Jeder Kuss ein Treffer
betrog.«
»Trotzdem hast du es ihr so schnell wie möglich unter die Nase gerieben«, sagte Wes und ging davon.
Wes parkte sein Motorrad und holte sein Handy hervor. Er wählte eine Nummer, und eine Frau antwortete.
»Hey, Süße! Fehle ich dir?«
»Ja, wie ein Loch im Kopf«, gab die Frau zurück.
»Du müsstest für mich mal verschiedene Personen überprüfen.«
»Und warum sollte ich das tun?«
Wes grinste. »Weil du total heiß auf mich bist.«
»Das würde bedeuten, dass ich einen ausgesprochen schlechten Männergeschmack habe. Na, los, um wen geht‘s?«
Kurz nach dem Essen platzte Annie ohne Einladung in Lamars Büro. Er bewunderte gerade eine neue Angelrute und Winsch. Annie stemmte die Hände in die Hüften und schaute Lamar auf eine Weise an, die ihm sagte, dass sie keine gute Laune hatte. »Ich bin wegen Erdle hier.«
»Sehen Sie mal, was mir mein Bruder zum Geburtstag geschenkt hat!«, sagte Lamar und hielt sein neues Spielzeug in die Höhe. »Da ist eine 75-Pfund-Leine dran. Können Sie sich vorstellen, einen Fisch von 75 Pfund an Land zu ziehen?«
»Nein. Will ich auch gar nicht.«
»Das müsste wohl schon ein Hai sein«, sagte Lamar nachdenklich.
Annie schaute ihn nur an und dachte, wie besorgniserregend es war, dass jemand wie Lamar Tevis diese Stadt schützen sollte. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Lamar.«
»Oh, Mann, Sie sind also immer noch sauer wegen dieser Sache vor ein paar Tagen?«
»Was für eine Sache?«, fragte Annie ungläubig. »Meinen Sie, dass Sie mein Haus von oben bis unten auf den Kopf gestellt haben, oder eher, dass Sie mich wegen Mordes verhaftet haben?«
»Ach, Annie, ich tue nur meine Arbeit. Meinen Sie, das macht mir Spaß?« Er zuckte mit den Schultern, als sie schwieg. »Hey, wenn Sie hier sind, um mich zur Schnecke zu machen, kann ich Ihnen genauso gut sagen, dass Jamie Swift Ihnen schon zuvorgekommen ist. Sie und der Bürgermeister haben mir schon eine Predigt gehalten.«
»Frankie Fontana war hier?«
»Allerdings. Wahrscheinlich verliere ich meine Stelle, noch bevor die ganze Sache ausgestanden ist. Aber dann habe ich natürlich mehr Zeit für meine Träume.«
Träume? Lamar? Annie blinzelte. »Das ist jetzt was ganz anderes, Lamar, aber warum haben Sie Erdle eingesperrt?«
»Der Kerl konnte kaum noch gehen, als er hereinkam, deshalb hat ihm ein Kollege vorgeschlagen, sich erst mal hinzulegen. Er hat den Mord an Ihrem Mann gestanden, konnte sich aber an keine Einzelheiten erinnern. Als er aufwachte, hatte er keine Ahnung, wo er sich befand und wie er hergekommen war.«
»Sie halten ihn also nicht für verdächtig?« Lamar tat, als würde er die Angel auswerfen. »Weiß ich noch nicht. Ich weiß, dass er Sie schützen will. Wenn er der Meinung war, dass Charles Fortenberry Sie irgendwie misshandelte …«
»Sie sind auf dem falschen Dampfer, Lamar. Wieder mal«, fügte Annie hinzu.
»Haben Sie sich die Mühe gemacht, noch weiter in dem Fall zu ermitteln, oder hängen Sie mir einfach den Mord an und sind dann fertig?«
»Der Staatsanwalt hat darauf bestanden, dass ich Sie einbuchte, nicht ich. Das ist alles Politik, Annie, aber das wissen Sie nicht von mir. Was Ihre Frage angeht, die Antwort ist, ja, ich ziehe auch andere Möglichkeiten in Erwägung.«
»Aber ich bin noch immer die Hauptverdächtige.«
»Technisch gesehen schon. Doch Sie haben einen verdammt guten Anwalt, da würde ich mir keine großen Sorgen machen. Da fällt mir gerade ein: Cal Nunamaker hat mir erzählt, er hätte jede Menge Freunde, die gerne tiefseeangeln. Ich sollte mein Boot nach Hilton Head rüberlegen. Die Leute da zahlen jeden Preis, wenn sie was Großes an die Angel bekommen, besonders wenn sie es als Geschäftsreise absetzen können.«
»Super. Haben Sie in der Zwischenzeit die sterblichen Überreste meines Mannes gefunden? Und wann nehmen Sie endlich dieses hässliche gelbe Absperrband weg? Ich verliere zunehmend Kunden; Fremde laufen über mein Grundstück und drehen Videos …«
»Annie, haben Sie eine Vorstellung, unter welchem Stress ich stehe?«, unterbrach er sie. »Eve Fortenberry ruft mich drei- bis viermal am Tag an und schreit mich an, so laut es geht, weil sie ihren Sohn nicht beerdigen kann, solange sie die Knochen nicht hat. Und wenn sie keine Lust hat zu schreien, bläst sie in eine Pfeife, und jetzt habe ich auch noch Tinnitus. Wussten Sie, dass sie zehntausend Dollar Belohnung für denjenigen ausgesetzt hat, der die … ahm … Körperteile
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