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Jeder stirbt für sich allein

Jeder stirbt für sich allein

Titel: Jeder stirbt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nur noch raus, Borkhausen, oder ich lasse Sie abführen, hier bei uns in den Keller!»
    «Dann gehe ich aufs Präsidium am Alex!» erklärte Borkhausen tiefgekränkt. «Was Recht ist, muß Recht bleiben, und geklaut ist geklaut ...»
    Aber Escherich war etwas anderes eingefallen, nämlich ein Fall Klabautermann, der fast ständig seine Gedanken beschäftigte. Er hörte gar nicht mehr auf den Idioten.
    «Sagen Sie mal, Borkhausen», sagte er. «Sie kennen doch auch einen Haufen Leute und gehen viel in die Kneipen?
    Kennen Sie vielleicht einen gewissen Enno Kluge?»
    Borkhausen, der ein Geschäft witterte, sagte noch verdrossen: «Einen gewissen Enno kenne ich. Ob er weiter Kluge heißt, soviel ist mir nicht bekannt. Ich hab eigentlich immer gedacht, Enno wäre sein Nachname.»
    «Kleiner, schmächtiger Mann, blaß, leise und schüchtern?»
    «Das könnte auf meinen stimmen, Herr Kommissar.»
    «Heller Paletot, großkarierte braune Sportmütze?»
    «So kenne ich ihn.»
    «Hat ewig Weibergeschichten?»
    «Von Weibergeschichten ist mir bei meinem nichts bekannt. Wo ich den gesehen habe, da verkehren keine Weiber.»
    «Kleiner Pferdewetter .»
    «Stimmt, Herr Kommissar.»
    «Lokale: und
    «Derselbe, Herr Kommissar. Ihr Enno Kluge, das ist mein Enno!»
    «Den müssen Sie mir finden, Borkhausen! Hängen Sie den ganzen blöden Persicke-Rummel an den Nagel, der trägt
    Ihnen bloß noch KZ ein! Kriegen Sie mir lieber raus, wo der Enno Kluge steckt!»
    «Aber das ist doch kein Fisch für Sie, Herr Kommissar!»
    rief Borkhausen abwehrend. «Das ist doch ein ganz kleiner Pinkel! Ein reiner Nebbich ist das! Was wollen Sie denn mit solchem Idioten, Herr Kommissar?»
    «Das lassen Sie nur meine Sache sein, Borkhausen!
    Wenn ich durch Sie den Enno Kluge kriege, sollen Sie fünfhundert Mark verdient haben!»
    «Fünfhundert Mark, Herr Kommissar? Fünfhundert Mark sind zehn von meinen Ennos noch nicht wert! Da muß ein Irrtum vorliegen.»
    «Vielleicht liegt da sogar wirklich ein großer Irrtum vor, aber das geht Sie nichts an, Borkhausen. Sie kriegen Ihre fünfhundert Eier - so und so!»
    «Na denn! Wenn Sie's sagen, Herr Kommissar, dann will ich mal sehen, daß ich den Enno fasse. Aber ich zeige Ihnen den Mann bloß, ich bringe ihn nicht her. Mit so einem rede ich ja gar nicht ...»
    «Was habt ihr beide denn miteinander gehabt? Sonst bist du doch nicht so empfindlich, Borkhausen! Sicher habt ihr irgendeinen Mist zusammen vergraben. Aber ich will nicht
    in eure zarten Geheimnisse dringen, schwimm ab, Borkhausen, und stell mir den Kluge!»
    «Ich möchte noch um einen kleinen Vorschuß gebeten haben, Herr Kommissar. Nein, um keinen Vorschuß», verbesserte er sich, «sondern um Geld für meine Spesen.»
    «Was hast du denn für Spesen, Borkhausen? Das würde mich doch interessieren.»
    «Ich muß mit der Bahn fahren, in allen möglichen Kneipen muß ich rumstehen, hier eine Molle, da eine Runde ausgeben, das läuft ins Geld, Herr Kommissar!
    Aber, ich denke, fünfzig Mark werden genügen.»
    «Ja, wenn der großmächtige Borkhausen ausgeht, da warten alle schon, daß er was ausgibt! Na, ich will dir zehn Mark geben, und nun hau wirklich ab. Glaubst du, ich habe nichts anderes zu tun, als mit dir rumzuquat-schen?»
    Borkhausen war tatsächlich der Ansicht, daß so ein Kommissar nichts anderes zu tun hatte, als den Leuten die Würmer aus der Nase zu ziehen und andere für sich arbeiten zu lassen. Aber er hütete sich wohl, das auszuspre-chen. Er ging nun wirklich zur Tür, wobei er sagte: «Aber wenn ich Ihnen den Kluge schaffe, müssen Sie mir auch bei den Persickes helfen. Die Brüder haben mich zu sehr in Rage gebracht ...»
    Mit einem Satz war Escherich hinter ihm drein, packte ihn an der Schulter und hielt ihm die Faust unter die Na-se.
    «Siehst du die?» schrie er wütend. «Willste mal riechen an der Knospe, du dämlicher Hund? Noch ein Wort von den Persickes, und ich schicke dich in den Bunker, und wenn auch alle Enno Kluges von der Welt frei rumlaufen!»
    Und er gab dem Überraschten einen Stoß mit dem Knie in den Hintern, daß er wie eine Kanonenkugel in den Gang schoß. Er war aber grade auf eine SS-Ordonnanz abgeschossen, die ihm einen weiteren kräftigen Tritt versetzte .
    Der Lärm, den diese zwei Abschüsse verursachten, hatte zwei SS-Posten am Treppenpodest aufmerken lassen. Sie nahmen den noch taumelnden Borkhausen in Empfang und warfen ihn die Treppe hinab, genau wie einen

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