Jeder Hund kann gehorchen lernen
solchen rassenspezifischen Problemen haben Mischlinge – die a m weitesten verbreitete Hundegruppe in Deutschland – zum Glück nicht zu kämpfen, es sei denn, es paaren sich zwei überzüchtete oder mit Erbkrankheiten geschlagene Hunde unterschiedlicher Rassen, denn zwei kranke Rassendhunde ergeben keinen gesunden Mischling. Mischlinge werden mittlerweile häufig a ls A usdruck von Individualität a ngeschafft (»Kein Hund ist so wie meiner!«) und sind so beliebt wie nie zuvor. Das liegt nicht zuletzt a n den »Spanienhunden « sowie unzähligen weiteren »geretteten« Hunden a us süd- und südosteuropäischen Ländern, die nach Deutschland vermittelt wurden. In der Regel handelt es sich um Mischlinge, die vorher a uf der Straße gelebt haben und sich deshalb nur schwer a n das geordnete Leben ihres Besitzers gewöhnen können. Kein Wunder a lso, dass die häufigsten Problemhunde in Größe M in meinem Training ehemalige Straßenhunde mit starkem A ngst- und/oder A ggressionsverhalten und/oder starkem Leinenziehdrang sind.
Größe L
Der Rhodesian Ridgeback war bei uns vor etwas mehr a ls 15 Jahren so gut wie unbekannt: Heute sieht man die großen, kräftigen Hunde in jeder Stadt, nicht selten kombiniert mit Frauchens farblich passenden rehbraunen Gummistiefeln. Hartnäckig hält sich die Legende, die a us Südafrika stammende Rasse habe dort früher mit Löwen gekämpft. Tatsächlich waren die Ridgebacks »nur« a ls treibende Helfer bei der Löwenjagd im Einsatz.
Das Löwenjäger-Image und die imposant-muskulöse Erscheinung ändern nichts daran, dass es sich um eine gutmütige und eher zurückhaltende Rasse handelt. A llerdings wird der dunkelbraune Haarkamm (»Ridge«), der gegen die Haarwuchsrichtung vom Rückgrat bis zum Nacken verläuft, von a nderen Hunden ein ums a ndere Mal a ls a ufgestellte »Bürste« (Nacken- und Rückenhaare) und damit a ls ein Zeichen von A ggression und A nspannung gedeutet. Die vermeintliche »Dauer-Bürste« kann schon im Welpen- und Junghundalter zu Problemen führen, weil sie von A rtgenossen fälschlicherweise a ls permanent a usgestreckter Stinkefinger interpretiert wird. Wenn sich ein Ridgeback-Welpe einem a nderen Hund spielerisch nähert, bringt er durch seinen a uffälligen Haarkamm ein missverständliches Körpersignal mit ein und wird dafür womöglich sanktioniert. Und wer immer wieder ohne Grund Schläge kassiert, passt sein Verhalten dementsprechend a n und wird entweder vorsichtig oder legt sich, im schlechtesten Fall, einen Schutzschild mit der A ufschrift »Angriff ist die beste Verteidigung« zu. Sicherlich liegt es a uch a n solchen Erfahrungen, dass im Zuge des Booms der eine oder a ndere Ridgeback a ls Problemhund a uffällt. Ich habe mehrere Male dominante Ridgeback-Rüden trainiert, die zu a ggressivem Verhalten gegenüber a nderen Hunden neigten.
Viel häufiger a ls der Ridgeback, der durchaus a ls Familienhund geeignet ist, sind mir in der Kategorie »Modehund Größe L« in den vergangenen Jahren folgende Rassen häufig a ls Problemhunde a ufgefallen: Weimaraner (silbergrauer Vorstehhund 5 ), Hovawart (eine deutsche Rasse, hova= der Hof, wart = der Wächter, a lso der Hofwächter), Vizla (ein ungarischer Vorstehhund), Malinois (Belgischer Schäferhund) und A ustralian Shepherd (anders a ls der Name vermuten lässt eine a merikanische Hütehund-Rasse). A lle genannten Rassen haben eines gemeinsam– sie sehen toll a us, sind früher in erster Linie für die Jagd bzw. als Hütehunde gezüchtet worden und bringen dementsprechende Grundeigenschaften mit: sehr a ktiv, a nspruchsvoll, bewegungsfreudig, beutefixiert, wachsam. Noch vor zehn Jahren war es fast unmöglich, den A rbeitshundWeimaraner in einen Familienhaushalt zu übernehmen. Die wenigen Züchter gaben ihre Weimaraner wohl wissend nur in Jägerhände a b. Heute hat die große Nachfrage längst dazu geführt, dass Weimaraner ebenso wie die a nderen bereits genannten Jagdhundrassen unkontrolliert und für »alle« nachgezüchtet werden. In meiner Hundeschule erlebe ich immer wieder, dass Halter ihre Weimaraner und Co. ins Training bringen, um ihnen »den Jagdtrieb a bzugewöhnen«. Doch das ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn »Jagdtrieb a bgewöhnen« funktioniert nicht. Wenn diese rassespezifischen Eigenschaften nicht a rtgerecht »genutzt« werden, geht der Hund– je nachdem, wie stark der Trieb a usfällt– eben a llein jagen. Insofern kann man nur versuchen, den Jagdtrieb in a ndere
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