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Jedes Kind Kann Regeln Lernen

Titel: Jedes Kind Kann Regeln Lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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seinem Platz sitzen.
    • Ablenkungen , die über ein normales Gespräch hinausgehen, sind nicht sinnvoll.
    All diese Punkte wurden mit Carolas Mutter besprochen. Zunächst aber mußte der Kinderarzt sie überzeugen, daß Carola nicht "zu dünn" war. Von Geburt an war sie zwar leichter als der Durchschnitt gewesen. Sie hatte jedoch immer stetig und gleichmäßig zugenommen. Die Gewichtskurve im Vorsorge-Untersuchungsheft zeigte das ganz deutlich. Carola war ein gesundes Mädchen, körperlich fit und beweglich. Sie wußte selbst, wieviel Nahrung sie brauchte. Der Mutter das verständlich zu machen, war der wichtigste und schwierigste Teil der "Behandlung".
    Nach der Beratung überließ es Carolas Mutter ihrer Tochter, wieviel sie essen wollte. Die Mahlzeiten wurden festgelegt und auf 15 Minuten begrenzt. Dann wurde der Tisch abgeräumt. Erst bei der nächsten Mahlzeit bekam Carola wieder etwas angeboten. Sie durfte zwischendurch Obst essen, soviel sie mochte. Ablenkungen wie Fernsehen oder Bilderbücher wurden bei den Mahlzeiten nicht mehr zugelassen.
    Vier Tage lang nahm Carola extrem wenig zu sich. Erst dann lernte sie offensichtlich aus der Erfahrung: "Wenn ich nichts esse, bekomme ich Hunger. Hunger ist ein unangenehmes Gefühl. Zwischendurch bekomme ich nichts zu essen. Wenn ich das unangenehme Gefühl , Hunger' vermeiden will, bleibt mir nichts anderes übrig: Ich muß während der Mahlzeiten etwas essen." - Carola aß zwar insgesamt nicht mehr als vorher. Es fanden aber keine Machtkämpfe mehr statt. Sie hatte die Regel gelernt: "Mami entscheidet, was auf den Tisch kommt, wann gegessen und wann abgeräumt wird. Ich entscheide, was und wieviel ich essen will."
    Ein weiteres Beispiel, das schon am Anfang des Buches erwähnt wurde (S. 20):
    Miriam , 6 Jahre alt, trödelte jeden Morgen beim Anziehen. Zwei- bis dreimal in der Woche ging sie nicht in den Kindergarten, weil sie nicht rechtzeitig fertig wurde. Das störte sie allerdings überhaupt nicht.
    Es liegt auf der Hand, wie in diesem Fall "Lernen aus den Folgen" aussehen kann:
    Miriams Mutter redete mit ihrer Tochter Klartext und wandte die Technik der "kaputten Schallplatte" an: "Du ziehst dich jetzt an. Ich bringe dich auf jeden Fall pünktlich in den Kindergarten". Es half nicht. Miriam saß im Schlafanzug auf dem Fußboden und rührte sich nicht. Die Mutter verließ den Raum und reagierte auf das Rufen ihrer Tochter nicht mehr. Alle 5 Minuten kam sie von da an in Miriams Zimmer zurück und sagte jedesmal: "Miriam, brauchst du meine Hilfe? Wenn der Zeiger hier ist, gehen wir los." Miriam glaubte ihrer Mutter nicht. Sie schimpfte und heulte und zog sich nicht an. Zur verabredeten Zeit nahm Miriams Mutter ihre Tochter an die Hand und brachte sie zum Auto - im Schlafanzug. Ihre Sachen nahm sie mit ins Auto. Im Auto zog sich Miriam schnell wie der Blitz an. Sie schimpfte wie ein Rohrspatz, wie gemein doch die Mama sei. Ihre Mama sagte gar nichts. Vom nächsten Tag an reichte das "Klartext-Reden" aus. Miriam hatte aus den Folgen gelernt.
    Ob Sie es glauben oder nicht: Im Kindergartenalter funktioniert diese Methode immer . Nur sehr selten kommt es dazu, daß ein Kind tatsächlich im Schlafanzug das Haus verläßt. Die Eltern müssen allerdings innerlich bereit sein, notfalls so weit zu gehen. Das spüren die Kinder. Sie entschließen sich meist in der letzten Sekunde, sich doch noch fertig zu machen.
    Ein ähnliches Beispiel kann ich von einer Auseinandersetzung erzählen, die ich kürzlich mit meiner sechsjährigen Tochter hatte. Ich hatte für sie einen Termin beim Friseur gemacht. Sie war damit einverstanden gewesen. Als wir losfahren wollten, fing sie an zu schreien und weigerte sich mitzukommen. Ich schaute sie an und sagte ganz ruhig: "Wir haben einen Termin beim Friseur, und ich bringe dich auf jeden Fall pünktlich dorthin. Mir macht es nichts aus, wenn du die ganze Zeit weinst, und die Friseurin ist sicher auch daran gewöhnt. Kleine Kinder weinen oft beim Friseur. Aber eins steht fest: Nur wenn du dich beruhigt hast, kannst du selbst sagen, wie deine Haare geschnitten werden sollen!" - Meine Tochter weinte unterwegs die ganze Zeit. Sobald wir den Laden betraten, hörte sie auf. Sie war kooperativ und durfte genau sagen, wie sie ihre Haare haben wollte. Anschließend war sie sehr stolz auf ihre neue Frisur.
    Ein letztes Beispiel zeigt, daß bei der Auswahl von "natürlichen" Folgen auch leicht etwas schiefgehen kann:
    Maximilian war 8 Jahre alt. Seine

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