Jedes Kind Kann Regeln Lernen
wie folgt begründen: "Ich habe dich lieb. Du bist mir sehr wichtig. Deshalb kann mir dein schlechtes Verhalten nicht egal sein. Es muß sich ändern. Ich werde dich dabei unterstützen."
Welche Konsequenzen bei welchem Verhalten in welchem Alter sinnvoll sind - diese wichtige Frage kann kaum erschöpfend beantwortet werden. Wir wagen jedoch wieder ganz konkrete Hinweise. Dabei stützen wir uns nicht nur auf unsere Erfahrung, sondern auch auf neuere Forschungserkenntnisse aus der Kinderpsychologie.
Lernen aus den logischen Folgen
In diesem Punkt sind sich ausnahmsweise einmal alle Experten einig: Je klarer ein Zusammenhang zu erkennen ist zwischen dem unerwünschten Verhalten des Kindes und den Konsequenzen - desto besser. Das Kind bekommt die Gelegenheit, aus den Folgen seines eigenen Verhaltens zu lernen: Es wird "aus Schaden klug". Es lernt, selbst
Verantwortung zu übernehmen. Einige Beispiele sollen verdeutlichen, was gemeint ist.
Jonas , 11 Monate alt, hatte eine unangenehme Angewohnheit: Nachts gegen l Uhr wachte er auf und weinte. Mindestens die nächsten zwei Stunden blieb er wach. Die Eltern konnten tun, was sie wollten, er schlief einfach nicht vor 3 Uhr wieder ein. Allerdings holte er den nachts versäumten Schlaf morgens nach: Vor 9 oder 10 Uhr wachte er nicht auf. Jonas kam abends gegen 20 Uhr ins Bett. Kinder in seinem Alter brauchen normalerweise nachts etwa elf Stunden Schlaf. Die natürliche Konsequenz war also, Jonas um 7 Uhr morgens zu wecken. Von der dritten Nacht an schlief er durch. Er hatte die Regel gelernt: "Die Nacht ist zum Schlafen da."
Ein anderes Beispiel:
Daniel , 2 Jahre alt, ging gerne mit seiner Mutter in der Fußgängerzone spazieren. Zu ihrem Leidwesen riß er sich häufig von ihrer Hand los und rannte weg. Immer wieder mußte seine Mutter hinter ihm herrennen und ihn "einfangen". Daniel hatte seinen Spaß, seine Mutter fand es irgendwann gar nicht mehr komisch. Sie beschloß zu handeln. Wie immer nahm sie den Buggy mit in die Stadt. Daniel durfte aber an ihrer Hand gehen. Sie gab ihm mehrmals die klare Anweisung: "Bleib schön nah bei mir!" Trotzdem lief er nach fünf Minuten zum ersten Mal weg.
In diesem Fall sind zwei logische Folgen denkbar: Die Mutter könnte ihn, falls die Straße autofrei ist, laufen lassen und im Auge behalten. Erst wenn er sie besorgt anfängt zu suchen, könnte sie zu ihm gehen und nochmals wiederholen: "Jetzt bleibst du ganz nah bei mir." Wenn er sich allein unwohl gefühlt hat, wird er nun wahrscheinlich nicht mehr weglaufen. Daniels Mutter bevorzugte die zweite Möglichkeit:
Sie nahm ihren Sohn und schnallte ihn im Buggy fest. Zuerst schrie Daniel. Als er sich beruhigt hatte, durfte er wieder alleine laufen. Diesmal blieb er in ihrer Nähe. Von da an handelte Daniels Mutter jedesmal so, bis Daniel die Regel gelernt hatte: "Wenn ich alleine laufen will, muß ich bei Mama bleiben."
Das folgende Beispiel wurde am Anfang des Buches (S. 20) schon einmal erwähnt:
Carola war dreieinhalb und machte beim Essen regelmäßig "Theater". Die Mahlzeiten zogen sich über eine Stunde hin. Carola wurde gefüttert und brauchte zusätzlich Ablenkungen wie Fernsehen oder Bilderbücher, um überhaupt etwas zu sich zu nehmen. Der Tag war bestimmt durch Auseinandersetzungen zum Thema Essen. Ihre Mutter war regelrecht besessen von dem Gedanken, ihre Tochter sei zu dünn. Deshalb ließ sie keine Gelegenheit aus, ihr irgendwie Nahrung einzuflößen. So hatte sie z.B. bei jedem Spaziergang Brotkügelchen in der Tasche, die sie ihrer Tochter in unbemerkten Augenblicken in den Mund stopfte.
Wie konnte in diesem Fall "Lernen aus den Folgen" aussehen? Auf keinen Fall ist es sinnvoll, einem Kind gegen seinen Willen Nahrung einzuflößen. Niemand darf zum Essen gezwungen werden, weder mit irgendwelchen Tricks, noch mit Gewalt. Das kann bedenkliche Auswirkung haben. Carola z.B. hatte sich angewöhnt, oft zu erbrechen. Bei jüngeren Kindern kommt sogar vor, daß beim allzu heftigen Füttern mit dem Löffel das zarte Gaumenzäpfchen verletzt wird! Für das richtige "Lernen aus den Folgen" kommt eher die gegenteilige Methode in Frage:
• Begrenzen Sie die Zeiten, an denen Essen angeboten wird.
• Wählen Sie aus, was Sie anbieten wollen.
• Überlassen Sie Ihrem Kind, wieviel es zu sich nehmen möchte.
• Essen Sie gemeinsam mit dem Kind. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre eigene Mahlzeit, nicht auf die des Kindes!
• Während der Mahlzeit bleibt Ihr Kind auf
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