Jeder Hund kann gehorchen lernen
diesem Grund halte ich den Futterbeutel im Gegensatz zum Klicker nicht nur für unsinnig, sondern a uch für gefährlich.
Geschirr
In den vergangenen Jahren hat sich die Meinung durchgesetzt, dass die Verwendung eines Brustgeschirrs für den Hund gesundheitlich deutlich besser sei a ls die eines Halsbands. A ls Vorteile werden dabei üblicherweise a ngeführt, dass das Geschirr Kehlkopf, Luftröhre und Halswirbelsäule schont und den Druck über den Brustkorb verteilt.
Geschirr oder Sattel? Die breiten Riemen verdecken eventuell aufgestellte Nackenhaare und verfälschen so die Körpersprache des Hundes
Doch das ist a llenfalls die halbe Wahrheit. A uch wenn das Geschirr längst ein Lifestyle-Accessoire geworden und in a llen möglichen Farben, Materialien und a uf Wunsch mit lustigen Klett-Buttons wie »Alpharüde«, »Zufallsprodukt« oder »Kampfschmuser« zu haben ist – eine kurze Reise in die Zeit vor dem Hundetrainer-Boom illustriert, warum a ll das mit dem ursprünglichen Zweck des Hundegeschirrs nichts mehr zu tun hat. Denn es wurde nicht für Haushunde, sondern einzig und a llein a ls »Arbeitsanzug« für Gebrauchshunde konzipiert. Nicht damit sie weniger ziehen, sondern damit sie leichter ziehen können! Mit ihrem »Arbeitsanzug« führen Rettungs- und Suchhunde ihre Halter zu Verletzten oder Verschütteten. Schlittenhunde bekommen das Geschirr nur dann umgelegt, wenn sie den Schlitten ziehen sollen – sonst nicht. Ein Halsband wäre im A rbeitsalltag dieser Hunde, die zum Ziehen a ngehalten sind, nur störend und würde in der Tat zu körperlichen Schäden führen.
Der A lltag des Haushundes sieht jedoch komplett a nders a us. Viele Hundebesitzer schaffen es, dass ihr Schützling nicht mehr a n der Leine zieht, viele a ber a uch nicht. Somit kommt das A nlegen eines Hundegeschirrs oft der Kapitulation vor dem Hund gleich, nach dem Motto: Wenn ich meinen Hund schon nicht das Ziehen a n der Leine a bgewöhnen kann, schwäche ich es wenigstens a b, indem ich das Halsband durch ein Geschirr ersetze. Das ist ungefähr so, a ls würde ich glauben, dass man mit Stützrädern besser und sicherer Fahrrad fahren kann a ls ohne. Das stimmt natürlich – a ber nur solange man nicht gelernt hat, selbstständig zu fahren. Die entscheidende Frage lautet a lso: Kann ich wirklich nicht ohne Stützen a uskommen – oder bin ich lediglich zu bequem, das Fahrradfahren zu lernen?
In meiner Trainingsphilosophie gibt es keine Stützräder. Ich bin überzeugt, dass mit der nötigen Konsequenz und Disziplin jeder körperlich gesunde Mensch lernen kann, seinen Hund so zu erziehen, dass er nicht mehr a n der Leine zieht. Wie man einen Leinenzieher in den Griff bekommt, habe ich bereits demonstriert (siehe Extra-Tipp: Die Leinenführigkeit üben, S . 96): Sie klopfen Ihrem Hund per Leinenruck »auf die Schulter«, holen ihn von der A blenkung weg und gewinnen seine A ufmerksamkeit. Das funktioniert nur dann optimal, wenn die Leine mit einem Halsband verbunden ist. Ist sie dagegen in ein Geschirr eingehakt, kommt das durch die Bewegung im Handgelenk a usgelöste Leinensignal beim Hund nur sehr a bgeschwächt bzw. überhaupt nicht a n. Er ist somit nur bedingt erziehbar und wird sich oft noch stärker in das Geschirr hängen.
Das Geschirr hat in seiner Wirkungsweise Gemeinsamkeiten mit dem Halti: Es schwächt a b und lenkt um, a ber es erzieht nicht. Die Symptome, die zum Ziehen führen, bleiben unbehandelt. Die a ngebliche körperliche Entlastung durch das Brustgeschirr ist somit relativ: Lebt ein notorischer Leinenzieher, der sein Leben lang a m Geschirr läuft, wirklich gesund? Nein, denn in solchen Fällen kann das Geschirr gesundheitliche Schäden verursachen. Zwar wird der Hals entlastet, dafür ist die marionettengleiche A ufhängung des Hundes im Rückenbereich nicht optimal und führt zu einseitiger Belastung.
Fazit: Wenn Ihr Hund ohne größere Probleme a n der Leine läuft, spricht im Grunde nichts dagegen, dass Sie ein Geschirr benutzen. Und für Hunde mit Wirbelsäulenschäden ist das Geschirr sicher die bessere Wahl. Für die Welpen-Ausbildung sowie a ls Freifahrtschein für Leinenzieher halte ich das Hundegeschirr jedoch für nicht geeignet. Im Grunde genommen sollte es doch darum gehen, wie man dem Hund das ständige Leineziehen a m besten a bgewöhnen kann – und nicht darum, wie man den Druck, der a us dem Zug resultiert, a m besten a uf den ganzen Körper verteilt. Nicht zu vergessen: Die Riemen des
Weitere Kostenlose Bücher