Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)
andrer werden.
Jetzt über Hügel wandern, und es könnte regnen,
ein trüber Himmel hinderte mich nicht.
Jetzt Rosen oder einem Feigenbaum begegnen
und einem freundlichen Gesicht.
Nur keine Dunkelheit. Nur nicht allein sein.
Wer geht mit sich schon gerne ins Gericht?
Da muss doch irgendwo noch etwas Wein sein?
Warum kann dieses Ich nie mein sein?
Ach, gäb’s nur Licht.
Manchen Nächten kann man nicht entfliehn,
und manche Räume zwingen dich zu bleiben.
Du bist allein mit deinen Fantasien
und fürchtest dich und kannst sie nicht vertreiben.
Das sind die großen Nächte. Halte fest
die Stunden, die dich so gefährden,
wo dir die Seele sagen lässt:
Du musst ein andrer werden.
Ich möchte weiterhin verwundbar sein
Wenn ich jetzt wieder ohne Schnee
die letzten Jahre vor mir seh,
muss ich zu meiner Schmach gestehn,
es könnte vieles besser gehn.
Doch weil der Himmel gütig ist,
kann einem selbst der größte Mist,
darf einem oft die größte Pein
im Nachhinein ganz nützlich sein.
Ich hab mich schon zu weit gefühlt,
um noch mit mir zu streiten,
dabei schafft jeder neue Schritt
nur Platz für neue Weiten.
Es gibt kein Leben ohne Tod,
ich bring mich wieder ein.
Ich möchte wieder widerstehn
und weiterhin verwundbar sein.
Drum nehmt es mir nicht allzu krumm,
ich bin halt öfters eher dumm,
weil mancher Mensch zu seinem Leid
speziell im Sumpf ganz gut gedeiht.
Zwar gilt heut nicht als rechter Mann,
wer seine Schwächen zeigen kann,
doch Mann und Recht, ich glaube fast,
dass das nicht gut zusammenpasst.
Und drum probier ich’s weiterhin
mit der Moral nach meinem Sinn,
denn wie uns die Geschichte lehrt,
war die des Rechtes oft verkehrt.
Und ist’s auch nicht ganz angenehm,
und stünd ich ganz allein –
ich möchte wieder widerstehn
und weiterhin verwundbar sein.
Und dann
Ach, wärst du nur bei diesem Mann
niemals geblieben.
Jetzt strengst du dich so furchtbar an,
ihn auch zu lieben.
Verbietest dir, dich umzusehn,
er ist der Beste.
Und neben dir blüht das Geschehn
und feiert Feste.
Du quälst dich und du glaubst,
dass er sich ändern würde.
Die Zeit, die du dir damit raubst,
bleibt dir als Bürde.
Du stellst ihm Blumen auf den Tisch.
Er sagt: Ich gehe.
Ach, nicht mehr lang
und du erfrierst in seiner Nähe.
Und dann sitzt du irgendwann vor deinem Fenster,
mit starren Augen, Strickzeug in der Hand,
und du fürchtest dich, weil die Gespenster
dir deinen Schatten stehlen von der Wand.
Und der ist dir doch als Einziger geblieben
und auch ein Päckchen Aspirin.
Noch ein Tagebuch, da steht geschrieben:
Ich habe dir verziehn.
Manchmal träumst du noch davon,
mit ihm zu reden,
doch du hast ein Bild von dir,
das musst du leben.
Dann verblassen dir auch bald
die Fantasien.
Ach, die hätt er dir auch sicher nie
verziehn.
Ein Hochzeitskleid verstaubt im Schrank
und ein paar Glückwunschkarten,
die ebenso wie du
auf Wunder warten.
Und das war’s dann auch:
ein ganzes Leben –
nur an dich hast du es
nie vergeben.
Und dann sitzt du irgendwann vor deinem Fenster,
mit starren Augen, Strickzeug in der Hand,
und du fürchtest dich, weil die Gespenster
dir deinen Schatten stehlen von der Wand.
Und der ist dir doch als Einziger geblieben
und auch ein Päckchen Aspirin.
Noch ein Tagebuch, da steht geschrieben:
Ich habe dir verziehn.
(1982)
Noch lädt die Erde ein
Was macht sich heut die Sonne breit –
was hält uns noch zurück?
Mir sitzt schon eine Ewigkeit
der Süden im Genick.
Dort unter Reben liegt sich’s gut,
und Hitze hüllt uns ein.
Dann tauschen wir das alte Blut
für neuen Wein.
Und sind wir kräftig ausgeruht,
dann wolln wir schlafen gehn.
Oft hilft ein dicker Bauch ganz gut,
die Nacht zu überstehn.
Die junge Erde öffnet sich,
es kühlt das frische Gras.
Und dann, ich weiß, dann liebst du mich
im Übermaß.
Wie leicht, mein Schatz, verschläft man sich,
wenn man sich nicht so mag.
Das Leben währt
kaum einen Sommertag.
Was macht sich heut die Sonne breit –
sie stellt mich richtig bloß.
Mich lässt schon seit geraumer Zeit
die Freude nicht mehr los.
Wir haben so viel Zeit vertan
und uns so viel erklärt.
Du bist die Frau,
ich bin der Mann und umgekehrt.
Vielleicht wird sich die Sonne bald
schon von uns Menschen wenden.
Ich könnt’s verstehn, sie ist zu
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