Jeder Kuss ein Treffer
beantworten. Lamar hätte ihn in eine Zelle gesteckt, damit er erst mal seinen Rausch ausschläft. Nachdem sich Erdle im Eingang übergeben hatte.«
»Ach, herrje! Wohl besser, wenn ich ihn abhole.«
»Das wird nichts nützen«, sagte Theenie. »Delores sagt, er ist völlig weggetreten. Sie würde anrufen, wenn er wieder wach ist. Und Lamar ihn vernommen hat«, fügte sie hinzu. »Wenn du mich fragst, sollten sie ihn rüberbringen ins Krankenhaus und in so eine Entgiftungszelle stecken.« Theenie rang die Hände. »Ach, und Jamie hat angerufen. Ich habe ihr gesagt, dass du mit Wes eine Spur verfolgst.« Sie schaute von einem zum anderen.
»Habt ihr etwas herausgefunden?«
»Wir sind noch nicht fertig«, erwiderte Wes.
Danny Gilbert fuhr vor und stellte seinen Bulli ab. »Was ist los?«, fragte er und kam auf die anderen zu. »Wieso macht ihr alle so ein Gesicht?«
Annie erzählte ihm, was geschehen war.
Traurig schüttelte Danny den Kopf. »Es wundert mich nicht, dass Erdle versucht, dich zu schützen«, sagte er.
»Ich muss meinen Anwalt anrufen«, fiel Annie ein. Die anderen drei folgten ihr ins Haus. Aus dem Ballsaal erklang Tschaikowski. Annie verdrehte die Augen. »Lovelle trai niert.« Sie wählte Nunamakers Handynummer. Seine Mailbox sprang an. Annie schilderte die jüngsten Ereignisse und legte auf.
Die Musik verstummte. In einem feschen pinkfarbenen Gymnastikanzug und Rock kam Lovelle aus dem Ballsaal. »Du hast es wahrscheinlich schon gehört«, sagte sie zu Annie und schüttelte angewidert den Kopf. »Langsam glaube ich, Lamar bekommt Urlaubstage für jeden, den er hinter Gitter bringt. Nur schade, dass er nicht den wahren Mörder findet.«
Wes entschuldigte sich und ging nach oben.
»Das kommt jetzt wahrscheinlich nicht so gelegen«, sagte Danny zu Annie, »aber vielleicht hast du ja Lust, morgen Abend ins Kino zu gehen? Lenkt dich von deinen Problemen ab«, fügte er hinzu. »Ich lade dich sogar vorher zum Essen ein.« Als Annie nichts erwiderte, beugte er sich zu ihr vor. »Annie?«
»Hm? Oh, tut mir leid. Ich mache mir nur Sorgen um Erdle. Ich muss rüberfahren zum Polizeirevier und herausfinden, was da los ist.«
»Ich würde dich hinfahren, wenn ich Zeit hätte«, sagte Danny, »aber ich bin gerade mitten in der Arbeit. Und, hast du Lust?«
»Geh doch mit«, sagte Theenie zu Annie. »Du hast schon lange nichts Lustiges mehr gemacht. Vielleicht gehen Lovelle und ich auch einen Bissen essen.« Lovelle nickte zustimmend.
Annie lächelte. »Hört sich super an, Danny«, sagte sie, obwohl es das Letzte war, das ihr momentan in den Sinn kam. Aber Danny würde nicht eher Ruhe geben, bis sie sich einverstanden erklärte, mit ihm auszugehen. »Eigentlich müsste ich
dich
einladen, nach allem, was du für mich getan hast«, sagte sie. »Wir hatten eine Vereinbarung.« Spielerisch fuhr er ihr durchs Haar. »Das hab ich nur so gesagt, damit du einverstanden bist, dass ich mich um deinen Boden kümmere«, sagte er.
»Also, ich zahle.« Er sah auf die Uhr. »Ich muss mich beeilen. Soll ich dich morgen gegen halb sechs abholen? Dann haben wir noch genug Zeit zum Essen, bevor um sieben der Film losgeht.«
»Ich warte auf dich«, sagte Annie. In dem Moment kam Wes die Treppe herunter. Sein Fotoapparat hing ihm um den Hals.
»Ich bin eine Weile unterwegs«, sagte er. »Ich dachte, ich mache mal ein paar Bilder. Ist so ein schöner Tag.«
»Was ist mit dem Abendessen?«, fragte Annie.
»Ich hole mir einen Hotdog, wenn ich Hunger habe.« Er steuerte auf die Hintertür zu.
»Ich komme mit raus«, sagte Danny und verabschiedete sich von den anderen.
Als sie von der Treppe auf den Hof traten, fragte er Wes: »Hast du mal kurz Zeit?«
Wes blieb stehen. »Was ist denn?«
Danny zögerte. »Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber läuft da was zwischen Annie und dir?«
Wes‘ Blick wurde kühl. »Wieso fragst du?«
»Ganz einfach: Ich möchte nicht, dass sie verletzt wird. Sie hat schon eine Menge durchgemacht.«
»Wieso kommst du auf die Idee, dass ich sie verletzen könnte?«
Danny runzelte die Stirn. »Antwortest du auf Fragen immer mit einer Gegenfrage?«
»Ich weiß deine Sorge um Annie zu schätzen, aber selbst wenn wir was miteinander hätten, würde ich nicht mit dir darüber sprechen.«
Dannys Kiefermuskeln spannten sich an. »Ich musste sie schon bei dem ersten Mann trösten«, sagte er. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie verletzt Annie war, als sie herausfand, dass Charles sie
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