Jeder Kuss ein Treffer
davon aus, dass ihr Mann es mitgenommen hatte.«
»Es läuft auf Folgendes hinaus«, sagte Lamar. »Charles Fortenberry wurde umgebracht, bevor er die Möglichkeit hatte, sich sein Geld zu holen. Der Täter musste seine Leiche und das Gepäck loswerden, bevor er Charles‘ Wagen zum Flughafen nach Savannah fuhr.«
»Noch einmal: In Bezug auf Annie beweist das überhaupt nichts.«
»Da ist noch mehr«, sagte Lamar. »An dem Tag, als Annies Mann das Konto abräumte, ging, sie ebenfalls zur Bank. Offenbar hatte sie ihm zuvorkommen wollen, aber sie kam zu spät.«
»Das ist unmöglich«, sagte Wes. »Sie war gar nicht hier. Sie war zu Besuch bei ihrer kranken Mutter«, fügte er hinzu.
Lamar schüttelte den Kopf. »Ich war gestern bei der Bank und habe mit der Kassiererin gesprochen. Sie sagt aus, sie hätte Mrs. Fortenberry … ahm … Annie an dem Tag bei ihren Bankgeschäften geholfen, als sie nach eigenen Angaben bei ihrer Mutter war. Die Frau erinnert sich noch deutlich dran, weil Annie sich furchtbar aufregte, als sie erfuhr, dass das ganze Geld fort war. Annie blieb sogar noch nach Geschäftsschluss in der Bank. Sie bestand darauf, all ihre wichtigen Unterlagen aus dem Safe zu holen.«
Wes schüttelte den Kopf. »Da muss ein Fehler vorliegen.«
Lamar reichte Wes einen Zettel. »Annie musste diesen Schein hier unterschreiben, als sie den Safe schloss. Ich habe die Unterschrift vom Filialleiter prüfen lassen. Es ist Annies. Das Datum ist der Tag, als ihr Mann das gesamte Geld abhob.« Lamar lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Nicht nur das. Sie hat sogar zugegeben, nach Hause gefahren zu sein, um ihn zur Rede zu stellen. Sie behauptet, er war nicht da, kann es aber nicht beweisen, und wir wissen nicht, was wirklich passiert ist. Kurz und gut: Sie hat gelogen. Man lügt nur, wenn man etwas zu verbergen hat, und wenn sie einmal gelogen hat, kann sie auch ohne weiteres die ganze Zeit gelogen haben.« Er hielt inne. »Möchten Sie noch irgendwas wissen?«
Wes warf den Schein auf Lamars Schreibtisch. »Ich denke, das reicht«, sagte er. »Ich räume das Feld, damit Sie Ihrer Arbeit nachgehen können.«
ACHT
»Nein, Vera!«, sagte Jamie im Eingang des Polizeireviers. »Ich verbiete dir hiermit ausdrücklich, Bilder von Annie zu machen, wenn sie in Handschellen zum Gericht geführt wird. Ist es nicht schon schlimm genug, dass jede Zeitung und jeder Fernsehsender im Umkreis von hundert Meilen hier sind?«
»Wie zum Hades sollen wir eine Story ohne Bild machen?«, beharrte Vera, während Mike nervös mit den Füßen scharrte. Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Ich weiß, dass Annie deine Freundin ist, aber wir brauchen diese Story, Jamie. Die Sache ist der Knaller, besonders weil die Leiche von Annies Mann verbummelt wurde. Die Leute haben keine Lust mehr zu lesen, dass Tim Haskins Bulle jeden zweiten Tag durch den Zaun bricht oder dass die Föhne im Salon von Susie Q nicht richtig funktionieren und Lorraine Brown das Haar verbrannt haben.«
»Es gibt keine Fotos«, sagte Jamie. »Das ist mein letztes Wort.« Sie schaute Mike an. »Du kannst den Beitrag schreiben, aber ich behalte mir die Endredaktion vor, wie wir bereits besprochen haben.« Mike nickte.
Max stieß Jamie an. »Ich muss mal zu Muffin und mich auf den neuesten Stand bringen lassen. Ich bin wieder zurück, bevor Annie nach nebenan geführt wird.«
»Gut. Sie braucht so viel Unterstützung wie möglich.« Max eilte zu seinem Auto und stieg ein. »Muffin, bist du da?«
»Nein, ich bin auf Tahiti und gönne mir einen Cola-Rum«, erwiderte die Stimme. Max hatte sie so programmiert, dass sie wie Marilyn Monroe sprach. Muffin war ein hochmoderner Stimmerkennungscomputer im Armaturenbrett von Max‘ Auto, der sein Geschäftsimperium und sein Privatleben organisierte. Und Muffin hatte Stil.
»Du müsstest mal etwas für mich überprüfen«, sagte Max.
»Wer ist der Glückliche?«
Max zögerte nicht. »Such mir alles, was du finden kannst, über einen Typ namens Wes Bridges.«
»Bringen Sie mich nicht auf die Palme, Lamar!«, drohte Jamie. »Sie schulden Max und mir etwas.«
»Ich an Ihrer Stelle würde auf sie hören«, bemerkte Vera. »Sie ist auf Diät.«
Lamar seufzte. »Habe ich das richtig verstanden? Sie wollen meine Erlaubnis, dass eine Mordverdächtige dem Haftrichter ohne Handschellen vorgeführt wird. Und wenn sie versucht zu fliehen?«
»Herrgott noch mal!«, rief Jamie.
Vera klopfte
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