Jeder Hund kann gehorchen lernen
Bahnen zu lenken– a llerdings im richtigen Maß. Viele Halter versuchen zum Beispiel die erwähnten Rassen mit Ball- oder Frisbee-Spielen a uszulasten. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden – doch Vorsicht: Man kann einen Jagdhund mit starken Beutetrieb a uch so »anschubsen«, dass er zum Ball- oder Frisbee-Junkie wird. Das wiederum kann a uf der Hundewiese zu Beißereien mit Beute-Konkurrenten führen, die sich natürlich ebenfalls für den Ball oder Frisbee interessieren. Kurzum: Für teure Rasse-Jagdhunde muss man nicht nur das passende Budget, sondern vor a llem a uch die nötige Zeit, den passenden Lebenswandel und das richtige »Händchen« haben. Generell empfehle ich große Jagdhunde wie W eimaraner, V izla und Co. daher nur erfahrenen Hundefreunden.
Das Straßenhund-Phänomen
Vor 30 Jahren machten es eher Hippies und A lternative – heute machen es viele deutsche Urlauber: einen Ex-Straßenhund mit nach Hause nehmen. Oder sie besuchen die Webseiten von Straßenhund-Vermittlern – die A uswahl a n süßen Fotos ist riesig –, » bestellen « ihren Wunschhund und lassen ihn einfliegen. Weil Spanien das Lieblingsurlaubsland der Deutschen ist, werden solche Tiere gerne » Spanienhunde « genannt, a uch wenn natürlich nicht a lle a us Spanien kommen – sondern ebenso a us Griechenland, der Türkei, Portugal und diversen ost- und südosteuropäischen Ländern. Doch ein solcher Hund kann ganz viele Probleme mit sich bringen, wie das Beispiel von Familie A ltmann zeigt: Während des zweiwöchigen Sommerurlaubs verlieren Eltern und Kinder ihr Herz a n einen kleinen Mischlingsrüden, der sie Tag für Tag a m Strand besucht. Familie A ltmann kauft extra Hundefutter, und fortan will der Kleine gar nicht mehr von ihrer Seite weichen. Schon bald steht die herzzerreißende Frage im Raum: Würde der Hund überhaupt noch ohne sie zurechtkommen? Der Betroffene selbst kann sich dazu schlecht äußern, a ber weil er so treu guckt und das Essen so zuverlässig a nnimmt, beantwortet Familie A ltmann die Frage kurz vor Urlaubsende mit » Nein! « , trifft die Entscheidung » Wir retten dich! « und verpasst dem herrenlosen Strandläufer a uch gleich den passenden Namen: Stromer.
Zu Hause in einer kleinen Ruhrgebietsstadt entpuppt sich der ehemalige Südländer schnell a ls Problemhund. In seinem ganzen Leben (er ist zwei bis drei Jahre a lt) hat er bisher weder Halsband noch Leine getragen und zieht nun wie verrückt, um die ungewohnte Einschränkung loszuwerden bzw. um wie gewohnt überall hinzulaufen, wo es spannend– sprich nach Futter oder A rtgenossen – riecht. Kein weggeworfenes Schulbrötchen, keine Pommes, nichts Essbares, was a uf dem Boden liegt, ist vor Stromer sicher. Zu Hause kann man ihn nicht a llein lassen, denn dann zerlegt er die Einrichtung – schließlich kennt er bisher nur die grenzenlose Freiheit von zwölf Kilometern Strandabschnitt und ist überhaupt nicht gewohnt, mehrere Stunden a uf 70 Quadratmetern zu verbringen. »Dankbar für die Rettung« ist er a uch nicht … Straßenhunde können genauso wenig dankbar sein wie jeder a ndere Hund. Das ist ein menschliches Privileg.
Geht es dem »undankbaren« Stromer besser a ls vorher? Den A ltmanns kommen erste Zweifel, denn natürlich leiden sie unter den A npassungsschwierigkeiten ihres Lieblings. Leider resultiert daraus ein erneuter Fehlschluss: »Stromer hat sicher Sehnsucht nach Spanien.« Deshalb denkt die Familie darüber nach, beim nächsten Urlaub »einen zweiten Hund zu »retten, damit Stromer nicht so a llein ist«. Was a uch heißen könnte: damit Stromer einen Partner hat, der ihm hilft, die Wohnung zu zerlegen.
An die (durchaus sympathische) Naivität, mit der Straßenhund-Retter wie Familie A ltmann streunende Tiere von einem Tag a uf den a nderen a us ihrem Rudel heraus in einen komplett unterschiedlichen A lltag verfrachten, habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Das gehört zu meinem Job, denn wenn ich die Hunde treffe, ist es sowieso schon zu spät für Warnungen. Dann geht es a usschließlich darum, Probleme in den Griff zu bekommen und das Leben für Hund und Halter wieder so a ngenehm wie möglich zu gestalten.
Natürlich gehen nicht a lle Straßenhund-Importe so a us wie bei Familie A ltmann. Dennoch sind ehemalige Straßenhunde in meinem Problemhund-Training überdurchschnittlich hoch vertreten – Tendenz steigend. Natürlich meinen es die »Retter« gut mit dem, was sie tun, doch gleichzeitig handeln sie,
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