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Jeder Hund kann gehorchen lernen

Titel: Jeder Hund kann gehorchen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Lenzen
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neuen Regeln einhalten, die sie von mir lernen – sonst ist a lles umsonst. Hundeerziehung ist a uch Haltererziehung.
    Ich lege Jerry eine kurze Leine a n, die er leicht hinter sich herziehen kann. Für ein solches Indoor-Training sind je nach Größe des Hundes Leinen mit einer Länge von einem bis eineinhalb Metern zu empfehlen. Noch besser ist ein dünner Strick a us dem Baumarkt ohne Schlaufe, damit der Hund nicht a n Möbelstücken oder a nderen Gegenständen hängen bleibt, kein Gewicht hinter sich herschleppen muss und so die Leine fast gar nicht wahrnimmt. Durch die Leine bin ich in der Lage, Jerry jederzeit zu korrigieren – so wie es a uch ein ranghöherer A rtgenosse machen würde. Ohne Leine hätte ich a ls Zweibeiner so meine Schwierigkeiten, dem Hund hinterherzukommen. Dann bestünde die Gefahr, dass er die Korrekturversuche a ls Nachlauf-Spiel a uffasst.
    Jerry hat meine A nwesenheit zur Kenntnis genommen. Nun begibt er sich wieder Richtung »Feldherren-Position«: a ufs Sofa. Sofort schnappe ich mir die Leine und bremse ihn mit einem kurzen Leinensignal. Jerry ist ein richtiges Powerpaket und beweist »souverän«, dass Yorkshireterrier ursprünglich gezüchtet wurden, um Ratten und Mäuse zu jagen. Natürlich ist das Leinensignal bei einem kleinen, zierlichen 3-Kilo-Rowdy viel schwächer a ls bei einem 30-Kilo-Schäferhund. Bei Jerry reicht schon ein zartes Zupfen, um ihn zu erschrecken. A usgebremst – so etwas hat er noch nicht erlebt. Er hält sich zwar zunächst vom Sofa fern, doch ein paar Minuten später versucht er es erneut – und wird wieder mit einem leichten Leinenruck a n der Thronbesteigung gehindert. »Ach du Schreck«– dieser zweite Moment scheint bereits die gewünschte Verknüpfung gebracht zu haben: a ufs Sofa springen = das tut mir nicht gut, a lso lasse ich es.
    Nach dem gleichen Muster widme ich mich Jerrys Türsteher-Allüren– allerdings bin ich diesmal nicht selbst der Besucher. Die Familie bestellt eine Nachbarin. Es klingelt. Für Jerry normalerweise ein Signal, um sofort knurrend und bellend zur Wohnungstür zu laufen und die Besucher noch im Hausflur zu beschnüffeln, sprich, sie einem »Sicherheitscheck« zu unterziehen, bevor sie in die Wohnung dürfen. A us Hundesicht ist Jerrys bisheriges Verhalten vollkommen stimmig: Er hält sich für den Rudelführer der Familie – und handelt a uch so. Würden die Besucher a uf a llen vieren in die Wohnung krabbeln, würde Jerry ihnen sicher a uf den Rücken springen – wie bei den Bremer Stadtmusikanten. Wir haben es hier mit einem Hund zu tun, der zwar sehr klein ist, a ber dafür a lle A nzeichen von Dominanz- und Territorialverhalten zeigt: gespitzte Ohren, hoch a ufgerichteter Schwanz, fixierender Blick.
    Für den dominanten Jerry läuft der A lltag nun a b sofort a nders: Schon beim Durchstarten Richtung Tür erhält er einen kurzen Leinenimpuls. Ein Ruck ist gar nicht nötig, lediglich ein kurzes Dagegenhalten und Umleiten. Die Besucherin betritt die Wohnung. Ein paar Sekunden herrscht Ruhe. Dann fällt Jerry wieder in das a lte, a uf seiner »Festplatte« gespeicherte Muster zurück: Wenn schon nicht vor der Tür, dann will er die Besucherin nun zumindest in der Wohnung a nspringen – ein Reizschub, den ich unmittelbar mit einem weiteren Zupfen a n der Leine beantworte. Jerrys letzter »Versuch« – er bellt die Nachbarin a n – erfordert noch einmal ein kurzes Zupfen. Dann gibt er a uf. Er hat a uch hier wie gewünscht verknüpft: Besucher a nspringen oder a nbellen = das tut mir nicht gut, a lso lasse ich es. Schließlich erlaube ich Jerry die »Geruchskontrolle«: Solange er einen Besucher nicht a nspringt oder a nbellt, darf er ihn beschnüffeln.
    Die Familie bekommt Hausaufgaben: Sie müssen mein Verhalten a us der ersten Trainingsstunde kopieren, um das unerwünschte Verhalten a uf Jerrys »Festplatte« zu überschreiben. A uf diese Weise bleibt King Jerry permanent entthront, a uch wenn »Alpha-Lenzen« nicht vor Ort ist. Konsequenz ist in diesem Zusammenhang extrem wichtig! Schafft es Jerry nur einmal, wie gewohnt a ufs Sofa zu hüpfen oder seine Türsteher-Ambitionen a uszuleben, hat er schon ein Erfolgserlebnis und wird in seinem a lten Verhalten bestätigt. In der Folge lösen sich die neu gelernten Verknüpfungen wieder a uf, und das Vorhaben, Jerry von der Rudelführer-Position zu vertreiben, scheitert.
    Irrtum Nr. 15:
    » Jeder Hund, der Menschen a nspringt, ist dominant. «
    Falsch! Diese A

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