Jeder Hund kann gehorchen lernen
ussage trifft sicherlich a uf den größeren Teil der »Anspringer« zu, a ber bei Weitem nicht a uf jeden. Hunde, die eher unterwürfig sind, springen Besucher oder Menschen, die vom Halter begrüßt werden, genau a us dem entgegengesetzten Grund a n, nämlich weil sie ihnen a ls Beschwichtigungszeichen das Gesicht (die »Lefzen«) lecken wollen – und das ist für einen Hund bei stehenden Menschen nun mal nur springend zu bewerkstelligen. Man erkennt solche Hunde meistens a n der entsprechenden Körpersprache: eingezogener Schwanz, a usweichender Blick, geduckte Haltung.
Das Lefzenlecken a ls Beschwichtigungsgeste
Jerrys Familie ist voll bei der Sache und erledigt die Hausaufgaben mit Bravour. Eine Woche später, bei meinem nächsten Trainingsbesuch, hat sich der ehemalige »Sicherheitschef« schon in die neue Rangordnung eingefügt – zumindest innerhalb der Wohnung. Herrchen fällt der Leinenruck a llerdings deutlich leichter a ls Frauchen. Wir machen einige Trockenübungen mit durchhängender und gestraffter Leine. Ich halte das eine Ende, Frauchen das a ndere. Damit sie noch besser versteht, wie der Leinenruck funktioniert und wie sehr eine permanent straffe Leine den Hund unter Dauerspannung setzt. Bei durchhängender Leine kommt ein Ruck a us dem Handgelenk unmittelbar beim Hund a n. Es geht nicht um Kraft, man muss nur ein bisschen üben, um das Handgelenk richtig einzusetzen.
Der Dackel ordnet sich bereitwillig unter
Der helle Hund in der Mitte ist der Rudelboss, seine Körpersprache ist stark und selbstbewusst. Die beiden a nderen Hunde zeigen durch a ngelegte Ohren und beschwichtigendes Lecken Unterwerfungsgesten
Durch eine Drohgebärde verteidigt der schwarze Hund seinen höheren Rang. Der Dackel unterwirft sich sofort und weiß, dass er zu keinem Zeitpunkt in Gefahr ist
Es kommt nicht a uf die Größe a n: Der Mops ist der Boss und zeigt das durch dominantes A uftreten, der schwarze Hund zeigt mit gesenktem Kopf, herunterhängendem Schwanz und a ngelegten Ohren Unterwerfungsgesten
Nun sind wir bereit, das in der Wohnung Gelernte a uch draußen umzusetzen. Bisher sah Jerrys Verhalten beim Gassigehen so a us: Er zog permanent, und wenn er a uf der a nderen Straßenseite einen Hund oder a uf dem Bordstein eine Taube erspähte, sprang er regelrecht in die straffe Leine. Die Reaktion der Halter: laute, a ber erfolglose Kommandos wie »Nein!« und »Aus!«, die beim a drenalin-gekickten Jerry nicht a nkamen, sowie permanenter Gegenzug a n der Leine, der Jerry noch mehr a ufputschte. Ein Teufelskreis, den es nun zu durchbrechen gilt. Durch das konsequente Training zu Hause hat das Ziehen draußen bereits nachgelassen. Doch wie wird Jerry bei der Begegnung mit a nderen Hunden und »Beutetieren« wie A mseln oder Tauben reagieren? O-Ton Herrchen: »Da läuft Jerry immer noch A mok.«
Wir suchen die Konfliktsituationen. Eine Gruppe Tauben pickt ein paar Brotkrumen a m Wegesrand. Ideal, wir nähern uns. Herrchen führt Jerry a n der Leine. Sobald die Tauben in Reichweite sind, macht King Jerry wie erwartet A nstalten, mit voller Wucht in die Leine zu springen. Sein Herrchen leitet Jerrys Sprungenergie mit einem leichten Handgelenkimpuls um. Jerry erschreckt sich, seine A ufmerksamkeit ist von den Tauben a bgelenkt – und a uf seinen Halter gerichtet, der mittlerweile gelernt hat, wann sein Leinenruck kommen muss. Nämlich exakt bevor Jerry in A ktion tritt und springt. Käme der Leinenruck nur eine Sekunde später, wäre es bereits zu spät, um effektiv a uf Jerry einzuwirken. Hat ihn der A drenalinkick »Ich will die Tauben« erst gepackt und ist die Leine straff, nimmt er nichts a nderes mehr wahr.
Um den entscheidenden Korrektur-Moment nicht zu verpassen, müssen Sie a ls Halter Ihren Hund und seine Umgebung sehr genau beobachten. Im Idealfall haben Sie a lle Reize, a uf die Ihr Hund reagieren könnte, schon vor ihm wahrgenommen. Ich will das a n einem Beispiel verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, Sie treffen a bends einen a lten Bekannten a us der Schulzeit. Eigentlich ein netter Mensch – a ber leider a uch ein stadtbekannter Schläger, zumindest früher. Man könnte a uch sagen: ein schlecht sozialisierter menschlicher A lpharüde. Immer noch? Sie sind a uf der Hut, beobachten Ihren Bekannten, die Menschen um ihn herum und wie er a uf sie reagiert. Schon in der ersten Kneipe merken Sie, dass sich seit damals nicht viel geändert hat. Ihr Bekannter checkt sofort die Lage und sucht sich
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