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Jeder Kuss ein Treffer

Jeder Kuss ein Treffer

Titel: Jeder Kuss ein Treffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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dass das Rückenmark beschädigt war oder dass es irgendeine Beeinträchtigung gab, die die normale Atmung behinderte. Wir haben noch nicht alle Antworten, aber ich bin schon ziemlich beeindruckt von dem, was der Coroner uns sagen konnte. Schließlich ist er ja keiner von diesen Experten. Ich weiß nicht mehr genau, wie die heißen, fällt mir wieder ein.«
    »Forensische Anthropologen«, sagte Wes.
    Annie war perplex. »Warum wurde Charles nicht zur Medizinischen Universität nach Charleston gebracht, wo man mit fortgeschritteneren Methoden arbeitet? Ich dachte, das wäre bei ungeklärten Todesfällen die übliche Vorgehensweise.«
    »Das stimmt«, sagte Lamar und rutschte voller Unbehagen auf dem Sessel herum. »Aber unser Coroner wollte unbedingt einen Blick auf die Gebeine werfen, weil wir ja nicht oft solche Fälle hereinbekommen. Ein paar von unseren Gesetzesvertretern stehen kurz vor dem Examen, die haben also noch etwas dabei gelernt.«
    Wieder tauschten Wes und Annie einen Blick aus. Sie runzelte die Stirn.
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Überreste meines Mannes nicht unverzüglich nach Charleston gebracht wurden, weil der örtliche Coroner sie für Lehrzwecke verwendete?« Annie gab Lamar keine Möglichkeit zu antworten. »Du lieber Himmel, Lamar, der Mann ist nicht mal ein vereidigter Leichenbeschauer. Haben Sie nicht an Charles‘ Familie gedacht? Dass wir unbedingt erfahren möchten, was mit ihm geschehen ist?«
    Lamar rutschte wieder im Sessel herum und sah zu Boden. »Annie, ich sage es nicht gerne, aber es wird noch schlimmer.« Traurig schüttelte er den Kopf. Es lag auf der Hand, dass er am liebsten geflohen wäre.
    »Hören wir doch auf, wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen, und reden Klartext«, schlug Wes dem Polizeichef vor.
    Lamar hielt den Blick gesenkt. »Annie, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir … ahm … die sterblichen Überreste Ihres Mannes … ahm … verloren haben.«

SIEBEN
    Eine Weile saß Annie da und wusste nicht, ob sie Lamar richtig verstanden oder überhaupt begriffen hatte, was er gerade gesagt hatte. »Würden Sie das bitte noch mal wiederholen?«, fragte sie.
    »Ein Angestellter des Leichenschauhauses wollte gestern Abend mit den Gebeinen zur Medizinischen Universität nach Charleston fahren. Langer Rede kurzer Sinn: Sein Auto wurde gestohlen.«
    »Was?«, rief Annie.
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst!«, sagte Wes. »Wie kann denn so was bloß passieren? !«
    »Ein vorbeifahrender Kraftfahrer fand den Fahrzeugführer bewusstlos am Rande des Highways. Er war ausgeraubt worden und hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen. Der Lieferwagen war fort.«
    Annie seufzte vernehmlich. »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie Charles‘ Mutter darauf reagieren wird?«
    »Ich habe vor, zu ihr zu fahren und es ihr mitzuteilen, wenn ich hier fertig bin.
    Ich weiß, dass es eine Zumutung ist unter diesen Umständen, aber ich hatte gehofft, Sie würden mich vielleicht begleiten.«
    »Vergessen Sie es!«, sagte Annie. »Charles‘ Mutter gibt mir die Schuld an seinem Verschwinden und will nicht mit mir reden; schon gar nicht, nachdem ich erzählt habe, er hätte mich wegen einer anderen verlassen. Ich bezweifle ernsthaft, dass sie mich überhaupt ins Haus lassen würde.«
    »Wissen Sie, mit wem er sich traf?«
    Annie schüttelte den Kopf.
    »Moment mal, Lamar«, sagte Wes. »Ich halte das jetzt nicht für den besten Zeitpunkt, um Annie zu vernehmen, aber wenn es unbedingt sein muss, dann würde ich ihr raten, erst dann zu antworten, wenn ein Anwalt zugegen ist.«
    »Ich habe keine Angst, Fragen zu beantworten«, sagte Annie, »und je früher wir das hinter uns bringen, desto besser.« Sie schaute Lamar an. »Also, was möchten Sie wissen?«
    Lamar sah erst Wes, dann Annie an. »Würden Sie mir bitte die Beziehung zu Ihrem Ehemann beschreiben?«
    »Ich hatte vor, die Scheidung einzureichen. Das sagt ja wohl alles, oder?«
    »Wusste Charles das?«
    »Wir hatten nicht darüber gesprochen, aber ich denke, es hätte ihn nicht gewundert. Unsere Ehe lief seit Monaten immer schlechter, weil ich mich weigerte, dieses Haus zu verkaufen. Charles war offenbar der Ansicht, dass ich meine Meinung ändern würde, wenn mir nur jemand genug Geld böte, deshalb begann er, hinter meinem Rücken nach einem Käufer zu suchen. Er fand einen, der bereit war, eine Menge Geld zu zahlen, aber ich rückte nicht von meinem Entschluss ab. Danach war die Ehe so gut wie im Eimer. Es dauerte

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