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Jeder stirbt für sich allein

Jeder stirbt für sich allein

Titel: Jeder stirbt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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«Ich werde nicht statt Ihrer in den Bunker gesandt, obwohl ich es zehnmal mehr als Sie verdient hätte. Nicht nur wegen der Fehler, die ich gemacht habe, sondern weil ich mich wie ein Schwein Ihnen gegenüber benommen habe. Meine einzige Entschuldigung ist, ich glaubte, Sie hätten schlecht gearbeitet ...»
    «Nun reden Sie nicht mehr davon», hatte Escherich mit seinem zahnlückigen Lächeln gesagt. «Im Fall Klabautermann haben bisher alle schlecht gearbeitet. Sie, ich, alle.
    Es ist komisch, ich bin wirklich gespannt darauf, diesen Mann kennenzulernen, der so viel Unglück mit seinen Karten über seine Mitmenschen gebracht hat. Es muß ein seltsamer Vogel sein ...»
    Er sah den Kriminalrat gedankenvoll an.
    Der gab ihm seine kleine aktengelbe Hand. «Denken Sie nicht zu böse von mir, Kollege Escherich», sagte er leise.
    «Und noch eins: ich habe da so eine neue Theorie aufgestellt, daß der Täter irgend etwas mit der Straßenbahn zu tun hat. Sie werden es bei den Akten finden. Bitte verlieren Sie diese Theorie bei Ihren Ermittlungen nicht ganz aus dem Auge. Ich wäre sehr glücklich, wenn wenigstens dieser Punkt meiner Erwägungen sich als wahr erwiese!
    Ich bitte Sie darum!»
    Und damit entschwand der Kriminalrat Zott auf sein abgelegenes, stilles Zimmer, nur noch seinen Theorien hingegeben.
    Die zweite denkwürdige Ansprache hielt natürlich der Obergruppenführer Prall. «Escherich», sagte er mit erhobener Stimme, «Kommissar Escherich! Sie fühlen sich doch ganz wohl?»
    «Völlig wohl!» antwortete der Kommissar. Er stand hinter seinem Schreibtisch, unwillkürlich lagen die Hände mit eng angepreßten Daumen an der Hose, wie er es unten in der Zelle gelernt hatte. So sehr er dagegen an-kämpfte, der Kommissar zitterte. Sein Auge war aufmerksam auf den Vorgesetzten gerichtet. Diesem Manne gegenüber erfaßte ihn nichts wie Angst, besinnungslose Angst, jeden Augenblick konnte der ihn wieder in den Keller schicken.
    «Wenn Sie sich also völlig wohl fühlen, Escherich», fuhr Prall fort, der sehr wohl die Wirkung seiner Worte spürte,
    «so können Sie doch auch arbeiten. Oder nicht?»
    «Ich kann arbeiten, Herr Obergruppenführer!»
    «Wenn Sie arbeiten können, Escherich, so können Sie doch auch den Klabautermann fangen! Das können Sie doch?»
    «Das kann ich, Herr Obergruppenführer!»
    «In kürzester Zeit, Escherich!»
    «In kürzester Zeit, Herr Obergruppenführer!»
    «Sehen Sie, Escherich», sagte der Obergruppenführer Prall gnädig und weidete sich an der Angst seines Untergebenen. «Wie gut so 'n kleiner Ferienaufenthalt im Bunker tut! So liebe ich meine Leute! Sie fühlen sich mir nicht mehr sehr überlegen, Herr Escherich?»
    «Nein, Herr Obergruppenführer, gewiß nicht. Zu Befehl, Herr Obergruppenführer!»
    «Sie denken nicht mehr, daß Sie der allerschlaueste Hund in der ganzen Gestapo sind und daß alle andern bloß aus Hundedreck gemacht sind - das denken Sie doch nicht mehr, Escherich?»
    «Zu Befehl, nein, Herr Obergruppenführer, das denke ich nicht mehr.»
    «Sehen Sie, Escherich», fuhr der Obergruppenführer fort und gab dem angstvoll zurückfahrenden Escherich einen kräftigen, aber scherzhaften Nasenstüber, «und wenn Sie sich nun mal wieder sehr schlau fühlen, oder wenn Sie Eigenmächtigkeiten begehen, oder wenn Sie denken, der
    Obergruppenführer Prall ist bloß ein doofes Aas, dann sagen Sie mir das rechtzeitig. Dann schicke ich Sie gleich, ehe es noch zu schlimm wird, zu einer kleinen Kur in den Keller. Na, na?»
    Der Kommissar Escherich sah seinen Vorgesetzten nur starr an. Jetzt konnte es ein Blinder hören, so stark zitterte der Kommissar.
    «Nun, was wird, Escherich, werden Sie's mir rechtzeitig sagen, wenn Sie mal wieder mächtig schlau sind?»
    «Zu Befehl, Herr Obergruppenführer!»
    «Oder wenn die Arbeit nicht vorangeht, damit ich Ihnen ein bißchen Beine mache?»
    «Zu Befehl, Herr Obergruppenführer.»
    «Na, dann sind wir uns ja einig, Escherich!»
    Der hohe Herr gab dem genugsam Geduckten plötzlich ganz überraschend die Hand. «Freut mich, Escherich, Sie wieder im Dienst zu sehen. Hoffe, wir werden wieder ausgezeichnet miteinander arbeiten. Was wollen Sie also als nächstes tun?»
    «Mir von den Beamten des Reviers am Nollendorfplatz eine genaue Personalbeschreibung verschaffen. Die werden wir jetzt endlich bekommen! Der Mann, der die beiden Angezeigten vernahm, vielleicht hat er doch noch ei-ne leise Erinnerung an den Namen. Die Suchaktion des Kollegen Zott

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