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Jeder Hund kann gehorchen lernen

Titel: Jeder Hund kann gehorchen lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Lenzen
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nicht zu rechnen.

    Die gerettete Trottellumme Konrad bei mir zu Hause
    Halti
    Mit dem Halti-Hundehalfter (auch Gentle Leader genannt) verhält es sich wie mit Tempo-Taschentüchern: Die populärste Marke hat sich a ls gängige Bezeichnung eingebürgert. Beim Halti handelt es sich um eine A nti-Zieh-Konstruktion a us Riemen und Schlaufen, die dem Halter ermöglicht, den Kopf des Hundes über die Leine zu lenken. Ein Riemen verläuft um den Nacken des Hundes, der a ndere um die Schnauze – ähnlich dem Halfter beim Pferd.

    Die Leine verfügt üblicherweise über zwei Haken, die zum einen ganz normal a m Halsband und zum a nderen a n der Unterseite des Halti befestigt werden. Zieht man a m Halti, bewegt der Hund seinen Kopf a utomatisch Richtung Herrchen. Gleichzeitig zieht sich die untere Schlaufe so zusammen, dass der Hund zwar noch a tmen, trinken, schnüffeln, hecheln oder bellen, a ber seine Schnauze dabei nicht mehr ungehindert öffnen kann. Das klingt ein bisschen wie eine A rt Ersatz-Maulkorb. In der Tat begann der Siegeszug des Halti nach dem bereits erwähnten Beißvorfall im Jahr 2000 in Hamburg. Damals waren die Besitzer vieler a ls gefährlich eingestufter Rassen wenig begeistert von der neuen Maulkorbpflicht und legten stattdessen den ähnlich a ussehenden Halti a n – in Nordrhein-Westfalen später sogar offiziell genehmigt durch das Landeshundegesetz. A nders a ls beim Maulkorb kann ein Hund trotz Halti immer noch zubeißen – und zwar dann, wenn die Leine locker und ganz ohne Zug gehalten wird. Daher ist der Halti zum Beispiel bei der Deutschen Bahn und a nderen Verkehrsbetrieben, die bestimmte Hunderassen nur mit Maulkorb befördern, nicht a ls Ersatz-Maulkorb zugelassen.
    Wie der Name schon sagt, kommt der Halti nur dann zum Einsatz, wenn ein Hundebesitzer Schwierigkeiten hat, den Hund a n der Leine zu führen bzw. zu halten. Etwa, weil dieser permanent zieht oder a ndere Hunde a npöbelt. Warum ich den Halti kritisch sehe, verdeutlicht folgendes Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Problemhund, der keinem Konflikt a us dem Weg geht und erzogen werden soll. Sie legen ihm a lso Leine und Halti a n und spazieren los. A uf halbem Weg kommt Ihnen ein a nderer Hund (ebenfalls a n Herrchens Leine) entgegen. Ihr Hund gibt sich durch seine Körpersprache (Blick, Ohrenstellung etc.) sofort a ls A lpharüde zu erkennen. Nun kommt der Halti ins Spiel: Im Moment des Vorbeilaufens dirigieren Sie mit dem Halti den Kopf Ihres Hundes zur Seite, sodass sein Blick den Blick des a nderen Hundes nicht mehr treffen kann. Sie nehmen Einfluss a uf seine Körpersprache. Das können Sie ganz deutlich bei dem Hund auf dem Foto links erkennen. Sehen Sie den Unterschied zu seiner Körpersprache ohne Halti auf Seite 52? Das irritert den a nderen Hund: Erst Rumpöbeln – und dann plötzlich Meideverhalten?! Für Sie bringt in diesem Fall der Einsatz des Halti weniger Stress, denn Ihr Hund ist gezwungen, dem Konflikt a uszuweichen. A llerdings bleibt der Lerneffekt a us, denn der Halti lenkt um, er erzieht a ber nicht. Ihn im A lltag einzusetzen ist ungefähr so, a ls würde ein Kind regelmäßig bei Klassenarbeiten a bschreiben und gute Noten nach Hause bringen. Dabei hat es a ber eigentlich nichts gelernt. Doch was passiert, wenn das Kind einen neuen Sitznachbarn bekommt, bei dem es sich nicht lohnt a bzuschreiben?
    Ohne Halti wird Ihr Hund weiterhin das gewohnte Pöbelverhalten zeigen. Wie bei der Erziehung mit Leckerchen hängt die Bindung zwischen Hund und Halter nicht a n Ihrer Persönlichkeit, sondern a n einem Hilfsmittel. Man könnte a uch sagen: Ihr Hund wird zur Halti-Marionette. Was a ber, wenn Sie den Halti einmal vergessen haben? Sind Sie dann überhaupt noch darauf vorbereitet, wie Ihr Hund reagiert? Schließlich haben Sie ihn sonst immer durch Umlenken a us schwierigen Situationen geleitet. Und was geschieht, wenn eine a ndere Person den Hund führt und nicht mit dem Halti vertraut ist?
    Wenn ein A rzt es schafft, seinen Patienten mit guten A rgumenten zu überzeugen, dass er vom Kettenraucher zum Nichtraucher wird, hat er ganze A rbeit geleistet. Würde er seinen Patienten von den Zigaretten fernhalten, indem er ihm permanent Scheuklappen a nlegt oder ihn »an die Kette« nimmt, hätte er den bequemen Weg gewählt, statt ihm a usführlich und gründlich zu erklären, warum es gut für ihn ist, mit dem Rauchen a ufzuhören. So ähnlich verhält es sich a uch mit dem Halti. Er bringt oberflächliche

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