir werden,
verlieren wir Halt und Gestalt.
Wie nur ertrugen’s die Großen,
denen dies wahrere Sein
die Adern zerriss,
wie konnten sie’s nur ertragen,
dass sich ein Gott ihrer kläglichen Körper bediente,
uns zu warnen?
Einst, da waren wir schön.
Da trafen wir uns in der Mitte.
Wie quält uns die Schale!
Wie fern sind wir dem Kern!
Die siebente Elegie
Doch seht:
Die Nacht erlahmt schon,
sorgsam behütet ein Morgen die Welt
und ich will hinaustreten
und freuen.
Dass wir so schwanken – es sei!
Liebend erfasst,
trägt mich auf einmal ein fremderer Atem
über mich fort.
Nicht um die Leiden zu lindern,
wird wieder Freude.
Leben ist zwischendrin.
Vor allem: heute.
Einmal vielleicht
werden die Nächte brennen.
Übergangslos auftaut die Erde.
Gibt uns frei.
Schon scheint der Himmel
ein wenig runder
und die Wiesen
wenden sich hin.
Wer könnte sonst noch
aufrecht stehen und bestehen,
folgten nicht immer auf Weh und Klagen
Stürme voll Glück.
Dies nur kann uns nach Hause führen:
Liebe
und eines Größren Barmherzigkeit.
Die achte Elegie
Nur den aufrichtig Liebenden
wird es gelingen zu hören, zu schauen,
drüber hinaus mit den Herzen zu greifen.
Seht doch,
wie ihre Wirklichkeit fern ist
von all dem Getön und Getue,
wie wir sie neiden.
Weil sie uns fremd sind, haben wir Angst.
Schelten sie einfältig oder verblendet,
ach, weil wir alles viel besser verstehen
und in Büchern belegen,
mit Kriegen beweisen.
Aber die aufrichtig Liebenden
wandeln den Menschen voran.
Ihnen allein
muss nicht der Menschheit Blut
Wahrheit und Dasein bezeugen.
Sie allein
müssen sich nicht übersehn,
um gesehn zu werden.
Die neunte Elegie
Uns ist kein Einzelnes bestimmt.
Ein jeder ist die Menschheit,
geht mit ihr unter
oder wendet sie zum Guten hin.
Du musst dir alles geben
Du musst dir alles geben,
Dämmern und Morgenrot,
unendlich lass dich leben,
oder bleib ewig tot.
Du musst dir alles geben,
alles ist immer mehr.
Die dir dein Schicksal weben,
geizen sehr.
Die dir Großes versprechen,
versprechen sich meistens dabei.
Mach deine eigenen Zechen,
taumle dich frei.
Du musst dir alles geben,
Dämmern und Morgenrot,
unendlich lass dich leben,
oder bleib ewig tot.
Du musst dir alles geben,
keiner bringt dir dein Heil.
Alle Tage durchleben –
die Stufen sind tränensteil.
Ja, sogar alle Tage
können nie alles sein –
auch ohne Antwort:
Frage und gib dich ein!
Du musst dir alles geben,
Dämmern und Morgenrot,
unendlich lass dich leben,
oder bleib ewig tot.
Wieder eine Nacht allein
Wieder eine Nacht allein.
So viel gehofft, geträumt, vertraut,
die Augen wieder wund geschaut
nach einem Fetzen Paradies.
Wieder eine Nacht allein –
da muss doch irgendjemand sein,
der mit dir teilt, der mit dir sucht,
den so wie dich der Tag verließ.
Wieder eine Nacht allein.
Was jetzt noch läuft, ist gut bekannt,
jetzt bleibt nur noch die eigne Hand,
um etwas Zärtlichkeit zu spürn.
Wieder eine Nacht allein.
Du wirst noch zu den Huren gehen,
in einiger Entfernung stehen
und von der Unschuld fantasiern.
Und vielleicht wirst du morgen,
verlacht und verdreckt,
statt mit zärtlichen Worten
mit Tritten geweckt,
das Blut voll von Fusel,
die Augen verdreht
und doch überzeugt,
dass es weitergeht.
Wieder eine Nacht allein.
Du willst dir kein Gesicht mehr leihn,
um wie die andern stark zu sein –
nur wer sich öffnet, kann sich spürn.
Wieder eine Nacht allein.
Du weißt, kein Wunder wird geschehn,
und trotzdem, du musst weitergehn,
um nicht die Hoffnung zu verlieren.
Und vielleicht wirst du morgen,
verlacht und verdreckt,
statt mit zärtlichen Worten
mit Tritten geweckt,
das Blut voll von Fusel,
die Augen verdreht
und doch überzeugt,
dass es weitergeht.
Und das soll dann alles gewesen sein
Gerodete Dschungel, zerdachte Natur,
bald bleibt den tapfersten Bäumen
nur noch übrig, zerhackt und mit Politur
vom Blühen und Werden zu träumen.
Dann müssen wir unsere verplante Welt
mit eisernen Lungen versorgen.
Wir haben die Erde so schlecht bestellt
und betrügen noch heute
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