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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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das Morgen.
     
    Doch wie wir auch strampeln und wie wir auch plärrn,
    wir erreichen nur die Staffagen:
    Der Staat dient den stets anonymeren Herrn
    aus den obersten Etagen.
     
    Und das soll dann alles gewesen sein   –
    ein Leben ganz ohne den Wind?
    Versorgt und verplant und ohne Idee,
    was wir wollen und wer wir sind.
     
    Und das soll dann alles gewesen sein   –
    probieren, studieren, stolzieren,
    um unser Versagen dann irgendwann
    etwas besser zu interpretieren?
     
    Die Lämmer halten sich Wölfe zurzeit,
    die reisen in Schafpelzsachen.
    Wir belächeln zwar laut ihre Lächerlichkeit,
    aber üben schon heimlich ihr Lachen.
     
    Zur Rettung verschreibt man uns Pharmaglück,
    als könnt man ums Leid sich drücken.
    Und wenn wir dann heillos gerettet sind,
    steigt das große Geschäft mit den Krücken.
     
    Doch wie wir auch strampeln und wie wir auch plärrn,
    wir erreichen nur die Staffagen:
    Der Staat dient den stets anonymeren Herrn
    aus den obersten Etagen.
     
    Und das soll dann alles gewesen sein   –
    ein Leben ganz ohne den Wind?
    Versorgt und verplant und ohne Idee,
    was wir wollen und wer wir sind.
     
    Und das soll dann alles gewesen sein   –
    probieren, studieren, stolzieren,
    um unser Versagen dann irgendwann
    etwas besser zu interpretieren?
     
    Und das soll dann alles gewesen sein   –
    Glück und Tränen verflogen?
    Einsilbig alles zu Ende gedacht
    und um Ewigkeiten betrogen.
     
     
    Das wird eine schöne Zeit,
    wenn mich Melodien
    fort von hier, hin zu dir tragen.
     
    Du hältst die Flügel bereit und machst,
    dass die Kirschbäume blühn.
    Unten gaffen die Wärter und klagen.
     
    Das wird eine schöne Zeit,
    wenn Krieger vor Liedern fliehn
    und Waffen Gedichten erliegen.
     
    Du hältst die Flügel bereit:
    Wenn wir fallen, bleibt immer noch Zeit,
    uns endlich unendlich zu lieben.
    Vom Weinstock und den Reben
     
    Dem Weinstock werden die Reben
    im Herbst so furchtbar schwer,
    und um zu überleben,
    gibt er sie einfach wieder her.
     
    Das mag ich so an den Bäumen:
    ihr Wissen um Sterben und Sucht.
    Was sie sich im Frühjahr erträumen,
    verteilen sie später als Frucht.
    Zueignung
     
    So viele Fragen offen,
    die alten Schriften verstaubt.
    Nur der kann weiter hoffen,
    der an sich selber glaubt.
     
    Man braucht sich nicht beweisen.
    Wem es genügt zu sein:
    Der wird auch beim Entgleisen
    ganz gut gedeihn.
    Du wolltest ein Stück Himmel
     
    Wie viel Jahre hast du schon
    an die Dunkelheit verschwendet!
    Für die andern gab es Tag,
    doch dich hätte er geblendet.
     
    Dieses Warten, diese Ängste,
    und dann doch nur schlechter Schnee.
    Der kann niemand mehr erwärmen,
    der tut nur noch höllisch weh.
     
    Und jetzt drückst du dir verzweifelt
    ein Stück Vene aus der Hand.
    Zwei Sekunden voller Licht,
    und nichts andres hat Bestand.
     
    Und dann fällst du. Ein paar Fremde
    heben dich noch einmal auf.
    Sie erkennen dein Gesicht,
    und dann geben sie dich auf.
     
    Ach, ich kann dich gut verstehen,
    immer hat man dir erzählt,
    dass den Menschen statt der Seele
    nur Chemie zusammenhält.
     
    Und du wolltest ein Stück Himmel
    und bekamst kaum ein Stück Brot,
    dafür jede Menge Sprüche.
    Besser bist du heute tot.
     
    Dabei wärst du doch so gerne
    endlich eigentlich geworden.
    Doch die Suche, die zur Sucht wird,
    kann auch unerbittlich morden.
     
    Meistens trifft es nur die Zarten,
    wer verhärtet, scheint zu siegen.
    Doch das weiß ich ganz genau:
    Du bleibst auch nicht lange liegen.
     
    Vielleicht war es nicht so schlecht,
    auf diese Weise zu verschwinden:
    Dort, wo du dich jetzt befindest,
    kannst du dich viel besser finden.
     
    Ach, ich kann dich gut verstehen,
    immer hat man dir erzählt,
    dass den Menschen statt der Seele
    nur Chemie zusammenhält.
     
    Und du wolltest ein Stück Himmel
    und bekamst kaum ein Stück Brot,
    dafür jede Menge Sprüche.
    Besser bist du heute tot.
    Manche Nächte
     
    Schon wieder geistert’s. Die Gesichter
    sind mir bekannt. Ich habe Angst vor mir.
    Dort dichtet einer. Und ein toter Richter
    spielt Klavier.
    Dort ein Erhängter. Bin das ich?
    Ist das vielleicht mein Grab?
    Ach Gott, wer bin ich eigentlich?
    Ach, wär’s nur Tag.
     
    Manchen Nächten kann man nicht entfliehn,
    und manche Räume zwingen dich zu bleiben.
    Du bist allein mit deinen Fantasien
    und fürchtest dich und kannst sie nicht vertreiben.
     
    Das sind die großen Nächte. Halte fest
    die Stunden, die dich so gefährden,
    wo dir die Seele sagen lässt:
    Du musst ein

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