Jeder Kuss ein Treffer
Fortenberry.«
Oben schlug eine Tür zu. Peaches kam die Treppe heruntergesaust. Das Fell stand ihr zu Berge. Sie sprang auf einen leeren Stuhl und rollte sich zu einer Kugel zusammen.
»Wer ist sonst noch im Haus?«, erkundigte sich Lamar.
»Niemand«, murmelte Annie.
»Ich habe ganz genau gehört …«
»Das war der Geist«, fuhr Destiny ihn an. »Wenn Sie das nicht glauben, sehen Sie doch nach! Da oben ist niemand. Jedenfalls niemand, der lebt«, fügte sie hinzu.
Lamar schaute sie an, als wisse er nicht, was er tun oder sagen sollte. Er trank einen Schluck Kaffee und beäugte Destiny über den Becherrand hinweg.
Eine Stunde verging. Annie trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wie lange dauert das denn noch?«, fragte sie, merklich verärgert. »Ich habe noch eine Menge zu tun.«
»Und ich muss dringend mal zur Toilette«, erklärte Theenie und stand vom Tisch auf. »Länger kann ich es nicht zurückhalten.« Sie wartete nicht auf Lamars Erlaubnis, sondern verließ sofort die Küche.
»Das ist wirklich ätzend«, sagte Destiny zum Polizeichef.
»Ich kann es nicht erwarten, dass Sie mich in einem Fall um Hilfe bitten, denn ich habe ein paar passende Worte für Sie. Und kommen Sie bloß nicht auf die Idee, mich noch einmal zum Essen einzuladen! Dann knalle ich Ihnen eine. Im Übrigen hoffe ich, dass Ihr neues Angelboot versinkt. Ich hoffe, dass Sie sich aus Versehen in den Fuß schießen. Ich hoffe …,«
»Ich glaube, ich habe verstanden«, gab Lamar mit rotem Gesicht zurück. Er schaute Annie an. »Kann ich noch eine Tasse Kaffee bekommen?«
»Den soll er sich selbst holen«, sagte Lovelle.
Die Zeit verstrich. Annie spürte, wie ihre Wut mit jeder Minute wuchs. »Sie verschwenden unsere Zeit«, sagte sie. »Sie könnten längst unterwegs sein und den richtigen Mörder suchen.«
Plötzlich stand der ältere der beiden Beamten in der Tür. »Chef, könnten Sie mal kurz kommen?«
Lamar nickte und stand auf. »Ich wäre den Damen dankbar, wenn Sie sitzen bleiben würden«, sagte er.
Peaches sprang vom Stuhl und stolzierte zu ihrer leeren Schale. Sie stupste sie mit der Nase an, bis sie vor Annies Füßen stand. Annie ignorierte sie, und die Katze machte kehrt.
»Oh, nein!«, rief Theenie nach einer Weile. »Peaches gräbt deine Lieblingspflanze aus! Wieso macht sie so was, wo sie doch ganz genau weiß, dass sie das nicht darf?«
Annie sah die Katze an. »Sie macht das, weil sie weiß, dass es mir nicht gefällt.« Annie hätte Lamars Anweisung, auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, gerne unterlaufen, um die Katze hinauszuwerfen. Doch sie gehorchte und sah einfach zu, wie die Blumenerde auf den Boden flog. Peaches hielt inne und schaute sich zu Annie um, die topasblauen Augen zwinkerten nicht. Annie fragte sich, warum es die Katze ausgerechnet auf sie abgesehen hatte. Sie hatte sich doch vorbildlich um das Tier gekümmert! Es gab Zeiten, in denen die Katze sie beinahe zu mögen schien: wenn Annie morgens aufwachte und Peaches zusammengerollt neben ihr im Bett lag. Aber meistens war Peaches einfach nur eine Nervensäge.
Theenie tätschelte Annie die Hand. »Bald ist alles vorbei. Komm, wir sprechen über das Probeessen für morgen Abend! Es ist noch unheimlich viel zu tun bis dahin.«
»Ich bin nicht in der richtigen Stimmung, Theenie.«
Einige Minuten später kehrte Lamar mit Gummihandschuhen und mehreren Plastiktüten zurück. Er hielt eine hoch, damit Annie sie näher betrachten konnte. Sie war gefüllt mit Geldscheinen. »Kennen Sie das?«, fragte er.
»Nein. Wo um alles in der Welt haben Sie denn das gefunden?«
»Im Wandschrank Ihres ehemaligen Schlafzimmers ist ein kleines Versteck.
Da hat jemand eine Ecke aus dem Gipskarton geschnitten, das Geld reingestopft und den Gipskarton wieder drübergelegt. Das sind fast dreißig Riesen.«
Annie staunte. »Dreißigtausend Dollar?!«
»Mein lieber Schwan«, staunte Theenie und, an Annie gewandt: »Ich dachte, du bist pleite.«
»Bin ich auch!«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie nichts von dem Geld wissen?«, fragte Lamar.
»Genau das will ich damit sagen«, gab Annie zurück.
»Soweit ich mich erinnere, ist das genau die Summe, die Ihr Mann von Ihrem gemeinsamen Sparbuch abhob. Warum sollte er seinen Koffer packen, aber das Geld nicht mitnehmen?«
»Moment mal kurz«, sagte Annie. »Ehe Sie einfach davon ausgehen, dass es sich hier um das Geld handelt, das Charles von unserem Konto abhob, müssen Sie sich doch erst mal vergewissern, dass es
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